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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831.

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Dyk, wie er ihn nannte, gleich andern Affen, nach
erhaltener Erlaubniß die Taschen der Menschen un-
tersucht, ob Eßwaaren darin seyen, aber stets das,
was er darin fand, wenn es seinem Zweck nicht ent-
sprach, sorgfältig wieder hereingesteckt, statt es, wie
seine Kameraden, wegzuwerfen oder hinfallen zu las-
sen. Auch sey er gegen das geringste Zeichen von
Mißfallen so empfindlich gewesen, daß er Tage lang
darüber habe schwermüthig bleiben können, und oft
habe man ihn den Hausdienern, wenn ihnen die Ar-
beit sauer zu werden schien, freiwillig Hülfe leisten
sehen.

Zu den fast unglaublichen Verwundungen gehört
folgende: Herr Clist zeigte mir den Vordertheil der
Brust eines Menschen in Spiritus, den eine Deichsel
bei durchgehenden Pferden so mitten durchgerannt
und angespießt hatte, daß er nachher nur mit großer
Kraftanstrengung mehrerer Leute von ihr wieder ab-
gezogen werden konnte. Der Schaft war immediat
bei Herz und Lungen vorbeigegangen, die er jedoch
nur sanft zur Seite gedrückt, ohne sie im geringsten
zu verletzen, wohl aber vorn und hinten die Rippen
zerbrochen hatte. Nachdem der Mann von der Deich-
sel abgezogen worden war, blieb ihm noch so viel
Kraft, daß er zwei Treppen hoch steigen und sich zu
Bette legen konnte. Er lebte seitdem vierzehn Jahre
gesund und wohl, die Herren Chirurgen hatten ihn
aber nicht aus den Augen gelassen, und bemächtigten
sich seines Körpers sobald er todt war, um ihn, nebst
der Deichsel, die als eine Reliquie in der Familie
aufbewahrt wurde, ihrem Museo einzuverleiben.

Dyk, wie er ihn nannte, gleich andern Affen, nach
erhaltener Erlaubniß die Taſchen der Menſchen un-
terſucht, ob Eßwaaren darin ſeyen, aber ſtets das,
was er darin fand, wenn es ſeinem Zweck nicht ent-
ſprach, ſorgfältig wieder hereingeſteckt, ſtatt es, wie
ſeine Kameraden, wegzuwerfen oder hinfallen zu laſ-
ſen. Auch ſey er gegen das geringſte Zeichen von
Mißfallen ſo empfindlich geweſen, daß er Tage lang
darüber habe ſchwermüthig bleiben können, und oft
habe man ihn den Hausdienern, wenn ihnen die Ar-
beit ſauer zu werden ſchien, freiwillig Hülfe leiſten
ſehen.

Zu den faſt unglaublichen Verwundungen gehört
folgende: Herr Cliſt zeigte mir den Vordertheil der
Bruſt eines Menſchen in Spiritus, den eine Deichſel
bei durchgehenden Pferden ſo mitten durchgerannt
und angeſpießt hatte, daß er nachher nur mit großer
Kraftanſtrengung mehrerer Leute von ihr wieder ab-
gezogen werden konnte. Der Schaft war immediat
bei Herz und Lungen vorbeigegangen, die er jedoch
nur ſanft zur Seite gedrückt, ohne ſie im geringſten
zu verletzen, wohl aber vorn und hinten die Rippen
zerbrochen hatte. Nachdem der Mann von der Deich-
ſel abgezogen worden war, blieb ihm noch ſo viel
Kraft, daß er zwei Treppen hoch ſteigen und ſich zu
Bette legen konnte. Er lebte ſeitdem vierzehn Jahre
geſund und wohl, die Herren Chirurgen hatten ihn
aber nicht aus den Augen gelaſſen, und bemächtigten
ſich ſeines Körpers ſobald er todt war, um ihn, nebſt
der Deichſel, die als eine Reliquie in der Familie
aufbewahrt wurde, ihrem Muſeo einzuverleiben.

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[139/0155] Dyk, wie er ihn nannte, gleich andern Affen, nach erhaltener Erlaubniß die Taſchen der Menſchen un- terſucht, ob Eßwaaren darin ſeyen, aber ſtets das, was er darin fand, wenn es ſeinem Zweck nicht ent- ſprach, ſorgfältig wieder hereingeſteckt, ſtatt es, wie ſeine Kameraden, wegzuwerfen oder hinfallen zu laſ- ſen. Auch ſey er gegen das geringſte Zeichen von Mißfallen ſo empfindlich geweſen, daß er Tage lang darüber habe ſchwermüthig bleiben können, und oft habe man ihn den Hausdienern, wenn ihnen die Ar- beit ſauer zu werden ſchien, freiwillig Hülfe leiſten ſehen. Zu den faſt unglaublichen Verwundungen gehört folgende: Herr Cliſt zeigte mir den Vordertheil der Bruſt eines Menſchen in Spiritus, den eine Deichſel bei durchgehenden Pferden ſo mitten durchgerannt und angeſpießt hatte, daß er nachher nur mit großer Kraftanſtrengung mehrerer Leute von ihr wieder ab- gezogen werden konnte. Der Schaft war immediat bei Herz und Lungen vorbeigegangen, die er jedoch nur ſanft zur Seite gedrückt, ohne ſie im geringſten zu verletzen, wohl aber vorn und hinten die Rippen zerbrochen hatte. Nachdem der Mann von der Deich- ſel abgezogen worden war, blieb ihm noch ſo viel Kraft, daß er zwei Treppen hoch ſteigen und ſich zu Bette legen konnte. Er lebte ſeitdem vierzehn Jahre geſund und wohl, die Herren Chirurgen hatten ihn aber nicht aus den Augen gelaſſen, und bemächtigten ſich ſeines Körpers ſobald er todt war, um ihn, nebſt der Deichſel, die als eine Reliquie in der Familie aufbewahrt wurde, ihrem Muſeo einzuverleiben.

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/155>, abgerufen am 24.11.2024.