ich folgenden Artikel: "Des seligen Kaiser Alexanders Bewunderung Napoleons war eine Zeit lang ohne Grenzen. Man weiß, daß in Erfurth, als Talma auf dem Theater die Worte sprach: L'amitie d'un grand homme est un bienfait des dieux, Alexander sich gegen Napoleon verbeugte und ausrief: Ces pa- roles ont ete ecrites pour moi. -- Weniger bekannt ist vielleicht folgende Anekdote, deren Wahrheit wir verbürgen können. Eines Tages äußerte Ale- xander gegen Duroc den lebhaften Wunsch, ein Paar Hosen seines großen Verbündeten, des Kaisers Na- poleon zu besitzen. Duroc sondirte seinen Herren über die allerdings ungewöhnliche Angelegenheit. Na- poleon lachte herzlich. O, auf jeden Fall, rief er, don- nez lui tout ce qu'il veut, pourvau qu'il me reste une paire pour changer. Dieß ist authentisch, man versicherte uns indessen noch, daß Alexander, der sehr abergläubig war, in den Campagnen 1812 und 13 im Felde nie andere als "Napoleons-Hosen" trug!!! Solchen Unsinn glaubt jedoch ein Engländer unbe- denklich.
Der Tag endete sehr angenehm für mich mit der Ankunft meines Freundes L ...., für den ich Dich jetzt auch verlasse, und den entsetzlich langen, leider nichts weniger als im Verhältniß inhaltreichen Brief, mit der eben so alten, aber für Dich, wie ich weiß, doch stets den Reiz der Neuheit behaltenden Versiche- rung schließe, daß Du, fern oder nah, meinem Her- zen immer die Nächste bist und bleibst.
Dein treuer L.
ich folgenden Artikel: „Des ſeligen Kaiſer Alexanders Bewunderung Napoleons war eine Zeit lang ohne Grenzen. Man weiß, daß in Erfurth, als Talma auf dem Theater die Worte ſprach: L’amitié d’un grand homme est un bienfait des dieux, Alexander ſich gegen Napoleon verbeugte und ausrief: Ces pa- roles ont été ecrites pour moi. — Weniger bekannt iſt vielleicht folgende Anekdote, deren Wahrheit wir verbürgen können. Eines Tages äußerte Ale- xander gegen Duroc den lebhaften Wunſch, ein Paar Hoſen ſeines großen Verbündeten, des Kaiſers Na- poleon zu beſitzen. Duroc ſondirte ſeinen Herren über die allerdings ungewöhnliche Angelegenheit. Na- poleon lachte herzlich. O, auf jeden Fall, rief er, don- nez lui tout ce qu’il veut, pourvû qu’il me reste une paire pour changer. Dieß iſt authentiſch, man verſicherte uns indeſſen noch, daß Alexander, der ſehr abergläubig war, in den Campagnen 1812 und 13 im Felde nie andere als „Napoleons-Hoſen“ trug!!! Solchen Unſinn glaubt jedoch ein Engländer unbe- denklich.
Der Tag endete ſehr angenehm für mich mit der Ankunft meines Freundes L ...., für den ich Dich jetzt auch verlaſſe, und den entſetzlich langen, leider nichts weniger als im Verhältniß inhaltreichen Brief, mit der eben ſo alten, aber für Dich, wie ich weiß, doch ſtets den Reiz der Neuheit behaltenden Verſiche- rung ſchließe, daß Du, fern oder nah, meinem Her- zen immer die Nächſte biſt und bleibſt.
Dein treuer L.
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ich folgenden Artikel: „Des ſeligen Kaiſer Alexanders
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auf dem Theater die Worte ſprach: L’amitié d’un
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ſich gegen Napoleon verbeugte und ausrief: Ces pa-
roles ont été ecrites pour moi. — Weniger bekannt
iſt vielleicht folgende Anekdote, deren Wahrheit wir
verbürgen können. Eines Tages äußerte Ale-
xander gegen Duroc den lebhaften Wunſch, ein Paar
Hoſen ſeines großen Verbündeten, des Kaiſers Na-
poleon zu beſitzen. Duroc ſondirte ſeinen Herren
über die allerdings ungewöhnliche Angelegenheit. Na-
poleon lachte herzlich. O, auf jeden Fall, rief er, don-
nez lui tout ce qu’il veut, pourvû qu’il me reste
une paire pour changer. Dieß iſt authentiſch, man
verſicherte uns indeſſen noch, daß Alexander, der ſehr
abergläubig war, in den Campagnen 1812 und 13
im Felde nie andere als „Napoleons-Hoſen“ trug!!!
Solchen Unſinn glaubt jedoch ein Engländer unbe-
denklich.
Der Tag endete ſehr angenehm für mich mit der
Ankunft meines Freundes L ...., für den ich Dich
jetzt auch verlaſſe, und den entſetzlich langen, leider
nichts weniger als im Verhältniß inhaltreichen Brief,
mit der eben ſo alten, aber für Dich, wie ich weiß,
doch ſtets den Reiz der Neuheit behaltenden Verſiche-
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zen immer die Nächſte biſt und bleibſt.
Dein treuer L.
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/151>, abgerufen am 27.11.2024.
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