der Nation) machen läßt, nicht den Plebs den Ein- gang temporär zu verbieten, sondern hat nur Tafeln anschlagen lassen, auf denen wörtlich folgendes steht:
"Das Publikum wird respektueusest ersucht, wäh- rend der Arbeiten, die nur die Vergrößerung seines eigenen Vergnügens bezwecken, die Karren und Uten- silien der Arbeiter nicht zu beschädigen, und über- haupt den Distrikt, worin die Arbeiten stattfinden, möglichst zu schonen."
Demungeachtet wird sehr wenig Rücksicht auf diese respektueuse Bitte genommen, und die Karren, die nach der Arbeit aufgeschichtet liegen, werden häufig gebraucht, um Jungen darin herum zu fahren, und allerhand andern Unfug damit zu treiben. Auf den langen Brettern schaukeln sich die Mädchen, und viele unnütze Brut wirft Steine gerade da in's Wasser, wo Damen davor stehen, die natürlich so davon be- sprützt werden, daß sie, unwillkührlich gebadet, zu Hause eilen müssen. Diese Rohheit des englischen Publikums ist in der That sehr eigenthümlich, und die einzige Entschuldigung für die Inhumanität aller Wohlhabenden, mit der sie ihre reizenden Besitzun- gen so neidisch verschließen. Es ist aber auch mög- lich, daß diese Inhumanität der Reichen die Rohheit und Bosheit der Armen erst hervorgerufen hat.
Die Spaziergänge und Ritte in der Umgegend wer- den jetzt ebenfalls wieder sehr einladend, da der Herbst schon früh beginnt. Das verbrannte Gras prangt von Neuem in hellem Grün, und die Bäume erhal- ten ihr Laub fester und frischer als bei uns, obgleich sie sich auch zeitiger zu färben anfangen. Der Win-
der Nation) machen läßt, nicht den Plebs den Ein- gang temporär zu verbieten, ſondern hat nur Tafeln anſchlagen laſſen, auf denen wörtlich folgendes ſteht:
„Das Publikum wird reſpektueuſeſt erſucht, wäh- rend der Arbeiten, die nur die Vergrößerung ſeines eigenen Vergnügens bezwecken, die Karren und Uten- ſilien der Arbeiter nicht zu beſchädigen, und über- haupt den Diſtrikt, worin die Arbeiten ſtattfinden, möglichſt zu ſchonen.“
Demungeachtet wird ſehr wenig Rückſicht auf dieſe reſpektueuſe Bitte genommen, und die Karren, die nach der Arbeit aufgeſchichtet liegen, werden häufig gebraucht, um Jungen darin herum zu fahren, und allerhand andern Unfug damit zu treiben. Auf den langen Brettern ſchaukeln ſich die Mädchen, und viele unnütze Brut wirft Steine gerade da in’s Waſſer, wo Damen davor ſtehen, die natürlich ſo davon be- ſprützt werden, daß ſie, unwillkührlich gebadet, zu Hauſe eilen müſſen. Dieſe Rohheit des engliſchen Publikums iſt in der That ſehr eigenthümlich, und die einzige Entſchuldigung für die Inhumanität aller Wohlhabenden, mit der ſie ihre reizenden Beſitzun- gen ſo neidiſch verſchließen. Es iſt aber auch mög- lich, daß dieſe Inhumanität der Reichen die Rohheit und Bosheit der Armen erſt hervorgerufen hat.
Die Spaziergänge und Ritte in der Umgegend wer- den jetzt ebenfalls wieder ſehr einladend, da der Herbſt ſchon früh beginnt. Das verbrannte Gras prangt von Neuem in hellem Grün, und die Bäume erhal- ten ihr Laub feſter und friſcher als bei uns, obgleich ſie ſich auch zeitiger zu färben anfangen. Der Win-
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der Nation) machen läßt, nicht den Plebs den Ein-
gang temporär zu verbieten, ſondern hat nur Tafeln
anſchlagen laſſen, auf denen wörtlich folgendes ſteht:
„Das Publikum wird reſpektueuſeſt erſucht, wäh-
rend der Arbeiten, die nur die Vergrößerung ſeines
eigenen Vergnügens bezwecken, die Karren und Uten-
ſilien der Arbeiter nicht zu beſchädigen, und über-
haupt den Diſtrikt, worin die Arbeiten ſtattfinden,
möglichſt zu ſchonen.“
Demungeachtet wird ſehr wenig Rückſicht auf dieſe
reſpektueuſe Bitte genommen, und die Karren, die
nach der Arbeit aufgeſchichtet liegen, werden häufig
gebraucht, um Jungen darin herum zu fahren, und
allerhand andern Unfug damit zu treiben. Auf den
langen Brettern ſchaukeln ſich die Mädchen, und viele
unnütze Brut wirft Steine gerade da in’s Waſſer,
wo Damen davor ſtehen, die natürlich ſo davon be-
ſprützt werden, daß ſie, unwillkührlich gebadet, zu
Hauſe eilen müſſen. Dieſe Rohheit des engliſchen
Publikums iſt in der That ſehr eigenthümlich, und
die einzige Entſchuldigung für die Inhumanität aller
Wohlhabenden, mit der ſie ihre reizenden Beſitzun-
gen ſo neidiſch verſchließen. Es iſt aber auch mög-
lich, daß dieſe Inhumanität der Reichen die Rohheit
und Bosheit der Armen erſt hervorgerufen hat.
Die Spaziergänge und Ritte in der Umgegend wer-
den jetzt ebenfalls wieder ſehr einladend, da der Herbſt
ſchon früh beginnt. Das verbrannte Gras prangt
von Neuem in hellem Grün, und die Bäume erhal-
ten ihr Laub feſter und friſcher als bei uns, obgleich
ſie ſich auch zeitiger zu färben anfangen. Der Win-
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/149>, abgerufen am 24.11.2024.
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