tiers de gentilhomme et de moine ne seront plus de la moitie aussi lucratifs qu' ils sont aujourd'hui.
Doch was kümmert mich die Politik! Könnte ich nur immer in mir selbst das gehörige Gleichgewicht erhalten, wäre ich zufrieden. Das von Europa wird sich schon von selbst herstellen. Klugheit und Dummheit führen am Ende alle zu demselben Ziel -- der Nothwendigkeit.
Indessen ist Canning's Tod natürlich jetzt das Stadtgespräch, und die Details seiner Leiden empö- rend. Die Frömmler, denen er wegen seiner freisin- nigen Meinungen sehr zuwider war, suchen auszu- breiten, er habe sich während dieser Schmerzen be- kehrt -- was sie nämlich Bekehrung nennen -- einer seiner Freunde dagegen, der lange an seinem Todes- Bette zugebracht, konnte nicht genug den stoischen Muth und die Sanftmuth rühmen, mit der er sein herbes Geschick getragen, bis zum letzten Augenblicke der Besinnung nur von seinen Plänen zum Wohle Englands und der Menschheit erfüllt, und ängstlich sorgend: sie dem Könige noch einmal an's Herz zu legen.
Wie sich nun Frivoles und Ernstes hienieden stets die Hand reicht, so erregt nebst diesem tragi- schen Tode zugleich ein höchst seltsamer Roman: "Vi- vian Grey," durch seine oft barokken, oft aber auch sehr witzigen und wahren Schilderungen der Sitten des Continents hier viele Aufmerksamkeit. Die Be- schreibung des Anfangs eines Balles in Ems möge
tiers de gentilhomme et de moine ne seront plus de la moitié aussi lucratifs qu’ ils sont aujourd’hui.
Doch was kümmert mich die Politik! Könnte ich nur immer in mir ſelbſt das gehörige Gleichgewicht erhalten, wäre ich zufrieden. Das von Europa wird ſich ſchon von ſelbſt herſtellen. Klugheit und Dummheit führen am Ende alle zu demſelben Ziel — der Nothwendigkeit.
Indeſſen iſt Canning’s Tod natürlich jetzt das Stadtgeſpräch, und die Details ſeiner Leiden empö- rend. Die Frömmler, denen er wegen ſeiner freiſin- nigen Meinungen ſehr zuwider war, ſuchen auszu- breiten, er habe ſich während dieſer Schmerzen be- kehrt — was ſie nämlich Bekehrung nennen — einer ſeiner Freunde dagegen, der lange an ſeinem Todes- Bette zugebracht, konnte nicht genug den ſtoiſchen Muth und die Sanftmuth rühmen, mit der er ſein herbes Geſchick getragen, bis zum letzten Augenblicke der Beſinnung nur von ſeinen Plänen zum Wohle Englands und der Menſchheit erfüllt, und ängſtlich ſorgend: ſie dem Könige noch einmal an’s Herz zu legen.
Wie ſich nun Frivoles und Ernſtes hienieden ſtets die Hand reicht, ſo erregt nebſt dieſem tragi- ſchen Tode zugleich ein höchſt ſeltſamer Roman: „Vi- vian Grey,“ durch ſeine oft barokken, oft aber auch ſehr witzigen und wahren Schilderungen der Sitten des Continents hier viele Aufmerkſamkeit. Die Be- ſchreibung des Anfangs eines Balles in Ems möge
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tiers de gentilhomme et de moine ne seront plus
de la moitié aussi lucratifs qu’ ils sont aujourd’hui.
Doch was kümmert mich die Politik! Könnte ich
nur immer in mir ſelbſt das gehörige Gleichgewicht
erhalten, wäre ich zufrieden. Das von Europa wird
ſich ſchon von ſelbſt herſtellen. Klugheit und
Dummheit führen am Ende alle zu demſelben Ziel
— der Nothwendigkeit.
Indeſſen iſt Canning’s Tod natürlich jetzt das
Stadtgeſpräch, und die Details ſeiner Leiden empö-
rend. Die Frömmler, denen er wegen ſeiner freiſin-
nigen Meinungen ſehr zuwider war, ſuchen auszu-
breiten, er habe ſich während dieſer Schmerzen be-
kehrt — was ſie nämlich Bekehrung nennen — einer
ſeiner Freunde dagegen, der lange an ſeinem Todes-
Bette zugebracht, konnte nicht genug den ſtoiſchen
Muth und die Sanftmuth rühmen, mit der er ſein
herbes Geſchick getragen, bis zum letzten Augenblicke
der Beſinnung nur von ſeinen Plänen zum Wohle
Englands und der Menſchheit erfüllt, und ängſtlich
ſorgend: ſie dem Könige noch einmal an’s Herz zu
legen.
Wie ſich nun Frivoles und Ernſtes hienieden
ſtets die Hand reicht, ſo erregt nebſt dieſem tragi-
ſchen Tode zugleich ein höchſt ſeltſamer Roman: „Vi-
vian Grey,“ durch ſeine oft barokken, oft aber auch
ſehr witzigen und wahren Schilderungen der Sitten
des Continents hier viele Aufmerkſamkeit. Die Be-
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/144>, abgerufen am 24.11.2024.
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