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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831.

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Instrumenten beschäftigt, schickte sich eben an, mich
zu trepaniren. O laßt doch den armen Herrn ruhig
sterben, rief mitleidig die Frau, und da ich selbst, eini-
gen Schmerz meiner äußern Wunden ausgenommen,
mit Gewißheit zu fühlen glaubte, daß keine innere
wesentliche Verletzung statt gefunden habe, so wi-
dersetzte ich mich noch glücklich der Operation, die
auch ganz unnütz gewesen wäre, obgleich der junge
Mann, ein Eleve der clinischen Anstalt, sehr begierig
war, seine Geschicklichkeit an einer Operation zu er-
proben, die er bis jetzt, wie er sehr encouragirend
versicherte, noch nicht selbst zu machen Gelegenheit
gehabt hätte.

Ich raffte mich sogleich auf, um meine rückkehren-
den Kräfte zu beweisen, verlangte einen Wagen und
ließ, um mich zu reinigen, mir einen Spiegel geben,
in dem ich jedoch mein Gesicht durchaus nicht wieder
erkennen konnte, weil der größte Theil der Haut davon
in der Chaussee geblieben war. Erst später, als sie
die Natur durch eine neue wieder ersetzt hatte, er-
klärte mir mein Kutscher, der während des Accidents
neben mir saß, und seitwärts ins Feld geschleudert,
weniger beschädigt worden war, welche wirklich selt-
samen Umstände die Begebenheit begleitet hatten.
An dem Frachtwagen war nämlich die Deichsel des
zweirädrigen Curricle wie eine Lanze am Harnisch
zersplittert, das leichte Fuhrwerk vorwärts gestürzt,
und ich mit ihm. Der übriggebliebene Rumpf der
Deichsel hatte sich in die Erde gebohrt, und meinen
Kopf mit eingeklemmt. Ueber mir lag, vom Geschirr

Inſtrumenten beſchäftigt, ſchickte ſich eben an, mich
zu trepaniren. O laßt doch den armen Herrn ruhig
ſterben, rief mitleidig die Frau, und da ich ſelbſt, eini-
gen Schmerz meiner äußern Wunden ausgenommen,
mit Gewißheit zu fühlen glaubte, daß keine innere
weſentliche Verletzung ſtatt gefunden habe, ſo wi-
derſetzte ich mich noch glücklich der Operation, die
auch ganz unnütz geweſen wäre, obgleich der junge
Mann, ein Eleve der cliniſchen Anſtalt, ſehr begierig
war, ſeine Geſchicklichkeit an einer Operation zu er-
proben, die er bis jetzt, wie er ſehr encouragirend
verſicherte, noch nicht ſelbſt zu machen Gelegenheit
gehabt hätte.

Ich raffte mich ſogleich auf, um meine rückkehren-
den Kräfte zu beweiſen, verlangte einen Wagen und
ließ, um mich zu reinigen, mir einen Spiegel geben,
in dem ich jedoch mein Geſicht durchaus nicht wieder
erkennen konnte, weil der größte Theil der Haut davon
in der Chauſſée geblieben war. Erſt ſpäter, als ſie
die Natur durch eine neue wieder erſetzt hatte, er-
klärte mir mein Kutſcher, der während des Accidents
neben mir ſaß, und ſeitwärts ins Feld geſchleudert,
weniger beſchädigt worden war, welche wirklich ſelt-
ſamen Umſtände die Begebenheit begleitet hatten.
An dem Frachtwagen war nämlich die Deichſel des
zweirädrigen Curricle wie eine Lanze am Harniſch
zerſplittert, das leichte Fuhrwerk vorwärts geſtürzt,
und ich mit ihm. Der übriggebliebene Rumpf der
Deichſel hatte ſich in die Erde gebohrt, und meinen
Kopf mit eingeklemmt. Ueber mir lag, vom Geſchirr

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[112/0128] Inſtrumenten beſchäftigt, ſchickte ſich eben an, mich zu trepaniren. O laßt doch den armen Herrn ruhig ſterben, rief mitleidig die Frau, und da ich ſelbſt, eini- gen Schmerz meiner äußern Wunden ausgenommen, mit Gewißheit zu fühlen glaubte, daß keine innere weſentliche Verletzung ſtatt gefunden habe, ſo wi- derſetzte ich mich noch glücklich der Operation, die auch ganz unnütz geweſen wäre, obgleich der junge Mann, ein Eleve der cliniſchen Anſtalt, ſehr begierig war, ſeine Geſchicklichkeit an einer Operation zu er- proben, die er bis jetzt, wie er ſehr encouragirend verſicherte, noch nicht ſelbſt zu machen Gelegenheit gehabt hätte. Ich raffte mich ſogleich auf, um meine rückkehren- den Kräfte zu beweiſen, verlangte einen Wagen und ließ, um mich zu reinigen, mir einen Spiegel geben, in dem ich jedoch mein Geſicht durchaus nicht wieder erkennen konnte, weil der größte Theil der Haut davon in der Chauſſée geblieben war. Erſt ſpäter, als ſie die Natur durch eine neue wieder erſetzt hatte, er- klärte mir mein Kutſcher, der während des Accidents neben mir ſaß, und ſeitwärts ins Feld geſchleudert, weniger beſchädigt worden war, welche wirklich ſelt- ſamen Umſtände die Begebenheit begleitet hatten. An dem Frachtwagen war nämlich die Deichſel des zweirädrigen Curricle wie eine Lanze am Harniſch zerſplittert, das leichte Fuhrwerk vorwärts geſtürzt, und ich mit ihm. Der übriggebliebene Rumpf der Deichſel hatte ſich in die Erde gebohrt, und meinen Kopf mit eingeklemmt. Ueber mir lag, vom Geſchirr

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/128>, abgerufen am 24.11.2024.