doch nicht heiterer, und Du weißt, ich habe so manche Ursache zu Kummer, die ich nicht immer vergessen kann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Es muß eine schlechte Constellation jetzt für uns am Himmel stehen -- denn gewiß gibt es glückliche und unglückliche Strömungen in der Lebensperiode, und sie zu wissen würde dem Steuermann gar sehr zu Hülfe kommen.
Der Stern, der, wie Du schreibst, über Deinem Schloß so brennend funkelte, muß ein feindlicher ge- wesen seyn. Mir funkelt nur noch ein Stern gün- stig, und das ist der Stern Deiner Liebe. Mit ihm würde mein Leben verlöschen!
Veränderung der Umgebung für mich scheint mir immer nöthiger, besonders da ich mich aus der we- nigen Gesellschaft, die noch hier ist, fast ganz zurück- gezogen habe. Till sagt sehr weise: Nach Regen folgt Sonnenschein -- dem also entgegen! und richte auch mich durch Deine Briefe auf. Laß sie heiter und stärkend seyn durch eigne Heiterkeit, denn diese ist wichtiger für mich als alle Nachrichten, böse oder gute, die sie enthalten. Nichts ist mir schrecklicher als der Gedanke, Dich in der weiten Entfernung be- kümmert zu wissen, denn es ist eine so große Kunst, freudig zu leiden, wie ein Märtyrer! Man kann
doch nicht heiterer, und Du weißt, ich habe ſo manche Urſache zu Kummer, die ich nicht immer vergeſſen kann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Es muß eine ſchlechte Conſtellation jetzt für uns am Himmel ſtehen — denn gewiß gibt es glückliche und unglückliche Strömungen in der Lebensperiode, und ſie zu wiſſen würde dem Steuermann gar ſehr zu Hülfe kommen.
Der Stern, der, wie Du ſchreibſt, über Deinem Schloß ſo brennend funkelte, muß ein feindlicher ge- weſen ſeyn. Mir funkelt nur noch ein Stern gün- ſtig, und das iſt der Stern Deiner Liebe. Mit ihm würde mein Leben verlöſchen!
Veränderung der Umgebung für mich ſcheint mir immer nöthiger, beſonders da ich mich aus der we- nigen Geſellſchaft, die noch hier iſt, faſt ganz zurück- gezogen habe. Till ſagt ſehr weiſe: Nach Regen folgt Sonnenſchein — dem alſo entgegen! und richte auch mich durch Deine Briefe auf. Laß ſie heiter und ſtärkend ſeyn durch eigne Heiterkeit, denn dieſe iſt wichtiger für mich als alle Nachrichten, böſe oder gute, die ſie enthalten. Nichts iſt mir ſchrecklicher als der Gedanke, Dich in der weiten Entfernung be- kümmert zu wiſſen, denn es iſt eine ſo große Kunſt, freudig zu leiden, wie ein Märtyrer! Man kann
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0120"n="104"/>
doch nicht heiterer, und Du weißt, ich habe ſo manche<lb/>
Urſache zu Kummer, die ich nicht immer vergeſſen<lb/>
kann . . . . . . . . . .<lb/>
. . . . . . . . . . .<lb/>
. . . . . . . . . . .<lb/>
. . . . . . . . . . .<lb/>
. . . . . . . . . . .</p><lb/><p>Es muß eine ſchlechte Conſtellation jetzt für uns<lb/>
am Himmel ſtehen — denn gewiß gibt es glückliche<lb/>
und unglückliche Strömungen in der Lebensperiode,<lb/>
und ſie zu wiſſen würde dem Steuermann gar ſehr<lb/>
zu Hülfe kommen.</p><lb/><p>Der Stern, der, wie Du ſchreibſt, über Deinem<lb/>
Schloß ſo brennend funkelte, muß ein feindlicher ge-<lb/>
weſen ſeyn. Mir funkelt nur noch <hirendition="#g">ein</hi> Stern gün-<lb/>ſtig, und das iſt der Stern Deiner Liebe. Mit ihm<lb/>
würde mein Leben verlöſchen!</p><lb/><p>Veränderung der Umgebung für mich ſcheint mir<lb/>
immer nöthiger, beſonders da ich mich aus der we-<lb/>
nigen Geſellſchaft, die noch hier iſt, faſt ganz zurück-<lb/>
gezogen habe. Till ſagt ſehr weiſe: Nach Regen folgt<lb/>
Sonnenſchein — dem alſo entgegen! und richte auch<lb/>
mich durch Deine Briefe auf. Laß ſie heiter und<lb/>ſtärkend ſeyn durch <hirendition="#g">eigne</hi> Heiterkeit, denn dieſe iſt<lb/>
wichtiger für mich als alle Nachrichten, böſe oder<lb/>
gute, die ſie enthalten. Nichts iſt mir ſchrecklicher<lb/>
als der Gedanke, Dich in der weiten Entfernung be-<lb/>
kümmert zu wiſſen, denn es iſt eine ſo große Kunſt,<lb/><hirendition="#g">freudig</hi> zu leiden, wie ein Märtyrer! Man kann<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[104/0120]
doch nicht heiterer, und Du weißt, ich habe ſo manche
Urſache zu Kummer, die ich nicht immer vergeſſen
kann . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . .
Es muß eine ſchlechte Conſtellation jetzt für uns
am Himmel ſtehen — denn gewiß gibt es glückliche
und unglückliche Strömungen in der Lebensperiode,
und ſie zu wiſſen würde dem Steuermann gar ſehr
zu Hülfe kommen.
Der Stern, der, wie Du ſchreibſt, über Deinem
Schloß ſo brennend funkelte, muß ein feindlicher ge-
weſen ſeyn. Mir funkelt nur noch ein Stern gün-
ſtig, und das iſt der Stern Deiner Liebe. Mit ihm
würde mein Leben verlöſchen!
Veränderung der Umgebung für mich ſcheint mir
immer nöthiger, beſonders da ich mich aus der we-
nigen Geſellſchaft, die noch hier iſt, faſt ganz zurück-
gezogen habe. Till ſagt ſehr weiſe: Nach Regen folgt
Sonnenſchein — dem alſo entgegen! und richte auch
mich durch Deine Briefe auf. Laß ſie heiter und
ſtärkend ſeyn durch eigne Heiterkeit, denn dieſe iſt
wichtiger für mich als alle Nachrichten, böſe oder
gute, die ſie enthalten. Nichts iſt mir ſchrecklicher
als der Gedanke, Dich in der weiten Entfernung be-
kümmert zu wiſſen, denn es iſt eine ſo große Kunſt,
freudig zu leiden, wie ein Märtyrer! Man kann
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/120>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.