Ein freundlicher Sonnenblick lockte mich ins Freie, das ich jedoch bald wieder mit dem Unterirdischen ver- tauschte. Ich besah nämlich den berüchtigten Tun- nel, die wunderbare, 1,200 Fuß lange Communication unter der Themse. Du hast wohl in den Zeitungen gelesen, daß vor einigen Wochen das Wasser des Flusses einbrach, und sowohl den über 100 Fuß tie- fen und 50 Fuß breiten Thurm am Eingang, als auch den schon 540 Fuß langen, fertigen doppelten Weg gänzlich anfüllte. Auf glückliche und unglück- liche Begebenheiten ist hier immer ein paar Tage dar- auf die Carricatur fertig. So sieht man bei der Ca- tastrophe des Tunnels, als das Wasser einbricht, ei- nen dicken Mann, der wie eine Kröte auf allen Vie- ren sich zu retten sucht, in der Angst mit weit auf- gerissenem Munde "Feuer" schreien. Durch Hilfe der Taucherglocke hat man das Loch im Grunde des Flusses, wo die Erde nachgegeben, durch Säcke voll Lehm nicht nur wieder zugefüllt, sondern jetzt, so weit der Tunnel noch fortzusetzen ist, den Erdboden unter dem Wasser überall 15 Fuß hoch durch Ver- mischung mit Lehm so befestigt, daß, wie man sagt, keine ähnliche Gefahr mehr zu befürchten ist. Eine Dampfmaschine der stärksten Art, die in der Höhe des Thurms placirt ist, hat gleichzeitig das einge- drungene Wasser fast ganz wieder ausgepumpt, so daß man schon wieder das Ganze bequem besehen
Den 19ten.
Ein freundlicher Sonnenblick lockte mich ins Freie, das ich jedoch bald wieder mit dem Unterirdiſchen ver- tauſchte. Ich beſah nämlich den berüchtigten Tun- nel, die wunderbare, 1,200 Fuß lange Communication unter der Themſe. Du haſt wohl in den Zeitungen geleſen, daß vor einigen Wochen das Waſſer des Fluſſes einbrach, und ſowohl den über 100 Fuß tie- fen und 50 Fuß breiten Thurm am Eingang, als auch den ſchon 540 Fuß langen, fertigen doppelten Weg gänzlich anfüllte. Auf glückliche und unglück- liche Begebenheiten iſt hier immer ein paar Tage dar- auf die Carricatur fertig. So ſieht man bei der Ca- taſtrophe des Tunnels, als das Waſſer einbricht, ei- nen dicken Mann, der wie eine Kröte auf allen Vie- ren ſich zu retten ſucht, in der Angſt mit weit auf- geriſſenem Munde „Feuer“ ſchreien. Durch Hilfe der Taucherglocke hat man das Loch im Grunde des Fluſſes, wo die Erde nachgegeben, durch Säcke voll Lehm nicht nur wieder zugefüllt, ſondern jetzt, ſo weit der Tunnel noch fortzuſetzen iſt, den Erdboden unter dem Waſſer überall 15 Fuß hoch durch Ver- miſchung mit Lehm ſo befeſtigt, daß, wie man ſagt, keine ähnliche Gefahr mehr zu befürchten iſt. Eine Dampfmaſchine der ſtärkſten Art, die in der Höhe des Thurms placirt iſt, hat gleichzeitig das einge- drungene Waſſer faſt ganz wieder ausgepumpt, ſo daß man ſchon wieder das Ganze bequem beſehen
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Den 19ten.
Ein freundlicher Sonnenblick lockte mich ins Freie,
das ich jedoch bald wieder mit dem Unterirdiſchen ver-
tauſchte. Ich beſah nämlich den berüchtigten Tun-
nel, die wunderbare, 1,200 Fuß lange Communication
unter der Themſe. Du haſt wohl in den Zeitungen
geleſen, daß vor einigen Wochen das Waſſer des
Fluſſes einbrach, und ſowohl den über 100 Fuß tie-
fen und 50 Fuß breiten Thurm am Eingang, als
auch den ſchon 540 Fuß langen, fertigen doppelten
Weg gänzlich anfüllte. Auf glückliche und unglück-
liche Begebenheiten iſt hier immer ein paar Tage dar-
auf die Carricatur fertig. So ſieht man bei der Ca-
taſtrophe des Tunnels, als das Waſſer einbricht, ei-
nen dicken Mann, der wie eine Kröte auf allen Vie-
ren ſich zu retten ſucht, in der Angſt mit weit auf-
geriſſenem Munde „Feuer“ ſchreien. Durch Hilfe
der Taucherglocke hat man das Loch im Grunde des
Fluſſes, wo die Erde nachgegeben, durch Säcke voll
Lehm nicht nur wieder zugefüllt, ſondern jetzt, ſo
weit der Tunnel noch fortzuſetzen iſt, den Erdboden
unter dem Waſſer überall 15 Fuß hoch durch Ver-
miſchung mit Lehm ſo befeſtigt, daß, wie man ſagt,
keine ähnliche Gefahr mehr zu befürchten iſt. Eine
Dampfmaſchine der ſtärkſten Art, die in der Höhe
des Thurms placirt iſt, hat gleichzeitig das einge-
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/118>, abgerufen am 27.11.2024.
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