Was Dich hier sehr ansprechen würde, ist die aus- nehmende Reinlichkeit in allen Häusern, die große Bequemlichkeit der Meubeln, die Art und Artigkeit der dienenden Klassen. Es ist wahr, man bezahlt alles was zum Luxus gehört, (denn das blos Noth- wendige ist im Grunde nicht viel theurer als bei uns) sechsfach höher, man findet aber auch sechsfach mehr comfort dabei. So ist auch in den Gasthöfen alles weit reichlicher und im Ueberfluße, als auf dem Continent. Das Bett z. B., welches aus drei übereinandergelegten Matratzen besteht, ist groß genug, um zwei bis drei Personen darauf Platz zu geben, und sind die Vorhänge des viereckigen Bett- himmels, der auf starken Mahagony-Säulen ruht, zugezogen, so befindest Du Dich wie in einem kleinen Cabinet, ein Raum, wo in Frankreich Jemand ganz bequem wohnen würde. Auf Deinem Waschtisch fin- dest Du nicht blos eine ärmliche Wasser-Bouteille mit einem einzigen Fajence oder silbernen Krug und Becken, nebst einem langgedehnten Handtuche, wie Dir in deutschen und fränkischen Hotels, und selbst vielen Privathäusern, geboten wird, sondern statt dessen wahre kleine Wannen von chinesischem Porcel- lain, in die man den halben Leib ohne Mühe tauchen könnte, darüber Robinets, die im Moment jede be- liebige Wasserfluth liefern; ein halbes Dutzend breite Servietten, eine Menge große und kleine Kristall- flaschen, einem hohen Stell-Spiegel, Fußbecken etc.
Den 7ten October.
Was Dich hier ſehr anſprechen würde, iſt die aus- nehmende Reinlichkeit in allen Häuſern, die große Bequemlichkeit der Meubeln, die Art und Artigkeit der dienenden Klaſſen. Es iſt wahr, man bezahlt alles was zum Luxus gehört, (denn das blos Noth- wendige iſt im Grunde nicht viel theurer als bei uns) ſechsfach höher, man findet aber auch ſechsfach mehr comfort dabei. So iſt auch in den Gaſthöfen alles weit reichlicher und im Ueberfluße, als auf dem Continent. Das Bett z. B., welches aus drei übereinandergelegten Matratzen beſteht, iſt groß genug, um zwei bis drei Perſonen darauf Platz zu geben, und ſind die Vorhänge des viereckigen Bett- himmels, der auf ſtarken Mahagony-Säulen ruht, zugezogen, ſo befindeſt Du Dich wie in einem kleinen Cabinet, ein Raum, wo in Frankreich Jemand ganz bequem wohnen würde. Auf Deinem Waſchtiſch fin- deſt Du nicht blos eine ärmliche Waſſer-Bouteille mit einem einzigen Fajence oder ſilbernen Krug und Becken, nebſt einem langgedehnten Handtuche, wie Dir in deutſchen und fränkiſchen Hotels, und ſelbſt vielen Privathäuſern, geboten wird, ſondern ſtatt deſſen wahre kleine Wannen von chineſiſchem Porcel- lain, in die man den halben Leib ohne Mühe tauchen könnte, darüber Robinets, die im Moment jede be- liebige Waſſerfluth liefern; ein halbes Dutzend breite Servietten, eine Menge große und kleine Kriſtall- flaſchen, einem hohen Stell-Spiegel, Fußbecken ꝛc.
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0087"n="47"/><divn="2"><opener><dateline><hirendition="#et">Den 7ten October.</hi></dateline></opener><lb/><p>Was Dich hier ſehr anſprechen würde, iſt die aus-<lb/>
nehmende Reinlichkeit in allen Häuſern, die große<lb/>
Bequemlichkeit der Meubeln, die Art und Artigkeit<lb/>
der dienenden Klaſſen. Es iſt wahr, man bezahlt<lb/>
alles was zum Luxus gehört, (denn das blos Noth-<lb/>
wendige iſt im Grunde nicht <hirendition="#g">viel</hi> theurer als bei<lb/>
uns) ſechsfach höher, man findet aber auch ſechsfach<lb/>
mehr <hirendition="#aq">comfort</hi> dabei. So iſt auch in den Gaſthöfen<lb/>
alles weit reichlicher und im Ueberfluße, als auf dem<lb/>
Continent. Das Bett z. B., welches aus drei<lb/>
übereinandergelegten Matratzen beſteht, iſt groß<lb/>
genug, um zwei bis drei Perſonen darauf Platz zu<lb/>
geben, und ſind die Vorhänge des viereckigen Bett-<lb/>
himmels, der auf ſtarken Mahagony-Säulen ruht,<lb/>
zugezogen, ſo befindeſt Du Dich wie in einem kleinen<lb/>
Cabinet, ein Raum, wo in Frankreich Jemand ganz<lb/>
bequem wohnen würde. Auf Deinem Waſchtiſch fin-<lb/>
deſt Du nicht blos eine ärmliche Waſſer-Bouteille mit<lb/>
einem einzigen Fajence oder ſilbernen Krug und<lb/>
Becken, nebſt einem langgedehnten Handtuche, wie<lb/>
Dir in deutſchen und fränkiſchen Hotels, und ſelbſt<lb/>
vielen Privathäuſern, geboten wird, ſondern ſtatt<lb/>
deſſen wahre kleine Wannen von chineſiſchem Porcel-<lb/>
lain, in die man den halben Leib ohne Mühe tauchen<lb/>
könnte, darüber Robinets, die im Moment jede be-<lb/>
liebige Waſſerfluth liefern; ein halbes Dutzend breite<lb/>
Servietten, eine Menge große und kleine Kriſtall-<lb/>
flaſchen, einem hohen Stell-Spiegel, Fußbecken ꝛc.<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[47/0087]
Den 7ten October.
Was Dich hier ſehr anſprechen würde, iſt die aus-
nehmende Reinlichkeit in allen Häuſern, die große
Bequemlichkeit der Meubeln, die Art und Artigkeit
der dienenden Klaſſen. Es iſt wahr, man bezahlt
alles was zum Luxus gehört, (denn das blos Noth-
wendige iſt im Grunde nicht viel theurer als bei
uns) ſechsfach höher, man findet aber auch ſechsfach
mehr comfort dabei. So iſt auch in den Gaſthöfen
alles weit reichlicher und im Ueberfluße, als auf dem
Continent. Das Bett z. B., welches aus drei
übereinandergelegten Matratzen beſteht, iſt groß
genug, um zwei bis drei Perſonen darauf Platz zu
geben, und ſind die Vorhänge des viereckigen Bett-
himmels, der auf ſtarken Mahagony-Säulen ruht,
zugezogen, ſo befindeſt Du Dich wie in einem kleinen
Cabinet, ein Raum, wo in Frankreich Jemand ganz
bequem wohnen würde. Auf Deinem Waſchtiſch fin-
deſt Du nicht blos eine ärmliche Waſſer-Bouteille mit
einem einzigen Fajence oder ſilbernen Krug und
Becken, nebſt einem langgedehnten Handtuche, wie
Dir in deutſchen und fränkiſchen Hotels, und ſelbſt
vielen Privathäuſern, geboten wird, ſondern ſtatt
deſſen wahre kleine Wannen von chineſiſchem Porcel-
lain, in die man den halben Leib ohne Mühe tauchen
könnte, darüber Robinets, die im Moment jede be-
liebige Waſſerfluth liefern; ein halbes Dutzend breite
Servietten, eine Menge große und kleine Kriſtall-
flaſchen, einem hohen Stell-Spiegel, Fußbecken ꝛc.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/87>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.