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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831.

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Der Nachmittag war befriedigender. Ich stieg auf
den Hügeln über der Stadt umher, und kroch zu-
letzt auf den Boden einer Windmühle, um von dort
aus das ganze Panorama Brightons zu übersehen.
Der Sturm schleuderte die Flügel der Mühle mit sol-
cher Gewalt um ihre Axe, daß das ganze Gebäude
schwankte, wie ein Schiff. Der Müllerbursche, wel-
cher mir den Weg hinauf gezeigt, brachte nun aus
einem Mehlkasten ein Perspektiv hervor, das aber
leider, ohngeachtet seines weichen Lagers, zerbrochen
war. Ich begnügte mich indeß schon gern mit der
schönen Totalaussicht, die durch viele Hunderte von
Fischerbarken, welche mit dem Winde kämpften, sehr
belebt wurde, und eilte dann mit der sinkenden Sonne
den gesellschaftlichen Pflichten wieder zu.

Die Anzahl der Gäste beim Grafen F.... war nur
klein, aber interessant, einmal durch die Wirthe selbst,
dann durch eine ihrer Schönheit wegen berühmte
Dame, und endlich durch einen sehr bekannten ehe-
maligen Pariser Tonangeber, M ..., der in seiner
Jugend dort lange eine Rolle gespielt, immer zu-
gleich auch in politische Verhältnisse verwickelt war,
und jetzt einen großen Theil des Jahres in England
lebt, wahrscheinlich auch nicht ohne politische Absich-
ten, einer von den heut zu Tage ziemlich selten wer-
denden Menschen, die stets auf großem Fuß leben,
ohne daß man recht weiß, wovon, die sich überall
eine gewisse Autorität zu verschaffen wissen, ohne daß
man weiß, woher, und hinter denen man immer et-
was Besonderes, ja Geheimnißvolles sucht, ohne daß

Briefe eines Verstorbenen III. 24

Der Nachmittag war befriedigender. Ich ſtieg auf
den Hügeln über der Stadt umher, und kroch zu-
letzt auf den Boden einer Windmühle, um von dort
aus das ganze Panorama Brightons zu überſehen.
Der Sturm ſchleuderte die Flügel der Mühle mit ſol-
cher Gewalt um ihre Axe, daß das ganze Gebäude
ſchwankte, wie ein Schiff. Der Müllerburſche, wel-
cher mir den Weg hinauf gezeigt, brachte nun aus
einem Mehlkaſten ein Perſpektiv hervor, das aber
leider, ohngeachtet ſeines weichen Lagers, zerbrochen
war. Ich begnügte mich indeß ſchon gern mit der
ſchönen Totalausſicht, die durch viele Hunderte von
Fiſcherbarken, welche mit dem Winde kämpften, ſehr
belebt wurde, und eilte dann mit der ſinkenden Sonne
den geſellſchaftlichen Pflichten wieder zu.

Die Anzahl der Gäſte beim Grafen F.... war nur
klein, aber intereſſant, einmal durch die Wirthe ſelbſt,
dann durch eine ihrer Schönheit wegen berühmte
Dame, und endlich durch einen ſehr bekannten ehe-
maligen Pariſer Tonangeber, M …, der in ſeiner
Jugend dort lange eine Rolle geſpielt, immer zu-
gleich auch in politiſche Verhältniſſe verwickelt war,
und jetzt einen großen Theil des Jahres in England
lebt, wahrſcheinlich auch nicht ohne politiſche Abſich-
ten, einer von den heut zu Tage ziemlich ſelten wer-
denden Menſchen, die ſtets auf großem Fuß leben,
ohne daß man recht weiß, wovon, die ſich überall
eine gewiſſe Autorität zu verſchaffen wiſſen, ohne daß
man weiß, woher, und hinter denen man immer et-
was Beſonderes, ja Geheimnißvolles ſucht, ohne daß

Briefe eines Verſtorbenen III. 24
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[369/0415] Der Nachmittag war befriedigender. Ich ſtieg auf den Hügeln über der Stadt umher, und kroch zu- letzt auf den Boden einer Windmühle, um von dort aus das ganze Panorama Brightons zu überſehen. Der Sturm ſchleuderte die Flügel der Mühle mit ſol- cher Gewalt um ihre Axe, daß das ganze Gebäude ſchwankte, wie ein Schiff. Der Müllerburſche, wel- cher mir den Weg hinauf gezeigt, brachte nun aus einem Mehlkaſten ein Perſpektiv hervor, das aber leider, ohngeachtet ſeines weichen Lagers, zerbrochen war. Ich begnügte mich indeß ſchon gern mit der ſchönen Totalausſicht, die durch viele Hunderte von Fiſcherbarken, welche mit dem Winde kämpften, ſehr belebt wurde, und eilte dann mit der ſinkenden Sonne den geſellſchaftlichen Pflichten wieder zu. Die Anzahl der Gäſte beim Grafen F.... war nur klein, aber intereſſant, einmal durch die Wirthe ſelbſt, dann durch eine ihrer Schönheit wegen berühmte Dame, und endlich durch einen ſehr bekannten ehe- maligen Pariſer Tonangeber, M …, der in ſeiner Jugend dort lange eine Rolle geſpielt, immer zu- gleich auch in politiſche Verhältniſſe verwickelt war, und jetzt einen großen Theil des Jahres in England lebt, wahrſcheinlich auch nicht ohne politiſche Abſich- ten, einer von den heut zu Tage ziemlich ſelten wer- denden Menſchen, die ſtets auf großem Fuß leben, ohne daß man recht weiß, wovon, die ſich überall eine gewiſſe Autorität zu verſchaffen wiſſen, ohne daß man weiß, woher, und hinter denen man immer et- was Beſonderes, ja Geheimnißvolles ſucht, ohne daß Briefe eines Verſtorbenen III. 24

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/415>, abgerufen am 24.11.2024.