alle anwesenden Engländer sich sehr verwundert hät- ten. Die Königin selbst habe sich viel mit ihm un- terhalten, und gleich darauf sey ein Adjudant gekom- men, um ihn auf den nächsten Tag nach Berlin zu einer Soiree und zur italiänischen Oper einzuladen. Ich frug, setzte er hinzu, ob ich mit nackten Schenkeln kommen könne? Ohne Bedenken, erwiederte lachend der Offizier -- und dieser Abend, sagte mein ehrlicher Schotte mit sittlichen Stolz, war mein Triumph, denn nun kam ich in der rothen Galla-Kleidung mit Gold beschlagen. -- So war ich dreimal nach einander ein- geladen worden, was keinem Pair des Landes ge- schieht, wiederholte er, und dreimal nach einander auch immer more splendid (glänzender) erschienen. Jetzt war ich aber, fuhr er fort, in großen Sorgen einer vierten Einladung, weil ich nun keinen noch prächti- gern Anzug mehr hatte; glücklicherweise blieb sie aber aus. Das Feuer und die Kindlichkeit, mit der diese lächerliche Geschichte erzählt wurde, machte sie bei alle dem gewissermassen rührend. Ich war natürlich ganz Bewunderung und Aufmerksamkeit gewesen, und sagte nun: es wäre sonderbar, gerade 1800 hätte ich mich als Kind mit meinem Vater in der Berliner Oper neben der königlichen Loge befunden, und erinnere mich noch wie heute, daß ich darin zum erstenmal in meinem Leben einen Schotten ohne Hosen gesehen, und wie ein Wunder von Pracht und Schönheit an- gestaunt habe.
Than I was the Man, I was the Man! (denn ich bin der Mann gewesen, ich bin's gewesen) schrie mein
alle anweſenden Engländer ſich ſehr verwundert hät- ten. Die Königin ſelbſt habe ſich viel mit ihm un- terhalten, und gleich darauf ſey ein Adjudant gekom- men, um ihn auf den nächſten Tag nach Berlin zu einer Soirée und zur italiäniſchen Oper einzuladen. Ich frug, ſetzte er hinzu, ob ich mit nackten Schenkeln kommen könne? Ohne Bedenken, erwiederte lachend der Offizier — und dieſer Abend, ſagte mein ehrlicher Schotte mit ſittlichen Stolz, war mein Triumph, denn nun kam ich in der rothen Galla-Kleidung mit Gold beſchlagen. — So war ich dreimal nach einander ein- geladen worden, was keinem Pair des Landes ge- ſchieht, wiederholte er, und dreimal nach einander auch immer more splendid (glänzender) erſchienen. Jetzt war ich aber, fuhr er fort, in großen Sorgen einer vierten Einladung, weil ich nun keinen noch prächti- gern Anzug mehr hatte; glücklicherweiſe blieb ſie aber aus. Das Feuer und die Kindlichkeit, mit der dieſe lächerliche Geſchichte erzählt wurde, machte ſie bei alle dem gewiſſermaſſen rührend. Ich war natürlich ganz Bewunderung und Aufmerkſamkeit geweſen, und ſagte nun: es wäre ſonderbar, gerade 1800 hätte ich mich als Kind mit meinem Vater in der Berliner Oper neben der königlichen Loge befunden, und erinnere mich noch wie heute, daß ich darin zum erſtenmal in meinem Leben einen Schotten ohne Hoſen geſehen, und wie ein Wunder von Pracht und Schönheit an- geſtaunt habe.
Than I was the Man, I was the Man! (denn ich bin der Mann geweſen, ich bin’s geweſen) ſchrie mein
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alle anweſenden Engländer ſich ſehr verwundert hät-
ten. Die Königin ſelbſt habe ſich viel mit ihm un-
terhalten, und gleich darauf ſey ein Adjudant gekom-
men, um ihn auf den nächſten Tag nach Berlin zu
einer Soirée und zur italiäniſchen Oper einzuladen.
Ich frug, ſetzte er hinzu, ob ich mit nackten Schenkeln
kommen könne? Ohne Bedenken, erwiederte lachend
der Offizier — und dieſer Abend, ſagte mein ehrlicher
Schotte mit ſittlichen Stolz, war mein Triumph, denn
nun kam ich in der rothen Galla-Kleidung mit Gold
beſchlagen. — So war ich dreimal nach einander ein-
geladen worden, was keinem Pair des Landes ge-
ſchieht, wiederholte er, und dreimal nach einander auch
immer more splendid (glänzender) erſchienen. Jetzt
war ich aber, fuhr er fort, in großen Sorgen einer
vierten Einladung, weil ich nun keinen noch prächti-
gern Anzug mehr hatte; glücklicherweiſe blieb ſie aber
aus. Das Feuer und die Kindlichkeit, mit der dieſe
lächerliche Geſchichte erzählt wurde, machte ſie bei alle
dem gewiſſermaſſen rührend. Ich war natürlich ganz
Bewunderung und Aufmerkſamkeit geweſen, und ſagte
nun: es wäre ſonderbar, gerade 1800 hätte ich mich
als Kind mit meinem Vater in der Berliner Oper
neben der königlichen Loge befunden, und erinnere
mich noch wie heute, daß ich darin zum erſtenmal in
meinem Leben einen Schotten ohne Hoſen geſehen,
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/408>, abgerufen am 27.11.2024.
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