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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831.

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nige Aussichten aus Waldschluchten auf die entfernte
Themse, den Hafen von Gravesend und seine empor-
strebenden Masten, sind dem ohngeachtet sehr gran-
dios, nichts aber geht über die unvergleichliche Kunst,
mit der, innerhalb des Parks die Linien der Wald-
ränder, in meisterhafter Nachahmung der Natur, ge-
zogen sind. Zum Studium würde ich in vieler Hin-
sicht Cobhamball mehr als irgend einen andern der
beschriebenen Parks empfehlen, obgleich er an Umfang
und kostspieligen Anlagen und Bauten vielen nicht
gleich kömmt, und so zu sagen einen mehr modesten,
dem Naturfreund aber, besonders auf die Länge, nur
desto wertheren Charakter hat, auch durch Berg und
Thal und geschlossenen Wald mehr Mannichfaltigkeit
darbietet.

Von Lady D. nahm ich so eben in ihrer eigenen
Stube Abschied, ein kleines Heiligthum, das ich mit
allerliebster Unordnung und Ueberfülle meublirt fand,
die Wände voll kleiner Spiegelconsolen mit gewähl-
ten Curiositäten besetzt, und prächtige Camelien, ein-
zeln in Körben auf dem Boden vertheilt, so daß sie
wie daraus hervorgewachsen erscheinen.

Erlaube, liebe Julie, daß ich unter diesen Blumen
von Dir hier ebenfalls Abschied nehme, und Dich
bitte, diesem Brief eine eben so lange Antwort zu
gönnen, damit es nicht Deinem Gewissen zuletzt vor-
kommen möge, als liebte ich Dich (wenigstens schrift-
lich) weit mehr als Du mich.

Dein Herzensfreund L.

nige Ausſichten aus Waldſchluchten auf die entfernte
Themſe, den Hafen von Graveſend und ſeine empor-
ſtrebenden Maſten, ſind dem ohngeachtet ſehr gran-
dios, nichts aber geht über die unvergleichliche Kunſt,
mit der, innerhalb des Parks die Linien der Wald-
ränder, in meiſterhafter Nachahmung der Natur, ge-
zogen ſind. Zum Studium würde ich in vieler Hin-
ſicht Cobhamball mehr als irgend einen andern der
beſchriebenen Parks empfehlen, obgleich er an Umfang
und koſtſpieligen Anlagen und Bauten vielen nicht
gleich kömmt, und ſo zu ſagen einen mehr modeſten,
dem Naturfreund aber, beſonders auf die Länge, nur
deſto wertheren Charakter hat, auch durch Berg und
Thal und geſchloſſenen Wald mehr Mannichfaltigkeit
darbietet.

Von Lady D. nahm ich ſo eben in ihrer eigenen
Stube Abſchied, ein kleines Heiligthum, das ich mit
allerliebſter Unordnung und Ueberfülle meublirt fand,
die Wände voll kleiner Spiegelconſolen mit gewähl-
ten Curioſitäten beſetzt, und prächtige Camelien, ein-
zeln in Körben auf dem Boden vertheilt, ſo daß ſie
wie daraus hervorgewachſen erſcheinen.

Erlaube, liebe Julie, daß ich unter dieſen Blumen
von Dir hier ebenfalls Abſchied nehme, und Dich
bitte, dieſem Brief eine eben ſo lange Antwort zu
gönnen, damit es nicht Deinem Gewiſſen zuletzt vor-
kommen möge, als liebte ich Dich (wenigſtens ſchrift-
lich) weit mehr als Du mich.

Dein Herzensfreund L.
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[346/0392] nige Ausſichten aus Waldſchluchten auf die entfernte Themſe, den Hafen von Graveſend und ſeine empor- ſtrebenden Maſten, ſind dem ohngeachtet ſehr gran- dios, nichts aber geht über die unvergleichliche Kunſt, mit der, innerhalb des Parks die Linien der Wald- ränder, in meiſterhafter Nachahmung der Natur, ge- zogen ſind. Zum Studium würde ich in vieler Hin- ſicht Cobhamball mehr als irgend einen andern der beſchriebenen Parks empfehlen, obgleich er an Umfang und koſtſpieligen Anlagen und Bauten vielen nicht gleich kömmt, und ſo zu ſagen einen mehr modeſten, dem Naturfreund aber, beſonders auf die Länge, nur deſto wertheren Charakter hat, auch durch Berg und Thal und geſchloſſenen Wald mehr Mannichfaltigkeit darbietet. Von Lady D. nahm ich ſo eben in ihrer eigenen Stube Abſchied, ein kleines Heiligthum, das ich mit allerliebſter Unordnung und Ueberfülle meublirt fand, die Wände voll kleiner Spiegelconſolen mit gewähl- ten Curioſitäten beſetzt, und prächtige Camelien, ein- zeln in Körben auf dem Boden vertheilt, ſo daß ſie wie daraus hervorgewachſen erſcheinen. Erlaube, liebe Julie, daß ich unter dieſen Blumen von Dir hier ebenfalls Abſchied nehme, und Dich bitte, dieſem Brief eine eben ſo lange Antwort zu gönnen, damit es nicht Deinem Gewiſſen zuletzt vor- kommen möge, als liebte ich Dich (wenigſtens ſchrift- lich) weit mehr als Du mich. Dein Herzensfreund L.

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/392>, abgerufen am 22.11.2024.