manchmal sogar in Contradiction mit Repton, der namentlich alte Bäume nicht immer genug schonte. Dennoch hat eine ehrenwerthe Dankbarkeit dem, um die Kunst der Landschaftsgärtnerei so verdienten Man- ne, in dem hiesigen Park einen Ruhesitz erbaut, der nach ihm benannt ist, und eine wundervolle Aussicht darbietet. Da sein Sohn, der bei uns war, Lady D ..., welche mir in der Parkomanie fast gleich kömmt, viel von M ... erzählt hatte, so fanden wir dadurch einen sehr anziehenden Berührungspunkt und spazierten schon in den ersten Stunden fleißig in den noch mehr geschmackvollen als prächtigen, Blumen- gärten umher, die auch einige grazieuse Marmorsta- tuen von Canova schmücken.
Den Herrn des Hauses, der am Podagra leidet, bekam ich erst zu sehen, als ich zu Tisch herunter kam, wo ich eine große Gesellschaft, und auch Lord M .... antraf, der eben die Kriegsschiffe auf der Themse hier in der Nähe besichtigt hatte.
Lord D. lag in der Mitte des Salons auf einem Sopha, mit einem schottischen Mantel zugedeckt, und setzte mich durch seine Anrede etwas in Verlegenheit.
"Sie erkennen mich nicht", sagte er, "und doch haben wir uns schon vor 30 Jahren gar oft gesehen."
Da ich nun in jener Zeit noch im Flügelkleide um- herschwebte, so mußte ich um nähere Erläuterung bitten, war aber gar nicht erfreut, mein Alter (denn Du weißt, daß ich noch prätendire, nicht älter als
manchmal ſogar in Contradiction mit Repton, der namentlich alte Bäume nicht immer genug ſchonte. Dennoch hat eine ehrenwerthe Dankbarkeit dem, um die Kunſt der Landſchaftsgärtnerei ſo verdienten Man- ne, in dem hieſigen Park einen Ruheſitz erbaut, der nach ihm benannt iſt, und eine wundervolle Ausſicht darbietet. Da ſein Sohn, der bei uns war, Lady D …, welche mir in der Parkomanie faſt gleich kömmt, viel von M … erzählt hatte, ſo fanden wir dadurch einen ſehr anziehenden Berührungspunkt und ſpazierten ſchon in den erſten Stunden fleißig in den noch mehr geſchmackvollen als prächtigen, Blumen- gärten umher, die auch einige grazieuſe Marmorſta- tuen von Canova ſchmücken.
Den Herrn des Hauſes, der am Podagra leidet, bekam ich erſt zu ſehen, als ich zu Tiſch herunter kam, wo ich eine große Geſellſchaft, und auch Lord M .... antraf, der eben die Kriegsſchiffe auf der Themſe hier in der Nähe beſichtigt hatte.
Lord D. lag in der Mitte des Salons auf einem Sopha, mit einem ſchottiſchen Mantel zugedeckt, und ſetzte mich durch ſeine Anrede etwas in Verlegenheit.
„Sie erkennen mich nicht“, ſagte er, „und doch haben wir uns ſchon vor 30 Jahren gar oft geſehen.“
Da ich nun in jener Zeit noch im Flügelkleide um- herſchwebte, ſo mußte ich um nähere Erläuterung bitten, war aber gar nicht erfreut, mein Alter (denn Du weißt, daß ich noch prätendire, nicht älter als
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manchmal ſogar in Contradiction mit Repton, der
namentlich alte Bäume nicht immer genug ſchonte.
Dennoch hat eine ehrenwerthe Dankbarkeit dem, um
die Kunſt der Landſchaftsgärtnerei ſo verdienten Man-
ne, in dem hieſigen Park einen Ruheſitz erbaut, der
nach ihm benannt iſt, und eine wundervolle Ausſicht
darbietet. Da ſein Sohn, der bei uns war, Lady
D …, welche mir in der Parkomanie faſt gleich
kömmt, viel von M … erzählt hatte, ſo fanden wir
dadurch einen ſehr anziehenden Berührungspunkt und
ſpazierten ſchon in den erſten Stunden fleißig in den
noch mehr geſchmackvollen als prächtigen, Blumen-
gärten umher, die auch einige grazieuſe Marmorſta-
tuen von Canova ſchmücken.
Den Herrn des Hauſes, der am Podagra leidet,
bekam ich erſt zu ſehen, als ich zu Tiſch herunter
kam, wo ich eine große Geſellſchaft, und auch Lord
M .... antraf, der eben die Kriegsſchiffe auf der
Themſe hier in der Nähe beſichtigt hatte.
Lord D. lag in der Mitte des Salons auf einem
Sopha, mit einem ſchottiſchen Mantel zugedeckt, und
ſetzte mich durch ſeine Anrede etwas in Verlegenheit.
„Sie erkennen mich nicht“, ſagte er, „und doch haben
wir uns ſchon vor 30 Jahren gar oft geſehen.“
Da ich nun in jener Zeit noch im Flügelkleide um-
herſchwebte, ſo mußte ich um nähere Erläuterung
bitten, war aber gar nicht erfreut, mein Alter (denn
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/381>, abgerufen am 25.11.2024.
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