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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831.

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lich seyn, uns ganz die Empfindung des bösen Ge-
wissens zu geben, daß sich sogar oft äußerlich in den
gewöhnlichen Anzeichen desselben, in Verlegenheit, Er-
röthen und Erblassen anzeigt. Dies mag so weit ge-
hen, daß es endlich zum Wahnsinn führt, und z. B.
ein allgemein geglaubter, oder ein wirklicher, aber
ganz unschuldig begangener, Todtschlag dem Thäter
alles Lebensglück und Ruhe rauben kann. Ja wir
lesen von einem Braminen, dessen Kaste den Mord
der Thiere dem eines Menschen gleichstellt, daß er
sich aus Verzweiflung das Leben nahm, weil ein
englischer Naturforscher ihm bewies, er habe, als
er ein Glas Wasser trank, mehr als Tausende von
unsichtbaren Thieren um ihr Daseyn gebracht. Il n'y
a qu'un pas du sublime au ridicule.

Ugoni erzählt im Leben des äußerst gewissenhaften
Passaroni, daß, als dieser einst über die Brücke der
porta orientale gieng, er einen Lastträger auf dem
breiten Steingeländer im tiefen Schlafe liegend fand,
wo er unversehends geweckt, leicht hätte in den Strom
fallen können. Er ergriff ihn daher beim Arm, und
machte den sehr Ermüdeten nur mit Mühe munter,
und ihm noch schwerer begreiflich, warum er ihn ge-
weckt habe. Höchst verdrießlich erwiederte der Last-
träger seine Bemühung nur mit einem derben Fluche,
und ersuchte ihn, sich zum T ..... zu scheren.

Passaroni, höchst betrübt, die allerdings schuldige
Ursache dieses Zorns zu seyn, ergriff eine Hand voll
Münze, und gab sie dem Erzürnten, um auf des

lich ſeyn, uns ganz die Empfindung des böſen Ge-
wiſſens zu geben, daß ſich ſogar oft äußerlich in den
gewöhnlichen Anzeichen deſſelben, in Verlegenheit, Er-
röthen und Erblaſſen anzeigt. Dies mag ſo weit ge-
hen, daß es endlich zum Wahnſinn führt, und z. B.
ein allgemein geglaubter, oder ein wirklicher, aber
ganz unſchuldig begangener, Todtſchlag dem Thäter
alles Lebensglück und Ruhe rauben kann. Ja wir
leſen von einem Braminen, deſſen Kaſte den Mord
der Thiere dem eines Menſchen gleichſtellt, daß er
ſich aus Verzweiflung das Leben nahm, weil ein
engliſcher Naturforſcher ihm bewies, er habe, als
er ein Glas Waſſer trank, mehr als Tauſende von
unſichtbaren Thieren um ihr Daſeyn gebracht. Il n’y
a qu’un pas du sublime au ridicule.

Ugoni erzählt im Leben des äußerſt gewiſſenhaften
Paſſaroni, daß, als dieſer einſt über die Brücke der
porta orientale gieng, er einen Laſtträger auf dem
breiten Steingeländer im tiefen Schlafe liegend fand,
wo er unverſehends geweckt, leicht hätte in den Strom
fallen können. Er ergriff ihn daher beim Arm, und
machte den ſehr Ermüdeten nur mit Mühe munter,
und ihm noch ſchwerer begreiflich, warum er ihn ge-
weckt habe. Höchſt verdrießlich erwiederte der Laſt-
träger ſeine Bemühung nur mit einem derben Fluche,
und erſuchte ihn, ſich zum T ..... zu ſcheren.

Paſſaroni, höchſt betrübt, die allerdings ſchuldige
Urſache dieſes Zorns zu ſeyn, ergriff eine Hand voll
Münze, und gab ſie dem Erzürnten, um auf des

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[328/0374] lich ſeyn, uns ganz die Empfindung des böſen Ge- wiſſens zu geben, daß ſich ſogar oft äußerlich in den gewöhnlichen Anzeichen deſſelben, in Verlegenheit, Er- röthen und Erblaſſen anzeigt. Dies mag ſo weit ge- hen, daß es endlich zum Wahnſinn führt, und z. B. ein allgemein geglaubter, oder ein wirklicher, aber ganz unſchuldig begangener, Todtſchlag dem Thäter alles Lebensglück und Ruhe rauben kann. Ja wir leſen von einem Braminen, deſſen Kaſte den Mord der Thiere dem eines Menſchen gleichſtellt, daß er ſich aus Verzweiflung das Leben nahm, weil ein engliſcher Naturforſcher ihm bewies, er habe, als er ein Glas Waſſer trank, mehr als Tauſende von unſichtbaren Thieren um ihr Daſeyn gebracht. Il n’y a qu’un pas du sublime au ridicule. Ugoni erzählt im Leben des äußerſt gewiſſenhaften Paſſaroni, daß, als dieſer einſt über die Brücke der porta orientale gieng, er einen Laſtträger auf dem breiten Steingeländer im tiefen Schlafe liegend fand, wo er unverſehends geweckt, leicht hätte in den Strom fallen können. Er ergriff ihn daher beim Arm, und machte den ſehr Ermüdeten nur mit Mühe munter, und ihm noch ſchwerer begreiflich, warum er ihn ge- weckt habe. Höchſt verdrießlich erwiederte der Laſt- träger ſeine Bemühung nur mit einem derben Fluche, und erſuchte ihn, ſich zum T ..... zu ſcheren. Paſſaroni, höchſt betrübt, die allerdings ſchuldige Urſache dieſes Zorns zu ſeyn, ergriff eine Hand voll Münze, und gab ſie dem Erzürnten, um auf des

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/374>, abgerufen am 25.11.2024.