ausgeführt worden wäre, vielleicht heilsam gewirkt hätte, statt daß sie jetzt, in Formen und nicht abzu- sehende Schwierigkeiten und Instanzenzüge versun- ken, gleich einem schädlichen Upas-Baum dem Lande ringsumher methodisch das Mark aussaugt, und alle Verhältnisse um sich her vergiftet.
War die Idee des Gesetzgebers also auch wohlmei- nend, so blieb die Maßregel doch immer eine eigen- mächtige Handlung der Gewalt, die das Privateigen- thum angriff, und so konnte auch die fehlerhafte Wurzel, besonders bei so schlechter Wartung der Pflanze, nur meist trügende Früchte bringen.
Ich ging jetzt über zu einer Recension des Salva- tor Rosa, von Lady Morgan, in demselben Blatte. Eine Stelle darin ergriff mich tief, et pour cause. Es ist die originelle Schilderung ihres Helden, ohn- gefähr wie folgt.
"Mit einem Durst nach Lob," sagt sie, "welchen kein Beifall befriedigen konnte, vereinigte Salvator eine Schnelle und Beweglichkeit der Wahrnehmung, die ihn stets ungewiß machte, ob er gefiele, selbst wenn er den meisten Succeß hatte. Ein verzogener Mund, ein niedergeschlagenes Auge, ein ennüyirter
Regulirung der bäuerlichen Verhältnisse zum Grunde ge- legt wurde, und welches das Schicksal allerdings oft an- wendet -- für einen Staat aber immer mißlich nachzuahmen bleibt. A. d. H.
ausgeführt worden wäre, vielleicht heilſam gewirkt hätte, ſtatt daß ſie jetzt, in Formen und nicht abzu- ſehende Schwierigkeiten und Inſtanzenzüge verſun- ken, gleich einem ſchädlichen Upas-Baum dem Lande ringsumher methodiſch das Mark ausſaugt, und alle Verhältniſſe um ſich her vergiftet.
War die Idee des Geſetzgebers alſo auch wohlmei- nend, ſo blieb die Maßregel doch immer eine eigen- mächtige Handlung der Gewalt, die das Privateigen- thum angriff, und ſo konnte auch die fehlerhafte Wurzel, beſonders bei ſo ſchlechter Wartung der Pflanze, nur meiſt trügende Früchte bringen.
Ich ging jetzt über zu einer Recenſion des Salva- tor Roſa, von Lady Morgan, in demſelben Blatte. Eine Stelle darin ergriff mich tief, et pour cause. Es iſt die originelle Schilderung ihres Helden, ohn- gefähr wie folgt.
„Mit einem Durſt nach Lob,“ ſagt ſie, „welchen kein Beifall befriedigen konnte, vereinigte Salvator eine Schnelle und Beweglichkeit der Wahrnehmung, die ihn ſtets ungewiß machte, ob er gefiele, ſelbſt wenn er den meiſten Succeß hatte. Ein verzogener Mund, ein niedergeſchlagenes Auge, ein ennüyirter
Regulirung der baͤuerlichen Verhaͤltniſſe zum Grunde ge- legt wurde, und welches das Schickſal allerdings oft an- wendet — fuͤr einen Staat aber immer mißlich nachzuahmen bleibt. A. d. H.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0368"n="322"/>
ausgeführt worden wäre, vielleicht heilſam gewirkt<lb/>
hätte, ſtatt daß ſie jetzt, in Formen und nicht abzu-<lb/>ſehende Schwierigkeiten und Inſtanzenzüge verſun-<lb/>
ken, gleich einem ſchädlichen Upas-Baum dem Lande<lb/>
ringsumher methodiſch das Mark ausſaugt, und alle<lb/>
Verhältniſſe um ſich her vergiftet.</p><lb/><p>War die Idee des Geſetzgebers alſo auch wohlmei-<lb/>
nend, ſo blieb die Maßregel doch immer eine eigen-<lb/>
mächtige Handlung der Gewalt, die das Privateigen-<lb/>
thum angriff, und ſo konnte auch die fehlerhafte<lb/>
Wurzel, beſonders bei ſo ſchlechter Wartung der<lb/>
Pflanze, nur meiſt trügende Früchte bringen.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Ich ging jetzt über zu einer Recenſion des Salva-<lb/>
tor Roſa, von Lady Morgan, in demſelben Blatte.<lb/>
Eine Stelle darin ergriff mich tief, <hirendition="#aq">et pour cause.</hi><lb/>
Es iſt die originelle Schilderung ihres Helden, ohn-<lb/>
gefähr wie folgt.</p><lb/><p>„Mit einem Durſt nach Lob,“ſagt ſie, „welchen<lb/>
kein Beifall befriedigen konnte, vereinigte Salvator<lb/>
eine Schnelle und Beweglichkeit der Wahrnehmung,<lb/>
die ihn ſtets ungewiß machte, ob er gefiele, ſelbſt<lb/>
wenn er den meiſten Succeß hatte. Ein verzogener<lb/>
Mund, ein niedergeſchlagenes Auge, ein ennüyirter<lb/><notexml:id="seg2pn_8_3"prev="#seg2pn_8_2"place="foot"n="*)">Regulirung der baͤuerlichen Verhaͤltniſſe zum Grunde ge-<lb/>
legt wurde, und welches das Schickſal allerdings oft an-<lb/>
wendet — fuͤr einen Staat aber immer mißlich nachzuahmen<lb/>
bleibt. <hirendition="#et">A. d. H.</hi></note><lb/></p></div></body></text></TEI>
[322/0368]
ausgeführt worden wäre, vielleicht heilſam gewirkt
hätte, ſtatt daß ſie jetzt, in Formen und nicht abzu-
ſehende Schwierigkeiten und Inſtanzenzüge verſun-
ken, gleich einem ſchädlichen Upas-Baum dem Lande
ringsumher methodiſch das Mark ausſaugt, und alle
Verhältniſſe um ſich her vergiftet.
War die Idee des Geſetzgebers alſo auch wohlmei-
nend, ſo blieb die Maßregel doch immer eine eigen-
mächtige Handlung der Gewalt, die das Privateigen-
thum angriff, und ſo konnte auch die fehlerhafte
Wurzel, beſonders bei ſo ſchlechter Wartung der
Pflanze, nur meiſt trügende Früchte bringen.
Ich ging jetzt über zu einer Recenſion des Salva-
tor Roſa, von Lady Morgan, in demſelben Blatte.
Eine Stelle darin ergriff mich tief, et pour cause.
Es iſt die originelle Schilderung ihres Helden, ohn-
gefähr wie folgt.
„Mit einem Durſt nach Lob,“ ſagt ſie, „welchen
kein Beifall befriedigen konnte, vereinigte Salvator
eine Schnelle und Beweglichkeit der Wahrnehmung,
die ihn ſtets ungewiß machte, ob er gefiele, ſelbſt
wenn er den meiſten Succeß hatte. Ein verzogener
Mund, ein niedergeſchlagenes Auge, ein ennüyirter
*)
*) Regulirung der baͤuerlichen Verhaͤltniſſe zum Grunde ge-
legt wurde, und welches das Schickſal allerdings oft an-
wendet — fuͤr einen Staat aber immer mißlich nachzuahmen
bleibt. A. d. H.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/368>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.