Park von Wodstock (den Du Dich aus Walter Scotts neuesten Roman erinnerst) stand, und ein großer Theil des Eichwaldes ist noch wohl aus der unglück- lichen Rosamunde Zeit her, immer grünend, und stirbt nur langsam ab, in einer Agonie von hundert- jähriger Dauer. Wahre Ungeheuer von Eichen und Cedern an Form und Größe findet man hier. Manche hat der Epheu so umsponnen, daß er sie zwar ge- tödtet, ihnen aber auch wieder, durch sich selbst, ein neues und schöneres immergrünes Laub gegeben hat, das jetzt den verwitterten Stamm, wie ein pracht- volles Leichentuch der Natur, so lange umhüllt, bis er in Staub zerfällt.
Fünfzehnhundert Hirsche, eine Unzahl von Fasanen, und die zahlreichsten Heerden von Schaafen und Kühen bewohnen den Park, dessen Wiesenflächen sich in dem ungewissen Nebel, ohne Gränze, gleich dem Meere auszudehnen schien, an einigen Stellen fast nackt wie eine Steppe, auf andern dicht mit Wald und Grup- pen besetzt.
Das Schloß sieht innerlich, wegen der üblen ökonomischen Lage des Besitzers, etwas verfallen aus, enthält aber eine Menge der kostbarsten Kunstschätze. Man muß gestehen, daß nie eine Nation einem ihrer großen Männer eine würdigere Belohnung an Geld und Gut gab, als Blenheim für den Herzog von Marlborough war, welches bis in alle Kleinigkeiten hinab königlich zu nennen ist. Wenn man das Schloß betritt, kommt man zuerst durch ein triumphbogen-
Briefe eines Verstorbenen. III. 18
Park von Wodſtock (den Du Dich aus Walter Scotts neueſten Roman erinnerſt) ſtand, und ein großer Theil des Eichwaldes iſt noch wohl aus der unglück- lichen Roſamunde Zeit her, immer grünend, und ſtirbt nur langſam ab, in einer Agonie von hundert- jähriger Dauer. Wahre Ungeheuer von Eichen und Cedern an Form und Größe findet man hier. Manche hat der Epheu ſo umſponnen, daß er ſie zwar ge- tödtet, ihnen aber auch wieder, durch ſich ſelbſt, ein neues und ſchöneres immergrünes Laub gegeben hat, das jetzt den verwitterten Stamm, wie ein pracht- volles Leichentuch der Natur, ſo lange umhüllt, bis er in Staub zerfällt.
Fünfzehnhundert Hirſche, eine Unzahl von Faſanen, und die zahlreichſten Heerden von Schaafen und Kühen bewohnen den Park, deſſen Wieſenflächen ſich in dem ungewiſſen Nebel, ohne Gränze, gleich dem Meere auszudehnen ſchien, an einigen Stellen faſt nackt wie eine Steppe, auf andern dicht mit Wald und Grup- pen beſetzt.
Das Schloß ſieht innerlich, wegen der üblen ökonomiſchen Lage des Beſitzers, etwas verfallen aus, enthält aber eine Menge der koſtbarſten Kunſtſchätze. Man muß geſtehen, daß nie eine Nation einem ihrer großen Männer eine würdigere Belohnung an Geld und Gut gab, als Blenheim für den Herzog von Marlborough war, welches bis in alle Kleinigkeiten hinab königlich zu nennen iſt. Wenn man das Schloß betritt, kommt man zuerſt durch ein triumphbogen-
Briefe eines Verſtorbenen. III. 18
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Park von Wodſtock (den Du Dich aus Walter Scotts
neueſten Roman erinnerſt) ſtand, und ein großer
Theil des Eichwaldes iſt noch wohl aus der unglück-
lichen Roſamunde Zeit her, immer grünend, und
ſtirbt nur langſam ab, in einer Agonie von hundert-
jähriger Dauer. Wahre Ungeheuer von Eichen und
Cedern an Form und Größe findet man hier. Manche
hat der Epheu ſo umſponnen, daß er ſie zwar ge-
tödtet, ihnen aber auch wieder, durch ſich ſelbſt, ein
neues und ſchöneres immergrünes Laub gegeben hat,
das jetzt den verwitterten Stamm, wie ein pracht-
volles Leichentuch der Natur, ſo lange umhüllt, bis
er in Staub zerfällt.
Fünfzehnhundert Hirſche, eine Unzahl von Faſanen,
und die zahlreichſten Heerden von Schaafen und Kühen
bewohnen den Park, deſſen Wieſenflächen ſich in dem
ungewiſſen Nebel, ohne Gränze, gleich dem Meere
auszudehnen ſchien, an einigen Stellen faſt nackt wie
eine Steppe, auf andern dicht mit Wald und Grup-
pen beſetzt.
Das Schloß ſieht innerlich, wegen der üblen
ökonomiſchen Lage des Beſitzers, etwas verfallen aus,
enthält aber eine Menge der koſtbarſten Kunſtſchätze.
Man muß geſtehen, daß nie eine Nation einem ihrer
großen Männer eine würdigere Belohnung an Geld
und Gut gab, als Blenheim für den Herzog von
Marlborough war, welches bis in alle Kleinigkeiten
hinab königlich zu nennen iſt. Wenn man das Schloß
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/319>, abgerufen am 25.11.2024.
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