Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831.

Bild:
<< vorherige Seite

Wir sahen auch heute nichts Merkwürdiges auf
unserm Wege, als einen Park, durch den wir nur
hindurch fuhren, und der größtentheils neu angelegt
schien. Ein kleiner, aber hübscher Garten, bot sehr
niedliche Modelle für Blumengerüste dar, wie auch
zierliche Körbe, alles sehr sein in Eisendraht ausge-
führt, und mit rankenden Gewächsen bezogen. R.
mußte sie mit steifen Fingern copiren.

Der Gasthof, wo wir unser Luncheon einnahmen,
war, wie die darauf eingehauene Jahrszahl lehrte,
1603 gebaut, also über 200 Jahre alt, und das hüb-
scheste Specimen von Cottage im alten Geschmack, mit
Fachwerk in verschiedenen Desseins, das mir auf die-
ser Tour vorgekommen ist. Gegen Abend erreichten
wir bei immer empfindlicher werdender Kälte Bir-
mingham, wo ich mich jetzt gemächlich ausruhen will.



Der ganze Tag wurde abermals, wie bei meinem
frühern Aufenthalt hieselbst, den Fabriken gewidmet,
und Ausstellungen von Waaren besehen. Die armen
Arbeiter sind doch mitunter übel daran! Sie verdie-
nen zwar hinlänglich, aber mehrere ihrer Beschäfti-
gungen sind auch, bei der geringsten Nachläßigkeit,


Wir ſahen auch heute nichts Merkwürdiges auf
unſerm Wege, als einen Park, durch den wir nur
hindurch fuhren, und der größtentheils neu angelegt
ſchien. Ein kleiner, aber hübſcher Garten, bot ſehr
niedliche Modelle für Blumengerüſte dar, wie auch
zierliche Körbe, alles ſehr ſein in Eiſendraht ausge-
führt, und mit rankenden Gewächſen bezogen. R.
mußte ſie mit ſteifen Fingern copiren.

Der Gaſthof, wo wir unſer Luncheon einnahmen,
war, wie die darauf eingehauene Jahrszahl lehrte,
1603 gebaut, alſo über 200 Jahre alt, und das hüb-
ſcheſte Specimen von Cottage im alten Geſchmack, mit
Fachwerk in verſchiedenen Deſſeins, das mir auf die-
ſer Tour vorgekommen iſt. Gegen Abend erreichten
wir bei immer empfindlicher werdender Kälte Bir-
mingham, wo ich mich jetzt gemächlich ausruhen will.



Der ganze Tag wurde abermals, wie bei meinem
frühern Aufenthalt hieſelbſt, den Fabriken gewidmet,
und Ausſtellungen von Waaren beſehen. Die armen
Arbeiter ſind doch mitunter übel daran! Sie verdie-
nen zwar hinlänglich, aber mehrere ihrer Beſchäfti-
gungen ſind auch, bei der geringſten Nachläßigkeit,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0310" n="264"/>
        <div n="2">
          <opener>
            <dateline> <hi rendition="#et">Birmingham, den 4ten.</hi> </dateline>
          </opener><lb/>
          <p>Wir &#x017F;ahen auch heute nichts Merkwürdiges auf<lb/>
un&#x017F;erm Wege, als einen Park, durch den wir nur<lb/>
hindurch fuhren, und der größtentheils neu angelegt<lb/>
&#x017F;chien. Ein kleiner, aber hüb&#x017F;cher Garten, bot &#x017F;ehr<lb/>
niedliche Modelle für Blumengerü&#x017F;te dar, wie auch<lb/>
zierliche Körbe, alles &#x017F;ehr &#x017F;ein in Ei&#x017F;endraht ausge-<lb/>
führt, und mit rankenden Gewäch&#x017F;en bezogen. R.<lb/>
mußte &#x017F;ie mit &#x017F;teifen Fingern copiren.</p><lb/>
          <p>Der Ga&#x017F;thof, wo wir un&#x017F;er Luncheon einnahmen,<lb/>
war, wie die darauf eingehauene Jahrszahl lehrte,<lb/>
1603 gebaut, al&#x017F;o über 200 Jahre alt, und das hüb-<lb/>
&#x017F;che&#x017F;te Specimen von Cottage im alten Ge&#x017F;chmack, mit<lb/>
Fachwerk in ver&#x017F;chiedenen De&#x017F;&#x017F;eins, das mir auf die-<lb/>
&#x017F;er Tour vorgekommen i&#x017F;t. Gegen Abend erreichten<lb/>
wir bei immer empfindlicher werdender Kälte Bir-<lb/>
mingham, wo ich mich jetzt gemächlich ausruhen will.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <opener>
            <dateline> <hi rendition="#et">Den 5ten.</hi> </dateline>
          </opener><lb/>
          <p>Der ganze Tag wurde abermals, wie bei meinem<lb/>
frühern Aufenthalt hie&#x017F;elb&#x017F;t, den Fabriken gewidmet,<lb/>
und Aus&#x017F;tellungen von Waaren be&#x017F;ehen. Die armen<lb/>
Arbeiter &#x017F;ind doch mitunter übel daran! Sie verdie-<lb/>
nen zwar hinlänglich, aber mehrere ihrer Be&#x017F;chäfti-<lb/>
gungen &#x017F;ind auch, bei der gering&#x017F;ten Nachläßigkeit,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[264/0310] Birmingham, den 4ten. Wir ſahen auch heute nichts Merkwürdiges auf unſerm Wege, als einen Park, durch den wir nur hindurch fuhren, und der größtentheils neu angelegt ſchien. Ein kleiner, aber hübſcher Garten, bot ſehr niedliche Modelle für Blumengerüſte dar, wie auch zierliche Körbe, alles ſehr ſein in Eiſendraht ausge- führt, und mit rankenden Gewächſen bezogen. R. mußte ſie mit ſteifen Fingern copiren. Der Gaſthof, wo wir unſer Luncheon einnahmen, war, wie die darauf eingehauene Jahrszahl lehrte, 1603 gebaut, alſo über 200 Jahre alt, und das hüb- ſcheſte Specimen von Cottage im alten Geſchmack, mit Fachwerk in verſchiedenen Deſſeins, das mir auf die- ſer Tour vorgekommen iſt. Gegen Abend erreichten wir bei immer empfindlicher werdender Kälte Bir- mingham, wo ich mich jetzt gemächlich ausruhen will. Den 5ten. Der ganze Tag wurde abermals, wie bei meinem frühern Aufenthalt hieſelbſt, den Fabriken gewidmet, und Ausſtellungen von Waaren beſehen. Die armen Arbeiter ſind doch mitunter übel daran! Sie verdie- nen zwar hinlänglich, aber mehrere ihrer Beſchäfti- gungen ſind auch, bei der geringſten Nachläßigkeit,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/310
Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/310>, abgerufen am 21.11.2024.