Ich begab mich schon nach dem Frühstück in die Fabrik des Herrn Thomasson, unsers hiesigen Con- suls, der zweiten an Größe und Umfang; denn die ansehnlichste von allen, wo 1000 Arbeiter täglich be- schäftigt sind, und wo von der Dampfmaschine zu 80 Pferden Kraft bis zum Livreeknopfe und der Steck- nadel unzählige Gegenstände verfertigt werden, ist seit dem Besuch der östreichischen Prinzen (deren Ge- folge einige wichtige Geheimnisse erlauscht haben soll) für jeden Fremden ohne Ausnahme hermetisch ver- schlossen worden.
Ich hielt mich hier, obgleich in abscheulichen, schmu- zigen und stinkenden Löchern, die zu den verschiedenen Atteliers dienten, doch mit vielem Interesse mehrere Stunden auf, und machte selbst einen Knopf, den Dir R ... als ein Zeichen meines Fleißes mitbrin- gen soll.
Im untern Stock sind in besserem Lokale alle die Erzeugnisse ausgestellt, welche die Fabrik liefert, von Gold, Silber, Bronze, plattirten und Lackwaaren (die in ihrer Nachahmung die chinesischen Originale selbst übertreffen) Stahlsachen in jeder Gestalt u. s. w. in einer Menge und Eleganz geordnet, die wirklich Staunen erregt. Unter andern sah man hier eine Copie der gestern beschriebenen ungeheuren Warwick- Vase, von derselben Größe wie das Original, in Bronze gegossen, welche 4000 £. St. kostete, so wie prachtvolle Tafelservice in Silber und plate, welches letztere jetzt auf eine Art gearbeitet wird, daß man
Ich begab mich ſchon nach dem Frühſtück in die Fabrik des Herrn Thomaſſon, unſers hieſigen Con- ſuls, der zweiten an Größe und Umfang; denn die anſehnlichſte von allen, wo 1000 Arbeiter täglich be- ſchäftigt ſind, und wo von der Dampfmaſchine zu 80 Pferden Kraft bis zum Livreeknopfe und der Steck- nadel unzählige Gegenſtände verfertigt werden, iſt ſeit dem Beſuch der öſtreichiſchen Prinzen (deren Ge- folge einige wichtige Geheimniſſe erlauſcht haben ſoll) für jeden Fremden ohne Ausnahme hermetiſch ver- ſchloſſen worden.
Ich hielt mich hier, obgleich in abſcheulichen, ſchmu- zigen und ſtinkenden Löchern, die zu den verſchiedenen Atteliers dienten, doch mit vielem Intereſſe mehrere Stunden auf, und machte ſelbſt einen Knopf, den Dir R … als ein Zeichen meines Fleißes mitbrin- gen ſoll.
Im untern Stock ſind in beſſerem Lokale alle die Erzeugniſſe ausgeſtellt, welche die Fabrik liefert, von Gold, Silber, Bronze, plattirten und Lackwaaren (die in ihrer Nachahmung die chineſiſchen Originale ſelbſt übertreffen) Stahlſachen in jeder Geſtalt u. ſ. w. in einer Menge und Eleganz geordnet, die wirklich Staunen erregt. Unter andern ſah man hier eine Copie der geſtern beſchriebenen ungeheuren Warwick- Vaſe, von derſelben Größe wie das Original, in Bronze gegoſſen, welche 4000 £. St. koſtete, ſo wie prachtvolle Tafelſervice in Silber und plate, welches letztere jetzt auf eine Art gearbeitet wird, daß man
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0294"n="248"/><p>Ich begab mich ſchon nach dem Frühſtück in die<lb/>
Fabrik des Herrn Thomaſſon, unſers hieſigen Con-<lb/>ſuls, der zweiten an Größe und Umfang; denn die<lb/>
anſehnlichſte von allen, wo 1000 Arbeiter täglich be-<lb/>ſchäftigt ſind, und wo von der Dampfmaſchine zu 80<lb/>
Pferden Kraft bis zum Livreeknopfe und der Steck-<lb/>
nadel unzählige Gegenſtände verfertigt werden, iſt<lb/>ſeit dem Beſuch der öſtreichiſchen Prinzen (deren Ge-<lb/>
folge einige wichtige Geheimniſſe erlauſcht haben ſoll)<lb/>
für jeden Fremden ohne Ausnahme hermetiſch ver-<lb/>ſchloſſen worden.</p><lb/><p>Ich hielt mich hier, obgleich in abſcheulichen, ſchmu-<lb/>
zigen und ſtinkenden Löchern, die zu den verſchiedenen<lb/>
Atteliers dienten, doch mit vielem Intereſſe mehrere<lb/>
Stunden auf, und machte ſelbſt einen Knopf, den<lb/>
Dir R … als ein Zeichen meines Fleißes mitbrin-<lb/>
gen ſoll.</p><lb/><p>Im untern Stock ſind in beſſerem Lokale alle die<lb/>
Erzeugniſſe ausgeſtellt, welche die Fabrik liefert, von<lb/>
Gold, Silber, Bronze, plattirten und Lackwaaren<lb/>
(die in ihrer Nachahmung die chineſiſchen Originale<lb/>ſelbſt übertreffen) Stahlſachen in jeder Geſtalt u. ſ. w.<lb/>
in einer Menge und Eleganz geordnet, die wirklich<lb/>
Staunen erregt. Unter andern ſah man hier eine<lb/>
Copie der geſtern beſchriebenen ungeheuren Warwick-<lb/>
Vaſe, von derſelben Größe wie das Original, in<lb/>
Bronze gegoſſen, welche 4000 £. St. koſtete, ſo wie<lb/>
prachtvolle Tafelſervice in Silber und <hirendition="#aq">plate,</hi> welches<lb/>
letztere jetzt auf eine Art gearbeitet wird, daß man<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[248/0294]
Ich begab mich ſchon nach dem Frühſtück in die
Fabrik des Herrn Thomaſſon, unſers hieſigen Con-
ſuls, der zweiten an Größe und Umfang; denn die
anſehnlichſte von allen, wo 1000 Arbeiter täglich be-
ſchäftigt ſind, und wo von der Dampfmaſchine zu 80
Pferden Kraft bis zum Livreeknopfe und der Steck-
nadel unzählige Gegenſtände verfertigt werden, iſt
ſeit dem Beſuch der öſtreichiſchen Prinzen (deren Ge-
folge einige wichtige Geheimniſſe erlauſcht haben ſoll)
für jeden Fremden ohne Ausnahme hermetiſch ver-
ſchloſſen worden.
Ich hielt mich hier, obgleich in abſcheulichen, ſchmu-
zigen und ſtinkenden Löchern, die zu den verſchiedenen
Atteliers dienten, doch mit vielem Intereſſe mehrere
Stunden auf, und machte ſelbſt einen Knopf, den
Dir R … als ein Zeichen meines Fleißes mitbrin-
gen ſoll.
Im untern Stock ſind in beſſerem Lokale alle die
Erzeugniſſe ausgeſtellt, welche die Fabrik liefert, von
Gold, Silber, Bronze, plattirten und Lackwaaren
(die in ihrer Nachahmung die chineſiſchen Originale
ſelbſt übertreffen) Stahlſachen in jeder Geſtalt u. ſ. w.
in einer Menge und Eleganz geordnet, die wirklich
Staunen erregt. Unter andern ſah man hier eine
Copie der geſtern beſchriebenen ungeheuren Warwick-
Vaſe, von derſelben Größe wie das Original, in
Bronze gegoſſen, welche 4000 £. St. koſtete, ſo wie
prachtvolle Tafelſervice in Silber und plate, welches
letztere jetzt auf eine Art gearbeitet wird, daß man
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/294>, abgerufen am 04.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.