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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831.

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Cagliostro und der Graf von St. Germain ver-
traut -- wir endeten kaum. Es ist wahr,
Theresel, die uns oft vergebens um Mitleid
anflehte, hielt es nicht aus. -- Sie ruht nun
auf dem Kirchhof, wie ihre große Vorläufe-
rin, und starb -- man muß es gestehen --
einen elenden Tod. Aber wohl dem, der
für das allgemeine Beste sich opfert, oder
auch geopfert wird. Für die Ueberbleiben-
den ist wenigstens Beides Eins.

Doch auch wir brachten ein Opfer, und
bezahlten unsere Schuld. Denn da wir bei
jedem Experiment von Neuem in der Zeit
rückwärts schritten, so hatten wir am Ende
nicht blos, wie die Weltumsegler, einen gan-
zen Tag, sondern wohl mehr als Jahre ver-
loren, ja oft wollte es uns dünken, es seyen
so viel Jahrhunderte. *)


*) Sollte man vielleicht diese Details eben so un-
glaublich als läppisch finden, so würde uns sol-
ches Urtheil sehr schmeicheln, denn bekanntlich
sind diese Eigenschaften eben die sichersten Zei-
chen der Wahrheit und Authenticität. S. hier-
über das Nähere in der überzeugenden Einlei-
tung zur Seherin von Prevorst.

Caglioſtro und der Graf von St. Germain ver-
traut — wir endeten kaum. Es iſt wahr,
Thereſel, die uns oft vergebens um Mitleid
anflehte, hielt es nicht aus. — Sie ruht nun
auf dem Kirchhof, wie ihre große Vorlaͤufe-
rin, und ſtarb — man muß es geſtehen —
einen elenden Tod. Aber wohl dem, der
fuͤr das allgemeine Beſte ſich opfert, oder
auch geopfert wird. Fuͤr die Ueberbleiben-
den iſt wenigſtens Beides Eins.

Doch auch wir brachten ein Opfer, und
bezahlten unſere Schuld. Denn da wir bei
jedem Experiment von Neuem in der Zeit
ruͤckwaͤrts ſchritten, ſo hatten wir am Ende
nicht blos, wie die Weltumſegler, einen gan-
zen Tag, ſondern wohl mehr als Jahre ver-
loren, ja oft wollte es uns duͤnken, es ſeyen
ſo viel Jahrhunderte. *)


*) Sollte man vielleicht dieſe Details eben ſo un-
glaublich als läppiſch finden, ſo würde uns ſol-
ches Urtheil ſehr ſchmeicheln, denn bekanntlich
ſind dieſe Eigenſchaften eben die ſicherſten Zei-
chen der Wahrheit und Authenticität. S. hier-
über das Nähere in der überzeugenden Einlei-
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[XXI/0029] Caglioſtro und der Graf von St. Germain ver- traut — wir endeten kaum. Es iſt wahr, Thereſel, die uns oft vergebens um Mitleid anflehte, hielt es nicht aus. — Sie ruht nun auf dem Kirchhof, wie ihre große Vorlaͤufe- rin, und ſtarb — man muß es geſtehen — einen elenden Tod. Aber wohl dem, der fuͤr das allgemeine Beſte ſich opfert, oder auch geopfert wird. Fuͤr die Ueberbleiben- den iſt wenigſtens Beides Eins. Doch auch wir brachten ein Opfer, und bezahlten unſere Schuld. Denn da wir bei jedem Experiment von Neuem in der Zeit ruͤckwaͤrts ſchritten, ſo hatten wir am Ende nicht blos, wie die Weltumſegler, einen gan- zen Tag, ſondern wohl mehr als Jahre ver- loren, ja oft wollte es uns duͤnken, es ſeyen ſo viel Jahrhunderte. *) *) Sollte man vielleicht dieſe Details eben ſo un- glaublich als läppiſch finden, ſo würde uns ſol- ches Urtheil ſehr ſchmeicheln, denn bekanntlich ſind dieſe Eigenſchaften eben die ſicherſten Zei- chen der Wahrheit und Authenticität. S. hier- über das Nähere in der überzeugenden Einlei- tung zur Seherin von Prevorſt.

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. XXI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/29>, abgerufen am 21.11.2024.