wick einst die mächtigsten Vasallen Englands waren, und der große Beauchamp, Graf von Warwick, sich rühmte, drei Könige entthront, und eben so viele auf den leeren Thron gesetzt zu haben.
Sein Schloß steht schon seit dem 9ten Jahrhundert und ist seit Elisabeths Regierung im Besitz derselben Fa- milie geblieben. Ein Thurm der Burg, angeblich von Beauchamp selbst erbaut, hat sich ohne alle Verän- derung erhalten, und das Ganze steht noch so colos- sal und mächtig, wie eine verwirklichte Ahnung der Vorzeit da.
Schon von weitem erblickst Du die dunkle Stein- masse, über uralte Cedern vom Libanon, Kastanien, Eichen und Linden, senkrecht aus den Felsen am Ufer des Avon, mehr als 200 Fuß hoch über die Wasser- fläche emporsteigen. Fast eben so hoch noch überra- gen wieder zwei Thürme von verschiedener Form das Gebäude selbst. Der abgerissene Pfeiler einer Brücke, mit Bäumen überhangen, steht mitten im Fluß, der, tiefer unten, grade wo die Schloßgebäude beginnen, einen schäumenden Wasserfall bildet, und die Räder der Schloßmühle treibt, welche letztere, mit dem Gan- zen zusammenhängend, nur wie ein niedriger Pfei- lervorsprung desselben erscheint.
Jetzt verlierst Du im Weiterfahren eine Weile den Anblick des Schlosses, und befindest Dich bald vor einer hohen crenelirten Mauer aus breiten Quadern, durch die Zeit mit Moos und Schlingpflanzen bedeckt. Die Flügel eines hohen eisernen Thores öffnen sich langsam, um Dich in einen tiefen, durch den Felsen
wick einſt die mächtigſten Vaſallen Englands waren, und der große Beauchamp, Graf von Warwick, ſich rühmte, drei Könige entthront, und eben ſo viele auf den leeren Thron geſetzt zu haben.
Sein Schloß ſteht ſchon ſeit dem 9ten Jahrhundert und iſt ſeit Eliſabeths Regierung im Beſitz derſelben Fa- milie geblieben. Ein Thurm der Burg, angeblich von Beauchamp ſelbſt erbaut, hat ſich ohne alle Verän- derung erhalten, und das Ganze ſteht noch ſo coloſ- ſal und mächtig, wie eine verwirklichte Ahnung der Vorzeit da.
Schon von weitem erblickſt Du die dunkle Stein- maſſe, über uralte Cedern vom Libanon, Kaſtanien, Eichen und Linden, ſenkrecht aus den Felſen am Ufer des Avon, mehr als 200 Fuß hoch über die Waſſer- fläche emporſteigen. Faſt eben ſo hoch noch überra- gen wieder zwei Thürme von verſchiedener Form das Gebäude ſelbſt. Der abgeriſſene Pfeiler einer Brücke, mit Bäumen überhangen, ſteht mitten im Fluß, der, tiefer unten, grade wo die Schloßgebäude beginnen, einen ſchäumenden Waſſerfall bildet, und die Räder der Schloßmühle treibt, welche letztere, mit dem Gan- zen zuſammenhängend, nur wie ein niedriger Pfei- lervorſprung deſſelben erſcheint.
Jetzt verlierſt Du im Weiterfahren eine Weile den Anblick des Schloſſes, und befindeſt Dich bald vor einer hohen crenelirten Mauer aus breiten Quadern, durch die Zeit mit Moos und Schlingpflanzen bedeckt. Die Flügel eines hohen eiſernen Thores öffnen ſich langſam, um Dich in einen tiefen, durch den Felſen
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wick einſt die mächtigſten Vaſallen Englands waren,
und der große Beauchamp, Graf von Warwick, ſich
rühmte, drei Könige entthront, und eben ſo viele auf
den leeren Thron geſetzt zu haben.
Sein Schloß ſteht ſchon ſeit dem 9ten Jahrhundert
und iſt ſeit Eliſabeths Regierung im Beſitz derſelben Fa-
milie geblieben. Ein Thurm der Burg, angeblich von
Beauchamp ſelbſt erbaut, hat ſich ohne alle Verän-
derung erhalten, und das Ganze ſteht noch ſo coloſ-
ſal und mächtig, wie eine verwirklichte Ahnung der
Vorzeit da.
Schon von weitem erblickſt Du die dunkle Stein-
maſſe, über uralte Cedern vom Libanon, Kaſtanien,
Eichen und Linden, ſenkrecht aus den Felſen am Ufer
des Avon, mehr als 200 Fuß hoch über die Waſſer-
fläche emporſteigen. Faſt eben ſo hoch noch überra-
gen wieder zwei Thürme von verſchiedener Form das
Gebäude ſelbſt. Der abgeriſſene Pfeiler einer Brücke,
mit Bäumen überhangen, ſteht mitten im Fluß, der,
tiefer unten, grade wo die Schloßgebäude beginnen,
einen ſchäumenden Waſſerfall bildet, und die Räder
der Schloßmühle treibt, welche letztere, mit dem Gan-
zen zuſammenhängend, nur wie ein niedriger Pfei-
lervorſprung deſſelben erſcheint.
Jetzt verlierſt Du im Weiterfahren eine Weile
den Anblick des Schloſſes, und befindeſt Dich bald vor
einer hohen crenelirten Mauer aus breiten Quadern,
durch die Zeit mit Moos und Schlingpflanzen bedeckt.
Die Flügel eines hohen eiſernen Thores öffnen ſich
langſam, um Dich in einen tiefen, durch den Felſen
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/268>, abgerufen am 26.11.2024.
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