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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831.

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in Extase, und mit Recht, erweckt sie aber nicht im-
mer wieder im Leser durch seine Schilderung. Ich
enthalte mich also derselben, und bemerke bloß, daß
der vortreffliche aristokratische Gasthof (zum Stern
und Hosenband) aus dem man dieses Paradies über-
sieht, während man den Leib auf's beste pflegt, das
Seinige zu dem Genusse beiträgt. Einsamkeit und
Stille, verbunden mit jeder Bequemlichkeit, in einer
unbeschreiblich schönen Gegend, laden hier mächtig
zum Lebensgenusse ein, und gar mancher Londner
junge Mann soll hier im Geheim seine Privathonig-
monate ohne Priestersegen feiern -- wir Unschuldige
feierten nur die herrliche Natur, und einstimmig rie-
fen Deine treuen Gärtner aus: "Wäre doch nur ...."
Das Uebrige commentirst Du schon.

Abends führte ich R. in das Adelphi-Theater, klein
und niedlich, das sich durch vorzüglich gute Maschi-
nerie auszeichnet und auch gerade jetzt mehrere vor-
treffliche Schauspieler besitzt. Der eine spielte in ei-
nem nicht unebnen Stücke den Betrunkenen natürli-
cher, als ich es noch je gesehen. Es ist wahr, daß
er hier auch mehr Gelegenheit zum Studium dieses
Seelenzustandes hat, aus demselben Grunde, warum
die Alten das Nackte besser darstellten als unsre
Künstler, nämlich weil sie es öfter sahen. Ein gut
aus dem Leben gegriffener Zug war es, daß der
Trunkenbold, welcher eine zärtliche Leidenschaft für
ein junges und armes Mädchen in der Pension hegte,
im nüchternen Zustande immer anderen Projekten

in Extaſe, und mit Recht, erweckt ſie aber nicht im-
mer wieder im Leſer durch ſeine Schilderung. Ich
enthalte mich alſo derſelben, und bemerke bloß, daß
der vortreffliche ariſtokratiſche Gaſthof (zum Stern
und Hoſenband) aus dem man dieſes Paradies über-
ſieht, während man den Leib auf’s beſte pflegt, das
Seinige zu dem Genuſſe beiträgt. Einſamkeit und
Stille, verbunden mit jeder Bequemlichkeit, in einer
unbeſchreiblich ſchönen Gegend, laden hier mächtig
zum Lebensgenuſſe ein, und gar mancher Londner
junge Mann ſoll hier im Geheim ſeine Privathonig-
monate ohne Prieſterſegen feiern — wir Unſchuldige
feierten nur die herrliche Natur, und einſtimmig rie-
fen Deine treuen Gärtner aus: „Wäre doch nur ....“
Das Uebrige commentirſt Du ſchon.

Abends führte ich R. in das Adelphi-Theater, klein
und niedlich, das ſich durch vorzüglich gute Maſchi-
nerie auszeichnet und auch gerade jetzt mehrere vor-
treffliche Schauſpieler beſitzt. Der eine ſpielte in ei-
nem nicht unebnen Stücke den Betrunkenen natürli-
cher, als ich es noch je geſehen. Es iſt wahr, daß
er hier auch mehr Gelegenheit zum Studium dieſes
Seelenzuſtandes hat, aus demſelben Grunde, warum
die Alten das Nackte beſſer darſtellten als unſre
Künſtler, nämlich weil ſie es öfter ſahen. Ein gut
aus dem Leben gegriffener Zug war es, daß der
Trunkenbold, welcher eine zärtliche Leidenſchaft für
ein junges und armes Mädchen in der Penſion hegte,
im nüchternen Zuſtande immer anderen Projekten

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[198/0242] in Extaſe, und mit Recht, erweckt ſie aber nicht im- mer wieder im Leſer durch ſeine Schilderung. Ich enthalte mich alſo derſelben, und bemerke bloß, daß der vortreffliche ariſtokratiſche Gaſthof (zum Stern und Hoſenband) aus dem man dieſes Paradies über- ſieht, während man den Leib auf’s beſte pflegt, das Seinige zu dem Genuſſe beiträgt. Einſamkeit und Stille, verbunden mit jeder Bequemlichkeit, in einer unbeſchreiblich ſchönen Gegend, laden hier mächtig zum Lebensgenuſſe ein, und gar mancher Londner junge Mann ſoll hier im Geheim ſeine Privathonig- monate ohne Prieſterſegen feiern — wir Unſchuldige feierten nur die herrliche Natur, und einſtimmig rie- fen Deine treuen Gärtner aus: „Wäre doch nur ....“ Das Uebrige commentirſt Du ſchon. Abends führte ich R. in das Adelphi-Theater, klein und niedlich, das ſich durch vorzüglich gute Maſchi- nerie auszeichnet und auch gerade jetzt mehrere vor- treffliche Schauſpieler beſitzt. Der eine ſpielte in ei- nem nicht unebnen Stücke den Betrunkenen natürli- cher, als ich es noch je geſehen. Es iſt wahr, daß er hier auch mehr Gelegenheit zum Studium dieſes Seelenzuſtandes hat, aus demſelben Grunde, warum die Alten das Nackte beſſer darſtellten als unſre Künſtler, nämlich weil ſie es öfter ſahen. Ein gut aus dem Leben gegriffener Zug war es, daß der Trunkenbold, welcher eine zärtliche Leidenſchaft für ein junges und armes Mädchen in der Penſion hegte, im nüchternen Zuſtande immer anderen Projekten

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/242>, abgerufen am 25.11.2024.