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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831.

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harmlosen Briefe -- sie haben mehr Gnade
daselbst gefunden, als Du je im Traume ge-
hofft, und dürfte ich mich etwas orientalisch
ausdrücken, was besser zu deiner exotischen
Erscheinung paßt, so würde ich sagen: daß
aus dem unansehnlichen Feuerstein der edelste
Stahl einen hellleuchtenden Rubin geschla-
gen, daß die Sonne das Stückchen Glas
durch ihre Strahlenkraft einen Augenblick zum
Brennspiegel erhoben hat -- mit einem Wort,
um plan zu sprechen ....... hier ergriff
ich ein schon in der Tasche bereit gehaltenes
Papier, und las, wie auf der Tribüne der
französischen Deputirtenkammer, den Rest
meiner Rede, und die Nr. 59. der Jahr-
bücher für wissenschaftliche Kritik, dem er-
staunten Geiste vor *).

Dieser (ein sanft aschgrauer, also nach
den Regeln der Uniformirung des Zwischen-
reichs, schon beinahe halbseliger) war bei
der ersten Nennung des salomonischen Na-
mens etwas erblaßt, dann schnell erröthet,
und hörte hierauf, ohne ein Wort zu spre-
chen, dem Anschein nach tief in sich ver-
sunken, andächtig zu.

*) O Eitelkeit!

harmloſen Briefe — ſie haben mehr Gnade
daſelbſt gefunden, als Du je im Traume ge-
hofft, und duͤrfte ich mich etwas orientaliſch
ausdruͤcken, was beſſer zu deiner exotiſchen
Erſcheinung paßt, ſo wuͤrde ich ſagen: daß
aus dem unanſehnlichen Feuerſtein der edelſte
Stahl einen hellleuchtenden Rubin geſchla-
gen, daß die Sonne das Stuͤckchen Glas
durch ihre Strahlenkraft einen Augenblick zum
Brennſpiegel erhoben hat — mit einem Wort,
um plan zu ſprechen ....... hier ergriff
ich ein ſchon in der Taſche bereit gehaltenes
Papier, und las, wie auf der Tribuͤne der
franzoͤſiſchen Deputirtenkammer, den Reſt
meiner Rede, und die Nr. 59. der Jahr-
buͤcher fuͤr wiſſenſchaftliche Kritik, dem er-
ſtaunten Geiſte vor *).

Dieſer (ein ſanft aſchgrauer, alſo nach
den Regeln der Uniformirung des Zwiſchen-
reichs, ſchon beinahe halbſeliger) war bei
der erſten Nennung des ſalomoniſchen Na-
mens etwas erblaßt, dann ſchnell erroͤthet,
und hoͤrte hierauf, ohne ein Wort zu ſpre-
chen, dem Anſchein nach tief in ſich ver-
ſunken, andaͤchtig zu.

*) O Eitelkeit!
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[XII/0020] harmloſen Briefe — ſie haben mehr Gnade daſelbſt gefunden, als Du je im Traume ge- hofft, und duͤrfte ich mich etwas orientaliſch ausdruͤcken, was beſſer zu deiner exotiſchen Erſcheinung paßt, ſo wuͤrde ich ſagen: daß aus dem unanſehnlichen Feuerſtein der edelſte Stahl einen hellleuchtenden Rubin geſchla- gen, daß die Sonne das Stuͤckchen Glas durch ihre Strahlenkraft einen Augenblick zum Brennſpiegel erhoben hat — mit einem Wort, um plan zu ſprechen ....... hier ergriff ich ein ſchon in der Taſche bereit gehaltenes Papier, und las, wie auf der Tribuͤne der franzoͤſiſchen Deputirtenkammer, den Reſt meiner Rede, und die Nr. 59. der Jahr- buͤcher fuͤr wiſſenſchaftliche Kritik, dem er- ſtaunten Geiſte vor *). Dieſer (ein ſanft aſchgrauer, alſo nach den Regeln der Uniformirung des Zwiſchen- reichs, ſchon beinahe halbſeliger) war bei der erſten Nennung des ſalomoniſchen Na- mens etwas erblaßt, dann ſchnell erroͤthet, und hoͤrte hierauf, ohne ein Wort zu ſpre- chen, dem Anſchein nach tief in ſich ver- ſunken, andaͤchtig zu. *) O Eitelkeit!

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. XII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/20>, abgerufen am 21.11.2024.