gentlich nach dem Befinden seiner lieben Gemahlin, Mistriß Ketsch.
Der Henker aber macht ihm schnell begreiflich, daß jetzt alle Freundschaft ein Ende haben müsse, und hält ihm vor, welch' ein schlechter Mann er sey, so viel Menschen und selbst sein Weib und Kind ge- tödtet zu haben.
"Was die Letzteren betrifft, so waren sie mein Ei- genthum," vertheidigt sich Punch, "und Jedem muß es überlassen bleiben, wie er dies am besten zu nutzen glaubt." "Und warum tödtetet Ihr den armen Doc- tor, der Euch zu Hülfe kam?" "Nur in Selbstver- theidigung, werthester Herr Ketsch, denn er wollte mich auch umbringen." "Wie so?" "Er offerirte mir von seiner Medicin."
Doch alle Ausflüchte helfen nichts. Drei bis vier Knechte springen hervor, und binden Punch, den Ketsch ins Gefängniß abführt.
Wir sehen ihn im nächsten Auftritt im Hinter- grunde der Bühne aus einem eisernen Gitter den Kopf vorstrecken, und sich die lange Nase an den Eisenstangen reiben. Er ist sehr entrüstet und ver- drießlich, singt sich aber doch nach seiner Manier ein Liedchen, um die Zeit zu vertreiben. Mr. Ketsch tritt auf, und schlägt mit seinen Gehülfen vor dem Gefängnisse einen Galgen auf. Punch wird kläg- lich, fühlt aber, statt der Reue, doch nur eine An- wandelung großer Liebe und Sehnsucht nach seiner
gentlich nach dem Befinden ſeiner lieben Gemahlin, Miſtriß Ketſch.
Der Henker aber macht ihm ſchnell begreiflich, daß jetzt alle Freundſchaft ein Ende haben müſſe, und hält ihm vor, welch’ ein ſchlechter Mann er ſey, ſo viel Menſchen und ſelbſt ſein Weib und Kind ge- tödtet zu haben.
„Was die Letzteren betrifft, ſo waren ſie mein Ei- genthum,“ vertheidigt ſich Punch, „und Jedem muß es überlaſſen bleiben, wie er dies am beſten zu nutzen glaubt.“ „Und warum tödtetet Ihr den armen Doc- tor, der Euch zu Hülfe kam?“ „Nur in Selbſtver- theidigung, wertheſter Herr Ketſch, denn er wollte mich auch umbringen.“ „Wie ſo?“ „Er offerirte mir von ſeiner Medicin.“
Doch alle Ausflüchte helfen nichts. Drei bis vier Knechte ſpringen hervor, und binden Punch, den Ketſch ins Gefängniß abführt.
Wir ſehen ihn im nächſten Auftritt im Hinter- grunde der Bühne aus einem eiſernen Gitter den Kopf vorſtrecken, und ſich die lange Naſe an den Eiſenſtangen reiben. Er iſt ſehr entrüſtet und ver- drießlich, ſingt ſich aber doch nach ſeiner Manier ein Liedchen, um die Zeit zu vertreiben. Mr. Ketſch tritt auf, und ſchlägt mit ſeinen Gehülfen vor dem Gefängniſſe einen Galgen auf. Punch wird kläg- lich, fühlt aber, ſtatt der Reue, doch nur eine An- wandelung großer Liebe und Sehnſucht nach ſeiner
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gentlich nach dem Befinden ſeiner lieben Gemahlin,
Miſtriß Ketſch.
Der Henker aber macht ihm ſchnell begreiflich, daß
jetzt alle Freundſchaft ein Ende haben müſſe, und
hält ihm vor, welch’ ein ſchlechter Mann er ſey, ſo
viel Menſchen und ſelbſt ſein Weib und Kind ge-
tödtet zu haben.
„Was die Letzteren betrifft, ſo waren ſie mein Ei-
genthum,“ vertheidigt ſich Punch, „und Jedem muß
es überlaſſen bleiben, wie er dies am beſten zu nutzen
glaubt.“ „Und warum tödtetet Ihr den armen Doc-
tor, der Euch zu Hülfe kam?“ „Nur in Selbſtver-
theidigung, wertheſter Herr Ketſch, denn er wollte
mich auch umbringen.“ „Wie ſo?“ „Er offerirte
mir von ſeiner Medicin.“
Doch alle Ausflüchte helfen nichts. Drei bis vier
Knechte ſpringen hervor, und binden Punch, den
Ketſch ins Gefängniß abführt.
Wir ſehen ihn im nächſten Auftritt im Hinter-
grunde der Bühne aus einem eiſernen Gitter den
Kopf vorſtrecken, und ſich die lange Naſe an den
Eiſenſtangen reiben. Er iſt ſehr entrüſtet und ver-
drießlich, ſingt ſich aber doch nach ſeiner Manier ein
Liedchen, um die Zeit zu vertreiben. Mr. Ketſch
tritt auf, und ſchlägt mit ſeinen Gehülfen vor dem
Gefängniſſe einen Galgen auf. Punch wird kläg-
lich, fühlt aber, ſtatt der Reue, doch nur eine An-
wandelung großer Liebe und Sehnſucht nach ſeiner
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/193>, abgerufen am 24.11.2024.
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