P. Ja, so sprecht ihr Doctoren immer, aber ver- sucht es doch einmal selbst.
D. Wir Doetoren nehmen nie unsere eigene Me- dizin. Doch Ihr braucht jedenfalls noch einige Dosen.
Punch scheint besiegt, fällt entkräftet hin, und bit- tet um Gnade; als sich aber der leichtgläubige Doc- tor zu ihm herabbeugt, stürzt ihm Punch mit Blitzes- schnelle in die Arme, ringt mit ihm und entreißt ihm endlich den Stock, mit dem er dann wie ge- wöhnlich verfährt.
"Jetzt," ruft er, "werdet Ihr doch auch ein wenig von eurer schönen Medicin versuchen müssen, werthe- ster Doctor, nur ein ganz klein wenig, geehrtester Freund. So ..... und so ...."
"O Gott, sie bringt mich um ...." schreit der Doktor.
"Nicht der Rede werth, es ist einmal so gebräuch- lich. Doctoren sterben immer, wenn sie von ihrer eignen Medizin genießen. Nur lustig, hier, noch eine, und die letzte Pille. Er stößt ihm den Stock mit der Spitze in den Magen. "Fühlt ihr die Wir- kung dieser wohlthätigen Pille in eurem Junern?"
Der Doctor fällt todt hin.
Punch lachend: "Nun, guter Freund, curirt Euch selbst, wenn Ihr könnt!"
(Geht singend und tanzend ab.)
P. Ja, ſo ſprecht ihr Doctoren immer, aber ver- ſucht es doch einmal ſelbſt.
D. Wir Doetoren nehmen nie unſere eigene Me- dizin. Doch Ihr braucht jedenfalls noch einige Doſen.
Punch ſcheint beſiegt, fällt entkräftet hin, und bit- tet um Gnade; als ſich aber der leichtgläubige Doc- tor zu ihm herabbeugt, ſtürzt ihm Punch mit Blitzes- ſchnelle in die Arme, ringt mit ihm und entreißt ihm endlich den Stock, mit dem er dann wie ge- wöhnlich verfährt.
„Jetzt,“ ruft er, „werdet Ihr doch auch ein wenig von eurer ſchönen Medicin verſuchen müſſen, werthe- ſter Doctor, nur ein ganz klein wenig, geehrteſter Freund. So ..... und ſo ....“
„O Gott, ſie bringt mich um ....“ ſchreit der Doktor.
„Nicht der Rede werth, es iſt einmal ſo gebräuch- lich. Doctoren ſterben immer, wenn ſie von ihrer eignen Medizin genießen. Nur luſtig, hier, noch eine, und die letzte Pille. Er ſtößt ihm den Stock mit der Spitze in den Magen. „Fühlt ihr die Wir- kung dieſer wohlthätigen Pille in eurem Junern?“
Der Doctor fällt todt hin.
Punch lachend: „Nun, guter Freund, curirt Euch ſelbſt, wenn Ihr könnt!“
(Geht ſingend und tanzend ab.)
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P. Ja, ſo ſprecht ihr Doctoren immer, aber ver-
ſucht es doch einmal ſelbſt.
D. Wir Doetoren nehmen nie unſere eigene Me-
dizin. Doch Ihr braucht jedenfalls noch einige
Doſen.
Punch ſcheint beſiegt, fällt entkräftet hin, und bit-
tet um Gnade; als ſich aber der leichtgläubige Doc-
tor zu ihm herabbeugt, ſtürzt ihm Punch mit Blitzes-
ſchnelle in die Arme, ringt mit ihm und entreißt
ihm endlich den Stock, mit dem er dann wie ge-
wöhnlich verfährt.
„Jetzt,“ ruft er, „werdet Ihr doch auch ein wenig
von eurer ſchönen Medicin verſuchen müſſen, werthe-
ſter Doctor, nur ein ganz klein wenig, geehrteſter
Freund. So ..... und ſo ....“
„O Gott, ſie bringt mich um ....“ ſchreit der
Doktor.
„Nicht der Rede werth, es iſt einmal ſo gebräuch-
lich. Doctoren ſterben immer, wenn ſie von ihrer
eignen Medizin genießen. Nur luſtig, hier, noch
eine, und die letzte Pille. Er ſtößt ihm den Stock
mit der Spitze in den Magen. „Fühlt ihr die Wir-
kung dieſer wohlthätigen Pille in eurem Junern?“
Der Doctor fällt todt hin.
Punch lachend: „Nun, guter Freund, curirt Euch
ſelbſt, wenn Ihr könnt!“
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/186>, abgerufen am 24.11.2024.
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