den Mädchen sey er allerdings ein Versucher und Verführer, auch, so lange er es habe, ein Freund der bonne chere, wenn er nichts habe, aber auch bereit, von Baumrinde zu leben, und stürbe er ein- mal -- nun so sey's eben weiter nichts, als daß es aus sey, und damit habe denn die Komödie von Punch ein Ende. (Dies letzte riecht ohne Zweifel ein wenig nach Atheismus.)
Nach diesem Monolog ruft er in die Scene hinein nach Judy, seiner jungen Frau, welche aber nicht hören will, und statt ihrer endlich nur ihren Hund schickt. Punch streichelt und schmeichelt ihm, wird aber von dem bösen Köter in die Nase gebissen, und so lange daran festgehalten, bis nach einer lächerli- chen Balgerei und verschiedenen starken Spässen des nicht allzu discreten Punch, dieser endlich den Hund abwehrt, und derb abstraft.
Der Hausfreund Scaramutz tritt noch während die- sem Lärmen mit einem großen Prügel ein, und setzt sogleich Punch zur Rede, warum er Judy's Lieb- lingshund geschlagen, der nie Jemanden beiße. "Auch ich schlage nie einen Hund," erwiederte Punch, "aber," fährt er fort, "was habt ihr selbst denn da in der Hand, lieber Scaramutz?" "O nichts, als eine Geige, wollt ihr vielleicht ihren Ton probiren? Kommt nur einmal her, und vernehmt das herrliche Instrument." "Danke, danke, lieber Scaramutz," erwiedert Punch bescheiden, "ich unterscheide die Töne schon vortrefflich von weitem." Scaramutz läßt sich
den Mädchen ſey er allerdings ein Verſucher und Verführer, auch, ſo lange er es habe, ein Freund der bonne chère, wenn er nichts habe, aber auch bereit, von Baumrinde zu leben, und ſtürbe er ein- mal — nun ſo ſey’s eben weiter nichts, als daß es aus ſey, und damit habe denn die Komödie von Punch ein Ende. (Dies letzte riecht ohne Zweifel ein wenig nach Atheismus.)
Nach dieſem Monolog ruft er in die Scene hinein nach Judy, ſeiner jungen Frau, welche aber nicht hören will, und ſtatt ihrer endlich nur ihren Hund ſchickt. Punch ſtreichelt und ſchmeichelt ihm, wird aber von dem böſen Köter in die Naſe gebiſſen, und ſo lange daran feſtgehalten, bis nach einer lächerli- chen Balgerei und verſchiedenen ſtarken Späſſen des nicht allzu discreten Punch, dieſer endlich den Hund abwehrt, und derb abſtraft.
Der Hausfreund Scaramutz tritt noch während die- ſem Lärmen mit einem großen Prügel ein, und ſetzt ſogleich Punch zur Rede, warum er Judy’s Lieb- lingshund geſchlagen, der nie Jemanden beiße. „Auch ich ſchlage nie einen Hund,“ erwiederte Punch, „aber,“ fährt er fort, „was habt ihr ſelbſt denn da in der Hand, lieber Scaramutz?“ „O nichts, als eine Geige, wollt ihr vielleicht ihren Ton probiren? Kommt nur einmal her, und vernehmt das herrliche Inſtrument.“ „Danke, danke, lieber Scaramutz,“ erwiedert Punch beſcheiden, „ich unterſcheide die Töne ſchon vortrefflich von weitem.“ Scaramutz läßt ſich
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den Mädchen ſey er allerdings ein Verſucher und
Verführer, auch, ſo lange er es habe, ein Freund
der bonne chère, wenn er nichts habe, aber auch
bereit, von Baumrinde zu leben, und ſtürbe er ein-
mal — nun ſo ſey’s eben weiter nichts, als daß es
aus ſey, und damit habe denn die Komödie von
Punch ein Ende. (Dies letzte riecht ohne Zweifel ein
wenig nach Atheismus.)
Nach dieſem Monolog ruft er in die Scene hinein
nach Judy, ſeiner jungen Frau, welche aber nicht
hören will, und ſtatt ihrer endlich nur ihren Hund
ſchickt. Punch ſtreichelt und ſchmeichelt ihm, wird
aber von dem böſen Köter in die Naſe gebiſſen, und
ſo lange daran feſtgehalten, bis nach einer lächerli-
chen Balgerei und verſchiedenen ſtarken Späſſen des
nicht allzu discreten Punch, dieſer endlich den Hund
abwehrt, und derb abſtraft.
Der Hausfreund Scaramutz tritt noch während die-
ſem Lärmen mit einem großen Prügel ein, und ſetzt
ſogleich Punch zur Rede, warum er Judy’s Lieb-
lingshund geſchlagen, der nie Jemanden beiße. „Auch
ich ſchlage nie einen Hund,“ erwiederte Punch,
„aber,“ fährt er fort, „was habt ihr ſelbſt denn da
in der Hand, lieber Scaramutz?“ „O nichts, als
eine Geige, wollt ihr vielleicht ihren Ton probiren?
Kommt nur einmal her, und vernehmt das herrliche
Inſtrument.“ „Danke, danke, lieber Scaramutz,“
erwiedert Punch beſcheiden, „ich unterſcheide die Töne
ſchon vortrefflich von weitem.“ Scaramutz läßt ſich
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/180>, abgerufen am 09.11.2024.
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