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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831.

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liege am Platze, aufstehen, und bald darauf besseres
an einem andern aufsuchen kann.

In der Mitte des Saals steht ein Büreau, an
welchem ein Commis postirt ist, der klingelt, sobald
man etwas von den Waiters verlangt, die Rechnung
führt, auch bei streitigen Fällen die classischen Werke
über das Whist herbeibringt. Denn nie wird auch
das geringste Versehen gegen die Regel, ohne die
darauf gesetzte Strafe zur Folge zu haben, durchge-
lassen, was allerdings für den, der nur zur Unter-
haltung spielen will, etwas peinlich wird, aber doch
eigentlich zweckmäßig ist, und gute Spieler bildet.
Derselbe Commis verabreicht auch jedem Spieler die
Marken. Um nämlich der großen Unannehmlichkeit
auszuweichen, mit einem bösen Zahler zusammen zu
kommen, der zwar viel verliert, aber nichts berich-
tigt, und solche giebt es in England nicht weniger,
als anderwärts, so ist der Club selbst der allgemeine
Zahler. Baares Geld erscheint (schon der Reinlich-
keit wegen sehr angenehm) gar nicht, sondern jeder
erhält, so wie er sich zum Spiel hinsetzt, ein Körb-
chen Marken von verschiedener Form, deren Werth
mit Zahlen darauf bemerkt ist, und welche der Com-
mis in sein Buch einträgt. Verliert er sie, so ver-
langt er neue u. s. w. Ehe man weggeht, berechnet
man sich mit dem Rechnungsführer, constatirt entwe-
der den Verlust, oder liefert, wenn man gewonnen,
die aquirirten Marken aus. In beiden Fällen erhält
man über das Resultat eine Karte eingehändigt, die
das Duplikat der Berechnung im Contobuche enthält.

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liege am Platze, aufſtehen, und bald darauf beſſeres
an einem andern aufſuchen kann.

In der Mitte des Saals ſteht ein Büreau, an
welchem ein Commis poſtirt iſt, der klingelt, ſobald
man etwas von den Waiters verlangt, die Rechnung
führt, auch bei ſtreitigen Fällen die claſſiſchen Werke
über das Whist herbeibringt. Denn nie wird auch
das geringſte Verſehen gegen die Regel, ohne die
darauf geſetzte Strafe zur Folge zu haben, durchge-
laſſen, was allerdings für den, der nur zur Unter-
haltung ſpielen will, etwas peinlich wird, aber doch
eigentlich zweckmäßig iſt, und gute Spieler bildet.
Derſelbe Commis verabreicht auch jedem Spieler die
Marken. Um nämlich der großen Unannehmlichkeit
auszuweichen, mit einem böſen Zahler zuſammen zu
kommen, der zwar viel verliert, aber nichts berich-
tigt, und ſolche giebt es in England nicht weniger,
als anderwärts, ſo iſt der Club ſelbſt der allgemeine
Zahler. Baares Geld erſcheint (ſchon der Reinlich-
keit wegen ſehr angenehm) gar nicht, ſondern jeder
erhält, ſo wie er ſich zum Spiel hinſetzt, ein Körb-
chen Marken von verſchiedener Form, deren Werth
mit Zahlen darauf bemerkt iſt, und welche der Com-
mis in ſein Buch einträgt. Verliert er ſie, ſo ver-
langt er neue u. ſ. w. Ehe man weggeht, berechnet
man ſich mit dem Rechnungsführer, conſtatirt entwe-
der den Verluſt, oder liefert, wenn man gewonnen,
die aquirirten Marken aus. In beiden Fällen erhält
man über das Reſultat eine Karte eingehändigt, die
das Duplikat der Berechnung im Contobuche enthält.

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[115/0155] liege am Platze, aufſtehen, und bald darauf beſſeres an einem andern aufſuchen kann. In der Mitte des Saals ſteht ein Büreau, an welchem ein Commis poſtirt iſt, der klingelt, ſobald man etwas von den Waiters verlangt, die Rechnung führt, auch bei ſtreitigen Fällen die claſſiſchen Werke über das Whist herbeibringt. Denn nie wird auch das geringſte Verſehen gegen die Regel, ohne die darauf geſetzte Strafe zur Folge zu haben, durchge- laſſen, was allerdings für den, der nur zur Unter- haltung ſpielen will, etwas peinlich wird, aber doch eigentlich zweckmäßig iſt, und gute Spieler bildet. Derſelbe Commis verabreicht auch jedem Spieler die Marken. Um nämlich der großen Unannehmlichkeit auszuweichen, mit einem böſen Zahler zuſammen zu kommen, der zwar viel verliert, aber nichts berich- tigt, und ſolche giebt es in England nicht weniger, als anderwärts, ſo iſt der Club ſelbſt der allgemeine Zahler. Baares Geld erſcheint (ſchon der Reinlich- keit wegen ſehr angenehm) gar nicht, ſondern jeder erhält, ſo wie er ſich zum Spiel hinſetzt, ein Körb- chen Marken von verſchiedener Form, deren Werth mit Zahlen darauf bemerkt iſt, und welche der Com- mis in ſein Buch einträgt. Verliert er ſie, ſo ver- langt er neue u. ſ. w. Ehe man weggeht, berechnet man ſich mit dem Rechnungsführer, conſtatirt entwe- der den Verluſt, oder liefert, wenn man gewonnen, die aquirirten Marken aus. In beiden Fällen erhält man über das Reſultat eine Karte eingehändigt, die das Duplikat der Berechnung im Contobuche enthält. 8*

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/155>, abgerufen am 23.11.2024.