Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831.Fünfter Brief. *) London, den 20sten Nov. 1826. Geliebte Freundin! Reisenden möchte ich den Rath geben, in fremde *) Einige Briefe, die nur persönliche Beziehungen hatten,
sind hier ganz unterdrückt worden, und ich bemerke dies blos, um den schönen Leserinnen, die sich gewiß mit mir über die Pünktlichkeit gefreut haben, mit der der Verstor- bene das Ende beinahe jeden Tages seiner abwesenden Freundin widmete, ein zwanzigtägiges Schweigen zu er- klären. Derselbe Fall kömmt später noch mehrmals vor, so wie ich mir überhaupt die Freiheit habe nehmen müssen, in den Briefen, welche diese beiden Theile enthalten, Vieles bei der Herausgabe wegzulassen, was, um nicht zu ermüden, nur selten durch Punkte angedeutet ist, als z. B. zu uninteressante Alltäglichkeit des Le- bens, oder zu interessante chronique scandaleuse. Eine kleine satyrische Annäherung meines verstorbenen Freundes an die letzte, in den vorigen Bänden, ist ihm zu Fuͤnfter Brief. *) London, den 20ſten Nov. 1826. Geliebte Freundin! Reiſenden möchte ich den Rath geben, in fremde *) Einige Briefe, die nur perſoͤnliche Beziehungen hatten,
ſind hier ganz unterdruͤckt worden, und ich bemerke dies blos, um den ſchoͤnen Leſerinnen, die ſich gewiß mit mir uͤber die Puͤnktlichkeit gefreut haben, mit der der Verſtor- bene das Ende beinahe jeden Tages ſeiner abweſenden Freundin widmete, ein zwanzigtaͤgiges Schweigen zu er- klaͤren. Derſelbe Fall koͤmmt ſpaͤter noch mehrmals vor, ſo wie ich mir uͤberhaupt die Freiheit habe nehmen muͤſſen, in den Briefen, welche dieſe beiden Theile enthalten, Vieles bei der Herausgabe wegzulaſſen, was, um nicht zu ermuͤden, nur ſelten durch Punkte angedeutet iſt, als z. B. zu unintereſſante Alltaͤglichkeit des Le- bens, oder zu intereſſante chronique scandaleuse. Eine kleine ſatyriſche Annaͤherung meines verſtorbenen Freundes an die letzte, in den vorigen Baͤnden, iſt ihm zu <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0142" n="[102]"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Fuͤnfter Brief</hi>.</hi> <note xml:id="seg2pn_3_1" next="#seg2pn_3_2" place="foot" n="*)">Einige Briefe, die nur perſoͤnliche Beziehungen hatten,<lb/> ſind hier ganz unterdruͤckt worden, und ich bemerke dies<lb/> blos, um den ſchoͤnen Leſerinnen, die ſich gewiß mit mir<lb/> uͤber die Puͤnktlichkeit gefreut haben, mit der der Verſtor-<lb/> bene das Ende beinahe jeden Tages ſeiner abweſenden<lb/> Freundin widmete, ein zwanzigtaͤgiges Schweigen zu er-<lb/> klaͤren.<lb/> Derſelbe Fall koͤmmt ſpaͤter noch mehrmals vor, ſo<lb/> wie ich mir uͤberhaupt die Freiheit habe nehmen muͤſſen,<lb/> in den Briefen, welche dieſe beiden Theile enthalten,<lb/> Vieles bei der Herausgabe wegzulaſſen, was, um nicht<lb/> zu ermuͤden, nur ſelten durch Punkte angedeutet iſt,<lb/> als z. B. zu <hi rendition="#g">unintereſſante</hi> Alltaͤglichkeit des Le-<lb/> bens, oder zu <hi rendition="#g">intereſſante</hi> <hi rendition="#aq">chronique scandaleuse.</hi><lb/> Eine kleine ſatyriſche Annaͤherung meines verſtorbenen<lb/> Freundes an die letzte, in den vorigen Baͤnden, iſt ihm zu</note> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <opener> <dateline> <hi rendition="#et">London, den 20ſten Nov. 1826.</hi> </dateline><lb/> <salute>Geliebte Freundin!</salute> </opener><lb/> <p>Reiſenden möchte ich den Rath geben, in fremde<lb/> Länder nie Diener aus dem Vaterlande mitzunehmen,<lb/> am wenigſten, wenn man ſich einbildet, dadurch zu<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[102]/0142]
Fuͤnfter Brief. *)
London, den 20ſten Nov. 1826.
Geliebte Freundin!
Reiſenden möchte ich den Rath geben, in fremde
Länder nie Diener aus dem Vaterlande mitzunehmen,
am wenigſten, wenn man ſich einbildet, dadurch zu
*) Einige Briefe, die nur perſoͤnliche Beziehungen hatten,
ſind hier ganz unterdruͤckt worden, und ich bemerke dies
blos, um den ſchoͤnen Leſerinnen, die ſich gewiß mit mir
uͤber die Puͤnktlichkeit gefreut haben, mit der der Verſtor-
bene das Ende beinahe jeden Tages ſeiner abweſenden
Freundin widmete, ein zwanzigtaͤgiges Schweigen zu er-
klaͤren.
Derſelbe Fall koͤmmt ſpaͤter noch mehrmals vor, ſo
wie ich mir uͤberhaupt die Freiheit habe nehmen muͤſſen,
in den Briefen, welche dieſe beiden Theile enthalten,
Vieles bei der Herausgabe wegzulaſſen, was, um nicht
zu ermuͤden, nur ſelten durch Punkte angedeutet iſt,
als z. B. zu unintereſſante Alltaͤglichkeit des Le-
bens, oder zu intereſſante chronique scandaleuse.
Eine kleine ſatyriſche Annaͤherung meines verſtorbenen
Freundes an die letzte, in den vorigen Baͤnden, iſt ihm zu
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