Sehr schön fand ich dagegen den Blumengarten und die Fasanerie. Der erste bildet ein großes Oval, dicht von immergrünen natürlichen Wänden von Tarus, Kirsch-Lorber, Rhododendron, Cedern, Cy- pressen, hohem Buchsbaum, Holly etc., und den höch- sten Waldbäumen dahinter, umgeben. Ein Bach mit Grotte und Wasserfall durchströmt den feinen Sammt- rasen, auf dem sich seltne Prachtpflanzen und Blu- menbeete aller Formen und Farben lieblich gruppiren.
Die Fasanerie, welche eine gute halbe Stunde da- von entfernt ist, besteht aus einem schattigen und dichten, mit einer Mauer umgebenen Wäldchen ver- schiedner Baumsorten von bedeutendem Umfang. Man konnte nur über die nassen Wiesen dazu gelan- gen, und erst vom Eingangspförtchen an begann ein Kiesweg Dies geschieht aus Oekonomie, da Wege in England äusserst kostspielig zu machen und zu un- terhalten sind, gewöhnlich daher in einem Park nur ein Fahrweg nach dem Wohnhause statt findet, und auch die Fußwege mit dem eisernen Zaun des plea- sure ground aufhören. Die englischen Damen fürch- ten weniger ihre Füßchen der Nässe auszusetzen, als die unsrigen.
Der obenerwähnte Weg brachte mich also durch ein höchst anmuthiges Laubgewölbe, nach verschiede- nen Krümmungen, unerwartet vor die mit Epheu berankte Pforte eines kleinen Gebäudes, an welches sich, noch mehr unter den Bäumen versteckt, die Wohnung des Fasanenjägers anschloß.
Sehr ſchön fand ich dagegen den Blumengarten und die Faſanerie. Der erſte bildet ein großes Oval, dicht von immergrünen natürlichen Wänden von Tarus, Kirſch-Lorber, Rhododendron, Cedern, Cy- preſſen, hohem Buchsbaum, Holly ꝛc., und den höch- ſten Waldbäumen dahinter, umgeben. Ein Bach mit Grotte und Waſſerfall durchſtrömt den feinen Sammt- raſen, auf dem ſich ſeltne Prachtpflanzen und Blu- menbeete aller Formen und Farben lieblich gruppiren.
Die Faſanerie, welche eine gute halbe Stunde da- von entfernt iſt, beſteht aus einem ſchattigen und dichten, mit einer Mauer umgebenen Wäldchen ver- ſchiedner Baumſorten von bedeutendem Umfang. Man konnte nur über die naſſen Wieſen dazu gelan- gen, und erſt vom Eingangspförtchen an begann ein Kiesweg Dies geſchieht aus Oekonomie, da Wege in England äuſſerſt koſtſpielig zu machen und zu un- terhalten ſind, gewöhnlich daher in einem Park nur ein Fahrweg nach dem Wohnhauſe ſtatt findet, und auch die Fußwege mit dem eiſernen Zaun des plea- sure ground aufhören. Die engliſchen Damen fürch- ten weniger ihre Füßchen der Näſſe auszuſetzen, als die unſrigen.
Der obenerwähnte Weg brachte mich alſo durch ein höchſt anmuthiges Laubgewölbe, nach verſchiede- nen Krümmungen, unerwartet vor die mit Epheu berankte Pforte eines kleinen Gebäudes, an welches ſich, noch mehr unter den Bäumen verſteckt, die Wohnung des Faſanenjägers anſchloß.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0136"n="96"/><p>Sehr ſchön fand ich dagegen den Blumengarten<lb/>
und die Faſanerie. Der erſte bildet ein großes Oval,<lb/>
dicht von immergrünen natürlichen Wänden von<lb/>
Tarus, Kirſch-Lorber, Rhododendron, Cedern, Cy-<lb/>
preſſen, hohem Buchsbaum, Holly ꝛc., und den höch-<lb/>ſten Waldbäumen dahinter, umgeben. Ein Bach mit<lb/>
Grotte und Waſſerfall durchſtrömt den feinen Sammt-<lb/>
raſen, auf dem ſich ſeltne Prachtpflanzen und Blu-<lb/>
menbeete aller Formen und Farben lieblich gruppiren.</p><lb/><p>Die Faſanerie, welche eine gute halbe Stunde da-<lb/>
von entfernt iſt, beſteht aus einem ſchattigen und<lb/>
dichten, mit einer Mauer umgebenen Wäldchen ver-<lb/>ſchiedner Baumſorten von bedeutendem Umfang.<lb/>
Man konnte nur über die naſſen Wieſen dazu gelan-<lb/>
gen, und erſt vom Eingangspförtchen an begann ein<lb/>
Kiesweg Dies geſchieht aus Oekonomie, da Wege<lb/>
in England äuſſerſt koſtſpielig zu machen und zu un-<lb/>
terhalten ſind, gewöhnlich daher in einem Park nur<lb/><hirendition="#g">ein</hi> Fahrweg nach dem Wohnhauſe ſtatt findet, und<lb/>
auch die Fußwege mit dem eiſernen Zaun des <hirendition="#aq">plea-<lb/>
sure ground</hi> aufhören. Die engliſchen Damen fürch-<lb/>
ten weniger ihre Füßchen der Näſſe auszuſetzen, als<lb/>
die unſrigen.</p><lb/><p>Der obenerwähnte Weg brachte mich alſo durch<lb/>
ein höchſt anmuthiges Laubgewölbe, nach verſchiede-<lb/>
nen Krümmungen, unerwartet vor die mit Epheu<lb/>
berankte Pforte eines kleinen Gebäudes, an welches<lb/>ſich, noch mehr unter den Bäumen verſteckt, die<lb/>
Wohnung des Faſanenjägers anſchloß.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[96/0136]
Sehr ſchön fand ich dagegen den Blumengarten
und die Faſanerie. Der erſte bildet ein großes Oval,
dicht von immergrünen natürlichen Wänden von
Tarus, Kirſch-Lorber, Rhododendron, Cedern, Cy-
preſſen, hohem Buchsbaum, Holly ꝛc., und den höch-
ſten Waldbäumen dahinter, umgeben. Ein Bach mit
Grotte und Waſſerfall durchſtrömt den feinen Sammt-
raſen, auf dem ſich ſeltne Prachtpflanzen und Blu-
menbeete aller Formen und Farben lieblich gruppiren.
Die Faſanerie, welche eine gute halbe Stunde da-
von entfernt iſt, beſteht aus einem ſchattigen und
dichten, mit einer Mauer umgebenen Wäldchen ver-
ſchiedner Baumſorten von bedeutendem Umfang.
Man konnte nur über die naſſen Wieſen dazu gelan-
gen, und erſt vom Eingangspförtchen an begann ein
Kiesweg Dies geſchieht aus Oekonomie, da Wege
in England äuſſerſt koſtſpielig zu machen und zu un-
terhalten ſind, gewöhnlich daher in einem Park nur
ein Fahrweg nach dem Wohnhauſe ſtatt findet, und
auch die Fußwege mit dem eiſernen Zaun des plea-
sure ground aufhören. Die engliſchen Damen fürch-
ten weniger ihre Füßchen der Näſſe auszuſetzen, als
die unſrigen.
Der obenerwähnte Weg brachte mich alſo durch
ein höchſt anmuthiges Laubgewölbe, nach verſchiede-
nen Krümmungen, unerwartet vor die mit Epheu
berankte Pforte eines kleinen Gebäudes, an welches
ſich, noch mehr unter den Bäumen verſteckt, die
Wohnung des Faſanenjägers anſchloß.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/136>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.