Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831.

Bild:
<< vorherige Seite

abreisen wollte. Auch ich werde Newmarket verlassen,
und meinen Brief in London weiter fortsetzen.



Ich bin nicht so weit gekommen, als ich wollte,
und muß hier übernachten, da die Besichtigung zweier
Parks mich den halben Tag aufgehalten hat. Die
darauf verwandte Mühe hat sich jedoch reichlich be-
lohnt. Der erste, Audley-Park, dem Lord Braybrook
gehörig, kann unter den ansehnlichsten im Lande eine
Stelle behaupten.

Die Straße führt mitten durch denselben, mit tie-
fen Ahas auf beiden Seiten, die den Park sichern, und
doch die volle Aussicht hinein gestatten. Man über-
blickt zuerst eine weite grüne Landschaft, in deren
Mitte ein breites, flußartiges und vortrefflich geform-
tes Wasser angebracht ist, das aber leider wegen zu
geringen Zuflusses sehr mit Wassermoos bedeckt ist.
Nahe an seinen jenseitigen Ufern steht das prächtige
gothische Schloß, welches ursprünglich vom Herzog
von Suffolk erbaut wurde, und damals noch drei-
mal größer gewesen seyn soll. Demohngeachtet geben
ihm auch noch jetzt die Menge seiner Thürme, Vor-
sprünge und verschiedenartigen hohen Fenster ein im-
posantes und malerisches Ansehn. Obgleich Mylady
zu Haus war, erhielt ich doch die seltne Erlaubniß,
es zu besichtigen.

abreiſen wollte. Auch ich werde Newmarket verlaſſen,
und meinen Brief in London weiter fortſetzen.



Ich bin nicht ſo weit gekommen, als ich wollte,
und muß hier übernachten, da die Beſichtigung zweier
Parks mich den halben Tag aufgehalten hat. Die
darauf verwandte Mühe hat ſich jedoch reichlich be-
lohnt. Der erſte, Audley-Park, dem Lord Braybrook
gehörig, kann unter den anſehnlichſten im Lande eine
Stelle behaupten.

Die Straße führt mitten durch denſelben, mit tie-
fen Ahas auf beiden Seiten, die den Park ſichern, und
doch die volle Ausſicht hinein geſtatten. Man über-
blickt zuerſt eine weite grüne Landſchaft, in deren
Mitte ein breites, flußartiges und vortrefflich geform-
tes Waſſer angebracht iſt, das aber leider wegen zu
geringen Zufluſſes ſehr mit Waſſermoos bedeckt iſt.
Nahe an ſeinen jenſeitigen Ufern ſteht das prächtige
gothiſche Schloß, welches urſprünglich vom Herzog
von Suffolk erbaut wurde, und damals noch drei-
mal größer geweſen ſeyn ſoll. Demohngeachtet geben
ihm auch noch jetzt die Menge ſeiner Thürme, Vor-
ſprünge und verſchiedenartigen hohen Fenſter ein im-
poſantes und maleriſches Anſehn. Obgleich Mylady
zu Haus war, erhielt ich doch die ſeltne Erlaubniß,
es zu beſichtigen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0132" n="92"/>
abrei&#x017F;en wollte. Auch ich werde Newmarket verla&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
und meinen Brief in London weiter fort&#x017F;etzen.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <opener>
            <dateline> <hi rendition="#et">Eppingplace, den 20&#x017F;ten.</hi> </dateline>
          </opener><lb/>
          <p>Ich bin nicht &#x017F;o weit gekommen, als ich wollte,<lb/>
und muß hier übernachten, da die Be&#x017F;ichtigung zweier<lb/>
Parks mich den halben Tag aufgehalten hat. Die<lb/>
darauf verwandte Mühe hat &#x017F;ich jedoch reichlich be-<lb/>
lohnt. Der er&#x017F;te, Audley-Park, dem Lord Braybrook<lb/>
gehörig, kann unter den an&#x017F;ehnlich&#x017F;ten im Lande eine<lb/>
Stelle behaupten.</p><lb/>
          <p>Die Straße führt mitten durch den&#x017F;elben, mit tie-<lb/>
fen Ahas auf beiden Seiten, die den Park &#x017F;ichern, und<lb/>
doch die volle Aus&#x017F;icht hinein ge&#x017F;tatten. Man über-<lb/>
blickt zuer&#x017F;t eine weite grüne Land&#x017F;chaft, in deren<lb/>
Mitte ein breites, flußartiges und vortrefflich geform-<lb/>
tes Wa&#x017F;&#x017F;er angebracht i&#x017F;t, das aber leider wegen zu<lb/>
geringen Zuflu&#x017F;&#x017F;es &#x017F;ehr mit Wa&#x017F;&#x017F;ermoos bedeckt i&#x017F;t.<lb/>
Nahe an &#x017F;einen jen&#x017F;eitigen Ufern &#x017F;teht das prächtige<lb/>
gothi&#x017F;che Schloß, welches ur&#x017F;prünglich vom Herzog<lb/>
von Suffolk erbaut wurde, und damals noch drei-<lb/>
mal größer gewe&#x017F;en &#x017F;eyn &#x017F;oll. Demohngeachtet geben<lb/>
ihm auch noch jetzt die Menge &#x017F;einer Thürme, Vor-<lb/>
&#x017F;prünge und ver&#x017F;chiedenartigen hohen Fen&#x017F;ter ein im-<lb/>
po&#x017F;antes und maleri&#x017F;ches An&#x017F;ehn. Obgleich Mylady<lb/>
zu Haus war, erhielt ich doch die &#x017F;eltne Erlaubniß,<lb/>
es zu be&#x017F;ichtigen.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[92/0132] abreiſen wollte. Auch ich werde Newmarket verlaſſen, und meinen Brief in London weiter fortſetzen. Eppingplace, den 20ſten. Ich bin nicht ſo weit gekommen, als ich wollte, und muß hier übernachten, da die Beſichtigung zweier Parks mich den halben Tag aufgehalten hat. Die darauf verwandte Mühe hat ſich jedoch reichlich be- lohnt. Der erſte, Audley-Park, dem Lord Braybrook gehörig, kann unter den anſehnlichſten im Lande eine Stelle behaupten. Die Straße führt mitten durch denſelben, mit tie- fen Ahas auf beiden Seiten, die den Park ſichern, und doch die volle Ausſicht hinein geſtatten. Man über- blickt zuerſt eine weite grüne Landſchaft, in deren Mitte ein breites, flußartiges und vortrefflich geform- tes Waſſer angebracht iſt, das aber leider wegen zu geringen Zufluſſes ſehr mit Waſſermoos bedeckt iſt. Nahe an ſeinen jenſeitigen Ufern ſteht das prächtige gothiſche Schloß, welches urſprünglich vom Herzog von Suffolk erbaut wurde, und damals noch drei- mal größer geweſen ſeyn ſoll. Demohngeachtet geben ihm auch noch jetzt die Menge ſeiner Thürme, Vor- ſprünge und verſchiedenartigen hohen Fenſter ein im- poſantes und maleriſches Anſehn. Obgleich Mylady zu Haus war, erhielt ich doch die ſeltne Erlaubniß, es zu beſichtigen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/132
Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/132>, abgerufen am 23.11.2024.