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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831.

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gestehen, daß ich von dem zu vielen Sehen dergleichen
Merkwürdigkeiten, mich jetzt durchaus in sehr favo-
rabler Stimmung befinden muß, um nicht etwas
Indigestionsartiges dabei zu empfinden. Unter den
antediluvianischen Ueberresten befand sich ein ganz
monstroses, äußerst wohl erhaltenes Hirschgeweih,
was wenigstens sechsfach die größten übertrifft, die
unser Freund C.... in der Hirschgallerie seines
Schlosses aufbewahrt. Im Antikensaal, der übrigens
einer Scheune gleicht, erfreut man sich an den herr-
lichen Elginmarbles, wie man sie hier nennt. Könnte
man doch nur einmal diese alte untergegangene Kunst-
welt in aller Pracht und Erhaltung ihrer Monumente
anschauen! Das wäre noch der Mühe werth. -- Die
einzelnen Torsen, mit denen wir uns begnügen müssen,
gewähren doch nur (declamation a part) ohngefähr
das Vergnügen, welches Einem z. B. eine wunder-
schöne Frau mit nur einem Beine, abgeschnittenen
Armen, und geblendeten Augen verschaffen könnte.

Eine Büste des Hippokrates sprach mich an, weil
ihr der Arzt vom Metier, so zu sagen, aus den
Augen geschnitten war, so daß man hier in England,
bei dem Anblick derselben schon unwillkührlich in die
Tasche griff. -- *) Auch die berühmte Portland-Vase
betrachtete ich mit schuldigem Enthusiasmus.

*) Die englischen Aerzte sind nämlich so gewohnt, für jeden
Besuch eine Guinea zu erhalten, daß Einer von ihnen
versicherte, wenn er krank sey und sich ein Recept schreibe,
so verfehle er nie sich selbst eine Guinea aus der linken
Tasche in die rechte zu stecken. A. d. H.

geſtehen, daß ich von dem zu vielen Sehen dergleichen
Merkwürdigkeiten, mich jetzt durchaus in ſehr favo-
rabler Stimmung befinden muß, um nicht etwas
Indigeſtionsartiges dabei zu empfinden. Unter den
antediluvianiſchen Ueberreſten befand ſich ein ganz
monſtroſes, äußerſt wohl erhaltenes Hirſchgeweih,
was wenigſtens ſechsfach die größten übertrifft, die
unſer Freund C.... in der Hirſchgallerie ſeines
Schloſſes aufbewahrt. Im Antikenſaal, der übrigens
einer Scheune gleicht, erfreut man ſich an den herr-
lichen Elginmarbles, wie man ſie hier nennt. Könnte
man doch nur einmal dieſe alte untergegangene Kunſt-
welt in aller Pracht und Erhaltung ihrer Monumente
anſchauen! Das wäre noch der Mühe werth. — Die
einzelnen Torſen, mit denen wir uns begnügen müſſen,
gewähren doch nur (déclamation à part) ohngefähr
das Vergnügen, welches Einem z. B. eine wunder-
ſchöne Frau mit nur einem Beine, abgeſchnittenen
Armen, und geblendeten Augen verſchaffen könnte.

Eine Büſte des Hippokrates ſprach mich an, weil
ihr der Arzt vom Metier, ſo zu ſagen, aus den
Augen geſchnitten war, ſo daß man hier in England,
bei dem Anblick derſelben ſchon unwillkührlich in die
Taſche griff. — *) Auch die berühmte Portland-Vaſe
betrachtete ich mit ſchuldigem Enthuſiasmus.

*) Die engliſchen Aerzte ſind naͤmlich ſo gewohnt, fuͤr jeden
Beſuch eine Guinea zu erhalten, daß Einer von ihnen
verſicherte, wenn er krank ſey und ſich ein Recept ſchreibe,
ſo verfehle er nie ſich ſelbſt eine Guinea aus der linken
Taſche in die rechte zu ſtecken. A. d. H.
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[71/0111] geſtehen, daß ich von dem zu vielen Sehen dergleichen Merkwürdigkeiten, mich jetzt durchaus in ſehr favo- rabler Stimmung befinden muß, um nicht etwas Indigeſtionsartiges dabei zu empfinden. Unter den antediluvianiſchen Ueberreſten befand ſich ein ganz monſtroſes, äußerſt wohl erhaltenes Hirſchgeweih, was wenigſtens ſechsfach die größten übertrifft, die unſer Freund C.... in der Hirſchgallerie ſeines Schloſſes aufbewahrt. Im Antikenſaal, der übrigens einer Scheune gleicht, erfreut man ſich an den herr- lichen Elginmarbles, wie man ſie hier nennt. Könnte man doch nur einmal dieſe alte untergegangene Kunſt- welt in aller Pracht und Erhaltung ihrer Monumente anſchauen! Das wäre noch der Mühe werth. — Die einzelnen Torſen, mit denen wir uns begnügen müſſen, gewähren doch nur (déclamation à part) ohngefähr das Vergnügen, welches Einem z. B. eine wunder- ſchöne Frau mit nur einem Beine, abgeſchnittenen Armen, und geblendeten Augen verſchaffen könnte. Eine Büſte des Hippokrates ſprach mich an, weil ihr der Arzt vom Metier, ſo zu ſagen, aus den Augen geſchnitten war, ſo daß man hier in England, bei dem Anblick derſelben ſchon unwillkührlich in die Taſche griff. — *) Auch die berühmte Portland-Vaſe betrachtete ich mit ſchuldigem Enthuſiasmus. *) Die engliſchen Aerzte ſind naͤmlich ſo gewohnt, fuͤr jeden Beſuch eine Guinea zu erhalten, daß Einer von ihnen verſicherte, wenn er krank ſey und ſich ein Recept ſchreibe, ſo verfehle er nie ſich ſelbſt eine Guinea aus der linken Taſche in die rechte zu ſtecken. A. d. H.

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/111>, abgerufen am 24.11.2024.