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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831.

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schen lassen mir vollends gar keine Ruhe! Hier kam
die Reihe an mich, gute Contenance zu halten. Als
sich nachher das Gespräch auf politische Gegenstände
richtete, gaben wir Beide gern zu, daß ohne ihn Eu-
ropa nicht mehr bestehen könne; er lehnte es aber
bescheiden ab, und meinte lächelnd: "Ach nein, da
machen Sie nur Spaß, ich bin nichts mehr als ein
Bedienter, mit dem man zufrieden ist, weil er die
Geschäfte gut macht, und dem man dann aus Er-
kenntlichkeit auch was zufließen läßt."

Dies wurde in einer ganz eigenthümlichen Sprache,
halb englisch, halb deutsch, das Englische aber ganz
mit deutschem Accent, vorgetragen, jedoch alles mit
einer imponirenden Assurance, die dergleichen Klei-
nigkeiten unter ihrer Aufmerksamkeit zu finden scheint.
Mir erschien grade diese originelle Sprache sehr cha-
rakteristisch an einem Manne, dem man Genialität,
und sogar einen in seiner Art großen Charakter gar
nicht absprechen kann.

Bei Royal Exchange, wo die Kaufleute zu sehen
sind, hatte ich, für England sehr consequent, begon-
nen, mit Exeter Change, wo man die fremden Thiere,
gleichsam als Repräsentanten der Colonien, zeigt,
schloß ich meine Tournee. Auch hier begegnete mir
wieder ein Lion, diesmal aber ein wirklicher, mit
Namen Nero, welcher ausser seiner Zahmheit das in
unserm Clima seltenere Verdienst hat, bereits sechs
Generationen junger englischer National-Löwen ge-
liefert zu haben. Er ist von ungeheurer Größe und

ſchen laſſen mir vollends gar keine Ruhe! Hier kam
die Reihe an mich, gute Contenance zu halten. Als
ſich nachher das Geſpräch auf politiſche Gegenſtände
richtete, gaben wir Beide gern zu, daß ohne ihn Eu-
ropa nicht mehr beſtehen könne; er lehnte es aber
beſcheiden ab, und meinte lächelnd: „Ach nein, da
machen Sie nur Spaß, ich bin nichts mehr als ein
Bedienter, mit dem man zufrieden iſt, weil er die
Geſchäfte gut macht, und dem man dann aus Er-
kenntlichkeit auch was zufließen läßt.“

Dies wurde in einer ganz eigenthümlichen Sprache,
halb engliſch, halb deutſch, das Engliſche aber ganz
mit deutſchem Accent, vorgetragen, jedoch alles mit
einer imponirenden Aſſurance, die dergleichen Klei-
nigkeiten unter ihrer Aufmerkſamkeit zu finden ſcheint.
Mir erſchien grade dieſe originelle Sprache ſehr cha-
rakteriſtiſch an einem Manne, dem man Genialität,
und ſogar einen in ſeiner Art großen Charakter gar
nicht abſprechen kann.

Bei Royal Exchange, wo die Kaufleute zu ſehen
ſind, hatte ich, für England ſehr conſequent, begon-
nen, mit Exeter Change, wo man die fremden Thiere,
gleichſam als Repräſentanten der Colonien, zeigt,
ſchloß ich meine Tournee. Auch hier begegnete mir
wieder ein Lion, diesmal aber ein wirklicher, mit
Namen Nero, welcher auſſer ſeiner Zahmheit das in
unſerm Clima ſeltenere Verdienſt hat, bereits ſechs
Generationen junger engliſcher National-Löwen ge-
liefert zu haben. Er iſt von ungeheurer Größe und

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[62/0102] ſchen laſſen mir vollends gar keine Ruhe! Hier kam die Reihe an mich, gute Contenance zu halten. Als ſich nachher das Geſpräch auf politiſche Gegenſtände richtete, gaben wir Beide gern zu, daß ohne ihn Eu- ropa nicht mehr beſtehen könne; er lehnte es aber beſcheiden ab, und meinte lächelnd: „Ach nein, da machen Sie nur Spaß, ich bin nichts mehr als ein Bedienter, mit dem man zufrieden iſt, weil er die Geſchäfte gut macht, und dem man dann aus Er- kenntlichkeit auch was zufließen läßt.“ Dies wurde in einer ganz eigenthümlichen Sprache, halb engliſch, halb deutſch, das Engliſche aber ganz mit deutſchem Accent, vorgetragen, jedoch alles mit einer imponirenden Aſſurance, die dergleichen Klei- nigkeiten unter ihrer Aufmerkſamkeit zu finden ſcheint. Mir erſchien grade dieſe originelle Sprache ſehr cha- rakteriſtiſch an einem Manne, dem man Genialität, und ſogar einen in ſeiner Art großen Charakter gar nicht abſprechen kann. Bei Royal Exchange, wo die Kaufleute zu ſehen ſind, hatte ich, für England ſehr conſequent, begon- nen, mit Exeter Change, wo man die fremden Thiere, gleichſam als Repräſentanten der Colonien, zeigt, ſchloß ich meine Tournee. Auch hier begegnete mir wieder ein Lion, diesmal aber ein wirklicher, mit Namen Nero, welcher auſſer ſeiner Zahmheit das in unſerm Clima ſeltenere Verdienſt hat, bereits ſechs Generationen junger engliſcher National-Löwen ge- liefert zu haben. Er iſt von ungeheurer Größe und

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/102>, abgerufen am 25.11.2024.