ich mich so ausdrücken darf, wie natürlich dort, wäh- rend dergleichen, an andern Orten, so oft nur als ein unangenehmes hors d'oeuvre auffällt. Obwohl ich glaube, daß wir den Engländern in der edlern Baukunst überlegen sind, so fehlen wir doch darin, daß wir bei unsern Gebäuden viel zu wenig die Um- gebung und die Landschaft umher berücksichtigen. Diese aber ist es grade, welche größtentheils für den zu wählenden Styl entscheiden sollte.
Die Burg hier schien für irgend einen alten See- helden bestimmt, denn der Eingang war blos vom Meer aus angebracht. Ein colossales Thor, mit Wap- pen verziert, in das die Fluthen bis an den Fuß der Treppe drangen, wölbte sich über der schwarzen Oeff- nung. Ich dachte mir Folko mit den Geyerflügeln, wie er eben von einem gewonnenen Seetreffen hier- her zurückkehrt, und belebte mir das Meer mit Phan- tasiebildern aus Fouque's Zauberring.
Wir segelten hierauf mit gutem Winde bei Passage, einem Fischerdorf, und Morkstown vorbei, das sei- nen Namen (Mönchsstadt) von einer, im Walde dar- über liegenden, Klosterruine herschreibt. Hier fing der, eine Zeit lang unterbrochne Regen, wieder an, gab aber diesmal Gelegenheit zu einer herrlichen Naturscene. Wir wandten uns, bei der Insel Ar- boulen, in die enge Bay von Cove, die einen sehr schönen Anblick gewährte, denn ihren Eingang bildet links eine hohe Küste mit Häusern und Gärten, rechts die genannte Berginsel, auf der ein Fort, weit-
ich mich ſo ausdrücken darf, wie natürlich dort, wäh- rend dergleichen, an andern Orten, ſo oft nur als ein unangenehmes hors d’oeuvre auffällt. Obwohl ich glaube, daß wir den Engländern in der edlern Baukunſt überlegen ſind, ſo fehlen wir doch darin, daß wir bei unſern Gebäuden viel zu wenig die Um- gebung und die Landſchaft umher berückſichtigen. Dieſe aber iſt es grade, welche größtentheils für den zu wählenden Styl entſcheiden ſollte.
Die Burg hier ſchien für irgend einen alten See- helden beſtimmt, denn der Eingang war blos vom Meer aus angebracht. Ein coloſſales Thor, mit Wap- pen verziert, in das die Fluthen bis an den Fuß der Treppe drangen, wölbte ſich über der ſchwarzen Oeff- nung. Ich dachte mir Folko mit den Geyerflügeln, wie er eben von einem gewonnenen Seetreffen hier- her zurückkehrt, und belebte mir das Meer mit Phan- taſiebildern aus Fouque’s Zauberring.
Wir ſegelten hierauf mit gutem Winde bei Paſſage, einem Fiſcherdorf, und Morkstown vorbei, das ſei- nen Namen (Mönchsſtadt) von einer, im Walde dar- über liegenden, Kloſterruine herſchreibt. Hier fing der, eine Zeit lang unterbrochne Regen, wieder an, gab aber diesmal Gelegenheit zu einer herrlichen Naturſcene. Wir wandten uns, bei der Inſel Ar- boulen, in die enge Bay von Cove, die einen ſehr ſchönen Anblick gewährte, denn ihren Eingang bildet links eine hohe Küſte mit Häuſern und Gärten, rechts die genannte Berginſel, auf der ein Fort, weit-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0084"n="62"/>
ich mich ſo ausdrücken darf, wie natürlich dort, wäh-<lb/>
rend dergleichen, an andern Orten, ſo oft nur als<lb/>
ein unangenehmes <hirendition="#aq">hors d’oeuvre</hi> auffällt. Obwohl<lb/>
ich glaube, daß wir den Engländern in der edlern<lb/>
Baukunſt überlegen ſind, ſo fehlen wir doch darin,<lb/>
daß wir bei unſern Gebäuden viel zu wenig die Um-<lb/>
gebung und die Landſchaft umher berückſichtigen. Dieſe<lb/>
aber iſt es grade, welche größtentheils für den zu<lb/>
wählenden Styl entſcheiden ſollte.</p><lb/><p>Die Burg hier ſchien für irgend einen alten See-<lb/>
helden beſtimmt, denn der Eingang war blos vom<lb/>
Meer aus angebracht. Ein coloſſales Thor, mit Wap-<lb/>
pen verziert, in das die Fluthen bis an den Fuß der<lb/>
Treppe drangen, wölbte ſich über der ſchwarzen Oeff-<lb/>
nung. Ich dachte mir Folko mit den Geyerflügeln,<lb/>
wie er eben von einem gewonnenen Seetreffen hier-<lb/>
her zurückkehrt, und belebte mir das Meer mit Phan-<lb/>
taſiebildern aus Fouque’s Zauberring.</p><lb/><p>Wir ſegelten hierauf mit gutem Winde bei Paſſage,<lb/>
einem Fiſcherdorf, und Morkstown vorbei, das ſei-<lb/>
nen Namen (Mönchsſtadt) von einer, im Walde dar-<lb/>
über liegenden, Kloſterruine herſchreibt. Hier fing<lb/>
der, eine Zeit lang unterbrochne Regen, wieder an,<lb/>
gab aber diesmal Gelegenheit zu einer herrlichen<lb/>
Naturſcene. Wir wandten uns, bei der Inſel Ar-<lb/>
boulen, in die enge Bay von Cove, die einen ſehr<lb/>ſchönen Anblick gewährte, denn ihren Eingang bildet<lb/>
links eine hohe Küſte mit Häuſern und Gärten,<lb/>
rechts die genannte Berginſel, auf der ein Fort, weit-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[62/0084]
ich mich ſo ausdrücken darf, wie natürlich dort, wäh-
rend dergleichen, an andern Orten, ſo oft nur als
ein unangenehmes hors d’oeuvre auffällt. Obwohl
ich glaube, daß wir den Engländern in der edlern
Baukunſt überlegen ſind, ſo fehlen wir doch darin,
daß wir bei unſern Gebäuden viel zu wenig die Um-
gebung und die Landſchaft umher berückſichtigen. Dieſe
aber iſt es grade, welche größtentheils für den zu
wählenden Styl entſcheiden ſollte.
Die Burg hier ſchien für irgend einen alten See-
helden beſtimmt, denn der Eingang war blos vom
Meer aus angebracht. Ein coloſſales Thor, mit Wap-
pen verziert, in das die Fluthen bis an den Fuß der
Treppe drangen, wölbte ſich über der ſchwarzen Oeff-
nung. Ich dachte mir Folko mit den Geyerflügeln,
wie er eben von einem gewonnenen Seetreffen hier-
her zurückkehrt, und belebte mir das Meer mit Phan-
taſiebildern aus Fouque’s Zauberring.
Wir ſegelten hierauf mit gutem Winde bei Paſſage,
einem Fiſcherdorf, und Morkstown vorbei, das ſei-
nen Namen (Mönchsſtadt) von einer, im Walde dar-
über liegenden, Kloſterruine herſchreibt. Hier fing
der, eine Zeit lang unterbrochne Regen, wieder an,
gab aber diesmal Gelegenheit zu einer herrlichen
Naturſcene. Wir wandten uns, bei der Inſel Ar-
boulen, in die enge Bay von Cove, die einen ſehr
ſchönen Anblick gewährte, denn ihren Eingang bildet
links eine hohe Küſte mit Häuſern und Gärten,
rechts die genannte Berginſel, auf der ein Fort, weit-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe02_1830/84>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.