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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830.

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So pflanzt ein Theater nach dem andern die ro-
mantische Fahne, mehr oder weniger glücklich, auf,
und Tragödien und Schauspiele, a la Shakespeare,
wie die Franzosen sagen, erscheinen daselbst täglich,
die, ohne fernere Gewissensbisse des Autors und Pub-
likums, alle verehrten Einheiten über den Haufen
werfen.

Die Revolution hat die Franzosen in jeder Art
neu geboren; -- auch ihre Poesie wird eine neue wer-
den, und das nimmer neidische Deutschland ruft ih-
nen freudig zu: Glück auf!



Ich besah heute einige neue Gebäude, unter an-
dern die, mit stattlichen Colonnaden umgebene Börse,
deren Größe und Totaleindruck imposant ist; doch
nehmen sich die langen, schmalen gewölbten Fenster
hinter den Säulen sehr häßlich aus. Die modernen
Bedürfnisse harmoniren oft gar zu schlecht mit dem
antiken Styl. Das Innere ist ebenfalls grandios,
und die Täuschung der Deckenmalerei in der Haupt-
halle vollkommen. Man schwört, darauf Basreliefs
zu sehen, obgleich schlechte.

Auf den Boulevards hat man, wie ich heute erst
bemerkte, gute Verbesserungen durch Wegnahme meh-
rerer Häuser bewerkstelligt, und die Porte St. Denis

So pflanzt ein Theater nach dem andern die ro-
mantiſche Fahne, mehr oder weniger glücklich, auf,
und Tragödien und Schauſpiele, à la Shakespeare,
wie die Franzoſen ſagen, erſcheinen daſelbſt täglich,
die, ohne fernere Gewiſſensbiſſe des Autors und Pub-
likums, alle verehrten Einheiten über den Haufen
werfen.

Die Revolution hat die Franzoſen in jeder Art
neu geboren; — auch ihre Poeſie wird eine neue wer-
den, und das nimmer neidiſche Deutſchland ruft ih-
nen freudig zu: Glück auf!



Ich beſah heute einige neue Gebäude, unter an-
dern die, mit ſtattlichen Colonnaden umgebene Börſe,
deren Größe und Totaleindruck impoſant iſt; doch
nehmen ſich die langen, ſchmalen gewölbten Fenſter
hinter den Säulen ſehr häßlich aus. Die modernen
Bedürfniſſe harmoniren oft gar zu ſchlecht mit dem
antiken Styl. Das Innere iſt ebenfalls grandios,
und die Täuſchung der Deckenmalerei in der Haupt-
halle vollkommen. Man ſchwört, darauf Basreliefs
zu ſehen, obgleich ſchlechte.

Auf den Boulevards hat man, wie ich heute erſt
bemerkte, gute Verbeſſerungen durch Wegnahme meh-
rerer Häuſer bewerkſtelligt, und die Porte St. Denis

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[379/0401] So pflanzt ein Theater nach dem andern die ro- mantiſche Fahne, mehr oder weniger glücklich, auf, und Tragödien und Schauſpiele, à la Shakespeare, wie die Franzoſen ſagen, erſcheinen daſelbſt täglich, die, ohne fernere Gewiſſensbiſſe des Autors und Pub- likums, alle verehrten Einheiten über den Haufen werfen. Die Revolution hat die Franzoſen in jeder Art neu geboren; — auch ihre Poeſie wird eine neue wer- den, und das nimmer neidiſche Deutſchland ruft ih- nen freudig zu: Glück auf! Den 14ten. Ich beſah heute einige neue Gebäude, unter an- dern die, mit ſtattlichen Colonnaden umgebene Börſe, deren Größe und Totaleindruck impoſant iſt; doch nehmen ſich die langen, ſchmalen gewölbten Fenſter hinter den Säulen ſehr häßlich aus. Die modernen Bedürfniſſe harmoniren oft gar zu ſchlecht mit dem antiken Styl. Das Innere iſt ebenfalls grandios, und die Täuſchung der Deckenmalerei in der Haupt- halle vollkommen. Man ſchwört, darauf Basreliefs zu ſehen, obgleich ſchlechte. Auf den Boulevards hat man, wie ich heute erſt bemerkte, gute Verbeſſerungen durch Wegnahme meh- rerer Häuſer bewerkſtelligt, und die Porte St. Denis

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe02_1830/401>, abgerufen am 25.11.2024.