sten Muth, und zugleich jener sinnigen Gemüthlich- keit der Seele gepaart, die Alexander zu einem eben so unbesiegbaren, als liebenswürdig poetischen, Jünglingshelden machte, wie er einzig in der Ge- schichte dasteht. Mit dem gleichen Complex von Ei- genschaften begabt, würden, weder Carl der XII. noch Napoleon, ihren Untergang in Rußland ge- funden haben, und jetzt der Eine nicht als ein Don Quixotte, der Andere als ein blos tyrannisch berechnender Kraft- und Verstandesmensch angesehen werden. Das Ganze bildet ein Wesen, dessen An- blick in hohem Grade anzieht und, obgleich impo- nirend, dennoch in dem Beschauer selbst Muth, Liebe und Vertrauen hervorruft. Man fühlt sich, im Wi- derschein dieser Züge, behaglich und sicher, und sieht ein, daß ein solcher Mann in allen Zeiten, in allen Lagen des Lebens, Bewunderung und Enthusias- mus erregen, und mit sich fortreißend habe wirken müssen.
Noch will ich eines lieblichen Basreliefs und eines originellen Altars erwähnen. Das Basrelief (auch aus der Borghesischen Sammlung, die Frankreich, mit so Vielem, Napoleon verdankt) stellt Vulkan vor, wie er das Schild des Aeneas schmiedet. Cyclo- pen um ihn, alle mit wahren Silen- und Faunge- sichtern, sind sehr ergötzlich abgebildet, gar herzig aber erscheint, mitten unter ihnen, ein kleiner, lieb- licher Cupido, der, bald sich hinter einer Thüre ver- steckend, dem Einen der Cyclopen die Mütze escamo-
ſten Muth, und zugleich jener ſinnigen Gemüthlich- keit der Seele gepaart, die Alexander zu einem eben ſo unbeſiegbaren, als liebenswürdig poetiſchen, Jünglingshelden machte, wie er einzig in der Ge- ſchichte daſteht. Mit dem gleichen Complex von Ei- genſchaften begabt, würden, weder Carl der XII. noch Napoleon, ihren Untergang in Rußland ge- funden haben, und jetzt der Eine nicht als ein Don Quixotte, der Andere als ein blos tyranniſch berechnender Kraft- und Verſtandesmenſch angeſehen werden. Das Ganze bildet ein Weſen, deſſen An- blick in hohem Grade anzieht und, obgleich impo- nirend, dennoch in dem Beſchauer ſelbſt Muth, Liebe und Vertrauen hervorruft. Man fühlt ſich, im Wi- derſchein dieſer Züge, behaglich und ſicher, und ſieht ein, daß ein ſolcher Mann in allen Zeiten, in allen Lagen des Lebens, Bewunderung und Enthuſias- mus erregen, und mit ſich fortreißend habe wirken müſſen.
Noch will ich eines lieblichen Basreliefs und eines originellen Altars erwähnen. Das Basrelief (auch aus der Borgheſiſchen Sammlung, die Frankreich, mit ſo Vielem, Napoleon verdankt) ſtellt Vulkan vor, wie er das Schild des Aeneas ſchmiedet. Cyclo- pen um ihn, alle mit wahren Silen- und Faunge- ſichtern, ſind ſehr ergötzlich abgebildet, gar herzig aber erſcheint, mitten unter ihnen, ein kleiner, lieb- licher Cupido, der, bald ſich hinter einer Thüre ver- ſteckend, dem Einen der Cyclopen die Mütze escamo-
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[245[345]/0367]
ſten Muth, und zugleich jener ſinnigen Gemüthlich-
keit der Seele gepaart, die Alexander zu einem eben
ſo unbeſiegbaren, als liebenswürdig poetiſchen,
Jünglingshelden machte, wie er einzig in der Ge-
ſchichte daſteht. Mit dem gleichen Complex von Ei-
genſchaften begabt, würden, weder Carl der XII.
noch Napoleon, ihren Untergang in Rußland ge-
funden haben, und jetzt der Eine nicht als ein
Don Quixotte, der Andere als ein blos tyranniſch
berechnender Kraft- und Verſtandesmenſch angeſehen
werden. Das Ganze bildet ein Weſen, deſſen An-
blick in hohem Grade anzieht und, obgleich impo-
nirend, dennoch in dem Beſchauer ſelbſt Muth, Liebe
und Vertrauen hervorruft. Man fühlt ſich, im Wi-
derſchein dieſer Züge, behaglich und ſicher, und ſieht
ein, daß ein ſolcher Mann in allen Zeiten, in allen
Lagen des Lebens, Bewunderung und Enthuſias-
mus erregen, und mit ſich fortreißend habe wirken
müſſen.
Noch will ich eines lieblichen Basreliefs und eines
originellen Altars erwähnen. Das Basrelief (auch
aus der Borgheſiſchen Sammlung, die Frankreich,
mit ſo Vielem, Napoleon verdankt) ſtellt Vulkan
vor, wie er das Schild des Aeneas ſchmiedet. Cyclo-
pen um ihn, alle mit wahren Silen- und Faunge-
ſichtern, ſind ſehr ergötzlich abgebildet, gar herzig
aber erſcheint, mitten unter ihnen, ein kleiner, lieb-
licher Cupido, der, bald ſich hinter einer Thüre ver-
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830, S. 245[345]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe02_1830/367>, abgerufen am 22.11.2024.
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