Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830.

Bild:
<< vorherige Seite

Helas! il n'y-a que le premier pas qui coute. Ein
zweites Glas wird der piete getrunken, ein drittes
der misericorde, und ehe die Gäste aufstehen, hören
wir Martin betrunken und jubelnd in den Toast ein-
stimmen: Vivent les femmes et le vin! Spiel
kömmt nun auch an die Reihe, er will sich jedoch nur
zu einer Partie Piquet verstehen, wobei er einige
drollige Couplets singt, die mit dem Refrain endigen:
L'amour s'envole, mais le piquet daure. Um es kurz
zu machen, Martin wird vom Piquet zum ecarte
und endlich zum Hazard-Spiel verleitet, verliert eine
große Summe, und erfährt zuletzt, pour le combler
de confusion,
daß er und sein Plan von Hause aus
verrathen worden, und sein Neffe ihn geprüft habe,
statt sich von ihm prüfen zu lassen, wobei er ihn
aber leider viel zu leicht befunden. Er accordirt mit
Freuden Alles was man will, pourvau qu'on lui garde
le secret,
und das Stück schließt, indem sein alter
Freund mit Extrapost ankömmt, um ihm zu melden,
daß Martin gestern, unter allgemeinem Hurrah, zum
Präsidenten des Tugendbundes in seiner
Vaterstadt erwählt worden sey.



Ohngeachtet der bourlets und eines brennenden
Scheiterhaufens im Kamin, fahre ich dennoch fort in
meinem entresol recht empfindlich zu frieren. Dabei

Helas! il n’y-a que le premier pas qui coute. Ein
zweites Glas wird der piété getrunken, ein drittes
der miséricorde, und ehe die Gäſte aufſtehen, hören
wir Martin betrunken und jubelnd in den Toaſt ein-
ſtimmen: Vivent les femmes et le vin! Spiel
kömmt nun auch an die Reihe, er will ſich jedoch nur
zu einer Partie Piquet verſtehen, wobei er einige
drollige Couplets ſingt, die mit dem Refrain endigen:
L’amour s’envole, mais le piquet dûre. Um es kurz
zu machen, Martin wird vom Piquet zum écarté
und endlich zum Hazard-Spiel verleitet, verliert eine
große Summe, und erfährt zuletzt, pour le combler
de confusion,
daß er und ſein Plan von Hauſe aus
verrathen worden, und ſein Neffe ihn geprüft habe,
ſtatt ſich von ihm prüfen zu laſſen, wobei er ihn
aber leider viel zu leicht befunden. Er accordirt mit
Freuden Alles was man will, pourvû qu’on lui garde
le secret,
und das Stück ſchließt, indem ſein alter
Freund mit Extrapoſt ankömmt, um ihm zu melden,
daß Martin geſtern, unter allgemeinem Hurrah, zum
Präſidenten des Tugendbundes in ſeiner
Vaterſtadt erwählt worden ſey.



Ohngeachtet der bourlets und eines brennenden
Scheiterhaufens im Kamin, fahre ich dennoch fort in
meinem entresol recht empfindlich zu frieren. Dabei

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0354" n="332"/><hi rendition="#aq">Helas! il n&#x2019;y-a que le premier pas qui coute.</hi> Ein<lb/>
zweites Glas wird der <hi rendition="#aq">piété</hi> getrunken, ein drittes<lb/>
der <hi rendition="#aq">miséricorde,</hi> und ehe die Gä&#x017F;te auf&#x017F;tehen, hören<lb/>
wir Martin betrunken und jubelnd in den Toa&#x017F;t ein-<lb/>
&#x017F;timmen: <hi rendition="#aq">Vivent les femmes et le vin!</hi> Spiel<lb/>
kömmt nun auch an die Reihe, er will &#x017F;ich jedoch nur<lb/>
zu einer Partie Piquet ver&#x017F;tehen, wobei er einige<lb/>
drollige Couplets &#x017F;ingt, die mit dem Refrain endigen:<lb/><hi rendition="#aq">L&#x2019;amour s&#x2019;envole, mais le piquet dûre.</hi> Um es kurz<lb/>
zu machen, Martin wird vom Piquet zum <hi rendition="#aq">écarté</hi><lb/>
und endlich zum Hazard-Spiel verleitet, verliert eine<lb/>
große Summe, und erfährt zuletzt, <hi rendition="#aq">pour le combler<lb/>
de confusion,</hi> daß er und &#x017F;ein Plan von Hau&#x017F;e aus<lb/>
verrathen worden, und &#x017F;ein Neffe <hi rendition="#g">ihn</hi> geprüft habe,<lb/>
&#x017F;tatt <hi rendition="#g">&#x017F;ich</hi> von ihm prüfen zu la&#x017F;&#x017F;en, wobei er ihn<lb/>
aber leider viel zu leicht befunden. Er accordirt mit<lb/>
Freuden Alles was man will, <hi rendition="#aq">pourvû qu&#x2019;on lui garde<lb/>
le secret,</hi> und das Stück &#x017F;chließt, indem &#x017F;ein alter<lb/>
Freund mit Extrapo&#x017F;t ankömmt, um ihm zu melden,<lb/>
daß Martin ge&#x017F;tern, unter allgemeinem Hurrah, zum<lb/><hi rendition="#g">Prä&#x017F;identen des Tugendbundes</hi> in &#x017F;einer<lb/>
Vater&#x017F;tadt erwählt worden &#x017F;ey.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <opener>
            <dateline> <hi rendition="#et">Den 7<hi rendition="#sup">ten.</hi></hi> </dateline>
          </opener><lb/>
          <p>Ohngeachtet der <hi rendition="#aq">bourlets</hi> und eines brennenden<lb/>
Scheiterhaufens im Kamin, fahre ich dennoch fort in<lb/>
meinem <hi rendition="#aq">entresol</hi> recht empfindlich zu frieren. Dabei<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[332/0354] Helas! il n’y-a que le premier pas qui coute. Ein zweites Glas wird der piété getrunken, ein drittes der miséricorde, und ehe die Gäſte aufſtehen, hören wir Martin betrunken und jubelnd in den Toaſt ein- ſtimmen: Vivent les femmes et le vin! Spiel kömmt nun auch an die Reihe, er will ſich jedoch nur zu einer Partie Piquet verſtehen, wobei er einige drollige Couplets ſingt, die mit dem Refrain endigen: L’amour s’envole, mais le piquet dûre. Um es kurz zu machen, Martin wird vom Piquet zum écarté und endlich zum Hazard-Spiel verleitet, verliert eine große Summe, und erfährt zuletzt, pour le combler de confusion, daß er und ſein Plan von Hauſe aus verrathen worden, und ſein Neffe ihn geprüft habe, ſtatt ſich von ihm prüfen zu laſſen, wobei er ihn aber leider viel zu leicht befunden. Er accordirt mit Freuden Alles was man will, pourvû qu’on lui garde le secret, und das Stück ſchließt, indem ſein alter Freund mit Extrapoſt ankömmt, um ihm zu melden, daß Martin geſtern, unter allgemeinem Hurrah, zum Präſidenten des Tugendbundes in ſeiner Vaterſtadt erwählt worden ſey. Den 7ten. Ohngeachtet der bourlets und eines brennenden Scheiterhaufens im Kamin, fahre ich dennoch fort in meinem entresol recht empfindlich zu frieren. Dabei

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe02_1830
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe02_1830/354
Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe02_1830/354>, abgerufen am 24.11.2024.