Pächter oder Bauer in Deutschland seine National- Speise besser zubereiten könne. Wir verzehrten sie auf Napoleons Wohl, wo er auch seyn möge!
Viel Noth verursachte dem sonst sehr kräftigen Manne eine sonderbare Maschine, die sich, ohngefähr in der Form einer Plumpe, neben seinem Sitze be- fand, und mit der er sich ewig zu schaffen machte, bald aus Leibeskräften daran pumpend, sie richtend, schraubend, oder vor- und rückwärts drehend. Auf meine Frage erfuhr ich, dieß sey eine ganz vortreff- liche neu erfundene Maschinerie, welche dazu diene, die Diligence-Arche beim Herabfahren ohne Hemm- schuh zu retardiren, und bergauf ihren Lauf zu be- schleunigen. Der Conducteur war äußerst stolz auf diese Vorrichtung, nannte sie nie anders als sa me- canique, und behandelte sie mit eben so viel Liebe als Wichtigkeit. Unglücklicherweise brach jedoch die- ses Wunderwerk schon am ersten Tage entzwei, und da wir uns deshalb noch langsamer fortschleppten als bisher, mußte der arme Krieger von den Passa- gieren viel Neckereien wegen seiner schadhaften me- canique ausstehen, so wie über den Namen seines unermeßlichen Wagens, der l'Hirondelle hieß, und freilich diese Benennung nur der bittersten Ironie zu verdanken schien.
Es war sehr drollig, bei jedem neuen Relais den armen Teufel zu hören, wie er den Postillon regel- mäßig von dem geschehenen Unglück avertirte, wel- ches mit wenig Abänderung stets folgenden Dialog
Pächter oder Bauer in Deutſchland ſeine National- Speiſe beſſer zubereiten könne. Wir verzehrten ſie auf Napoleons Wohl, wo er auch ſeyn möge!
Viel Noth verurſachte dem ſonſt ſehr kräftigen Manne eine ſonderbare Maſchine, die ſich, ohngefähr in der Form einer Plumpe, neben ſeinem Sitze be- fand, und mit der er ſich ewig zu ſchaffen machte, bald aus Leibeskräften daran pumpend, ſie richtend, ſchraubend, oder vor- und rückwärts drehend. Auf meine Frage erfuhr ich, dieß ſey eine ganz vortreff- liche neu erfundene Maſchinerie, welche dazu diene, die Diligence-Arche beim Herabfahren ohne Hemm- ſchuh zu retardiren, und bergauf ihren Lauf zu be- ſchleunigen. Der Conducteur war äußerſt ſtolz auf dieſe Vorrichtung, nannte ſie nie anders als sa me- canique, und behandelte ſie mit eben ſo viel Liebe als Wichtigkeit. Unglücklicherweiſe brach jedoch die- ſes Wunderwerk ſchon am erſten Tage entzwei, und da wir uns deshalb noch langſamer fortſchleppten als bisher, mußte der arme Krieger von den Paſſa- gieren viel Neckereien wegen ſeiner ſchadhaften me- canique ausſtehen, ſo wie über den Namen ſeines unermeßlichen Wagens, der l’Hirondelle hieß, und freilich dieſe Benennung nur der bitterſten Ironie zu verdanken ſchien.
Es war ſehr drollig, bei jedem neuen Relais den armen Teufel zu hören, wie er den Poſtillon regel- mäßig von dem geſchehenen Unglück avertirte, wel- ches mit wenig Abänderung ſtets folgenden Dialog
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Pächter oder Bauer in Deutſchland ſeine National-
Speiſe beſſer zubereiten könne. Wir verzehrten ſie
auf Napoleons Wohl, wo er auch ſeyn möge!
Viel Noth verurſachte dem ſonſt ſehr kräftigen
Manne eine ſonderbare Maſchine, die ſich, ohngefähr
in der Form einer Plumpe, neben ſeinem Sitze be-
fand, und mit der er ſich ewig zu ſchaffen machte,
bald aus Leibeskräften daran pumpend, ſie richtend,
ſchraubend, oder vor- und rückwärts drehend. Auf
meine Frage erfuhr ich, dieß ſey eine ganz vortreff-
liche neu erfundene Maſchinerie, welche dazu diene,
die Diligence-Arche beim Herabfahren ohne Hemm-
ſchuh zu retardiren, und bergauf ihren Lauf zu be-
ſchleunigen. Der Conducteur war äußerſt ſtolz auf
dieſe Vorrichtung, nannte ſie nie anders als sa me-
canique, und behandelte ſie mit eben ſo viel Liebe
als Wichtigkeit. Unglücklicherweiſe brach jedoch die-
ſes Wunderwerk ſchon am erſten Tage entzwei, und
da wir uns deshalb noch langſamer fortſchleppten
als bisher, mußte der arme Krieger von den Paſſa-
gieren viel Neckereien wegen ſeiner ſchadhaften me-
canique ausſtehen, ſo wie über den Namen ſeines
unermeßlichen Wagens, der l’Hirondelle hieß, und
freilich dieſe Benennung nur der bitterſten Ironie
zu verdanken ſchien.
Es war ſehr drollig, bei jedem neuen Relais den
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe02_1830/347>, abgerufen am 22.11.2024.
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