Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830.

Bild:
<< vorherige Seite

einem der damaligen Coryphäen der eleganten Welt
und indem er ihm mit jener impertinenten Herab-
lassung, in der er Meister war, die Hand geschüttelt,
ergriff er sein quizzing glass, und den Prinzen da-
mit fixirend, flüsterte er dem Obristen allgemein ver-
ständlich zu: Who the devil, Colonel, is Your fat
old friend, You were just talking to?
(Wer Teu-
fel, Obrister ist Euer alter fetter Freund dort, mit
dem Ihr eben spracht?) Hiermit ließ er die conster-
nirte Gesellschaft stehen, bestieg sein Pferd, und ritt
lachend davon. Diese Anekdoten wurden mir aus
ganz authentischer Quelle von einem Augenzeugen
mitgetheilt, weniger gewiß weiß ich, ob es wahr ist,
daß früher, wie man erzählt, bei einem diner, wo
man schon über das Maaß getrunken hatte, der
Prinz auf eine sarkastische Bemerkung den neben ihm
sitzenden Br., diesem, im halben Rausche, ein Glas
Wein ins Gesicht goß. Br., der solches an der Per-
son des Prinzen nicht erwiedern konnte, ergriff so-
gleich mit großer Geistesgegenwart sein eignes Glas,
und es dem andern Nachbar über den Rock schüt-
tend, rief er mit Laune: der Prinz hat befohlen,
daß es links weiter gehen soll!

Noch lange fuhr Br. . . . . nachher fort, in Lon-
don zu regieren, und seinen hohen Antagonisten zu
verdunkeln, ja in dieser selben Zeit war es, wo sein
Genie den höchsten Flug nahm, und er, um dem
Prinzen, der dafür berühmt war, sein Halstuch in
einen unnachahmlichen Knoten zu knüpfen, den em-

einem der damaligen Coryphäen der eleganten Welt
und indem er ihm mit jener impertinenten Herab-
laſſung, in der er Meiſter war, die Hand geſchüttelt,
ergriff er ſein quizzing glass, und den Prinzen da-
mit fixirend, flüſterte er dem Obriſten allgemein ver-
ſtändlich zu: Who the devil, Colonel, is Your fat
old friend, You were just talking to?
(Wer Teu-
fel, Obriſter iſt Euer alter fetter Freund dort, mit
dem Ihr eben ſpracht?) Hiermit ließ er die conſter-
nirte Geſellſchaft ſtehen, beſtieg ſein Pferd, und ritt
lachend davon. Dieſe Anekdoten wurden mir aus
ganz authentiſcher Quelle von einem Augenzeugen
mitgetheilt, weniger gewiß weiß ich, ob es wahr iſt,
daß früher, wie man erzählt, bei einem diner, wo
man ſchon über das Maaß getrunken hatte, der
Prinz auf eine ſarkaſtiſche Bemerkung den neben ihm
ſitzenden Br., dieſem, im halben Rauſche, ein Glas
Wein ins Geſicht goß. Br., der ſolches an der Per-
ſon des Prinzen nicht erwiedern konnte, ergriff ſo-
gleich mit großer Geiſtesgegenwart ſein eignes Glas,
und es dem andern Nachbar über den Rock ſchüt-
tend, rief er mit Laune: der Prinz hat befohlen,
daß es links weiter gehen ſoll!

Noch lange fuhr Br. . . . . nachher fort, in Lon-
don zu regieren, und ſeinen hohen Antagoniſten zu
verdunkeln, ja in dieſer ſelben Zeit war es, wo ſein
Genie den höchſten Flug nahm, und er, um dem
Prinzen, der dafür berühmt war, ſein Halstuch in
einen unnachahmlichen Knoten zu knüpfen, den em-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0339" n="317"/>
einem der damaligen Coryphäen der eleganten Welt<lb/>
und indem er ihm mit jener impertinenten Herab-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;ung, in der er Mei&#x017F;ter war, die Hand ge&#x017F;chüttelt,<lb/>
ergriff er &#x017F;ein <hi rendition="#aq">quizzing glass,</hi> und den Prinzen da-<lb/>
mit fixirend, flü&#x017F;terte er dem Obri&#x017F;ten allgemein ver-<lb/>
&#x017F;tändlich zu: <hi rendition="#aq">Who the devil, Colonel, is Your fat<lb/>
old friend, You were just talking to?</hi> (Wer Teu-<lb/>
fel, Obri&#x017F;ter i&#x017F;t Euer alter fetter Freund dort, mit<lb/>
dem Ihr eben &#x017F;pracht?) Hiermit ließ er die con&#x017F;ter-<lb/>
nirte Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft &#x017F;tehen, be&#x017F;tieg &#x017F;ein Pferd, und ritt<lb/>
lachend davon. Die&#x017F;e Anekdoten wurden mir aus<lb/>
ganz authenti&#x017F;cher Quelle von einem Augenzeugen<lb/>
mitgetheilt, weniger gewiß weiß ich, ob es wahr i&#x017F;t,<lb/>
daß früher, wie man erzählt, bei einem <hi rendition="#aq">diner,</hi> wo<lb/>
man &#x017F;chon über das Maaß getrunken hatte, der<lb/>
Prinz auf eine &#x017F;arka&#x017F;ti&#x017F;che Bemerkung den neben ihm<lb/>
&#x017F;itzenden Br., die&#x017F;em, im halben Rau&#x017F;che, ein Glas<lb/>
Wein ins Ge&#x017F;icht goß. Br., der &#x017F;olches an der Per-<lb/>
&#x017F;on des Prinzen nicht erwiedern konnte, ergriff &#x017F;o-<lb/>
gleich mit großer Gei&#x017F;tesgegenwart &#x017F;ein eignes Glas,<lb/>
und es dem andern Nachbar über den Rock &#x017F;chüt-<lb/>
tend, rief er mit Laune: der Prinz hat befohlen,<lb/>
daß es links weiter gehen &#x017F;oll!</p><lb/>
          <p>Noch lange fuhr Br. . . . . nachher fort, in Lon-<lb/>
don zu regieren, und &#x017F;einen hohen Antagoni&#x017F;ten zu<lb/>
verdunkeln, ja in die&#x017F;er &#x017F;elben Zeit war es, wo &#x017F;ein<lb/>
Genie den höch&#x017F;ten Flug nahm, und er, um dem<lb/>
Prinzen, der dafür berühmt war, &#x017F;ein Halstuch in<lb/>
einen unnachahmlichen Knoten zu knüpfen, den em-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[317/0339] einem der damaligen Coryphäen der eleganten Welt und indem er ihm mit jener impertinenten Herab- laſſung, in der er Meiſter war, die Hand geſchüttelt, ergriff er ſein quizzing glass, und den Prinzen da- mit fixirend, flüſterte er dem Obriſten allgemein ver- ſtändlich zu: Who the devil, Colonel, is Your fat old friend, You were just talking to? (Wer Teu- fel, Obriſter iſt Euer alter fetter Freund dort, mit dem Ihr eben ſpracht?) Hiermit ließ er die conſter- nirte Geſellſchaft ſtehen, beſtieg ſein Pferd, und ritt lachend davon. Dieſe Anekdoten wurden mir aus ganz authentiſcher Quelle von einem Augenzeugen mitgetheilt, weniger gewiß weiß ich, ob es wahr iſt, daß früher, wie man erzählt, bei einem diner, wo man ſchon über das Maaß getrunken hatte, der Prinz auf eine ſarkaſtiſche Bemerkung den neben ihm ſitzenden Br., dieſem, im halben Rauſche, ein Glas Wein ins Geſicht goß. Br., der ſolches an der Per- ſon des Prinzen nicht erwiedern konnte, ergriff ſo- gleich mit großer Geiſtesgegenwart ſein eignes Glas, und es dem andern Nachbar über den Rock ſchüt- tend, rief er mit Laune: der Prinz hat befohlen, daß es links weiter gehen ſoll! Noch lange fuhr Br. . . . . nachher fort, in Lon- don zu regieren, und ſeinen hohen Antagoniſten zu verdunkeln, ja in dieſer ſelben Zeit war es, wo ſein Genie den höchſten Flug nahm, und er, um dem Prinzen, der dafür berühmt war, ſein Halstuch in einen unnachahmlichen Knoten zu knüpfen, den em-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe02_1830
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe02_1830/339
Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe02_1830/339>, abgerufen am 25.11.2024.