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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830.

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Einer der anstoßenden Säle ist abermals mit Fa-
milienportraits angefüllt, die jedoch mehr Glanz
durch Holbein und Vandyk, als durch die dargestell-
ten Personen erhalten. Nach einiger Zeit überstralt
in der Regel der Kunstadel den angebornen,
comme de raison. Das Schloß enthält außerdem
noch mehrere Bilder von Bedeutung, unter denen
mir eine Grablegung von Albrecht Dürer, mit gro-
ßem Detail in Wasserfarben ausgeführt, am auffal-
lendsten war. Ein Garten der Gräfin, auf den sich
die Bibliothek-Thüren öffnen, ist im altfranzösischen
Geschmack angelegt, und wird durch einen kleinen,
sehr reichlich verzierten Tempel geschlossen, der eine
besondere Merkwürdigkeit an sich trägt. Er ist näm-
lich vom Maler Holbein erbaut, darum aber um
nichts geschmackvoller, sondern im Gegentheil ein häß-
lich überladnes Monument. Desto niedlicher ist der
Garten, und es gereicht den englischen Frauen von
Rang zur Ehre, daß sich die meisten durch eine ganz
überlegne Kunstfertigkeit in dieser Hinsicht auszeich-
nen. Man würde sich sehr irren, wenn man hoffte,
daß irgend ein englischer Gärtner im Stande wäre,
Meisterstücke von Gartenausschmückung, wie ich Dir
in meinen früheren Briefen viele geschrieben *), an-
zulegen. Diese verdanken alle ihr Daseyn nur dem
Kunstsinn und der liebenswürdigen Häuslichkeit der
Besitzerinnen.

*) Diese Briefe gehören den ersten Theilen an, die noch
nicht publizirt werden konnten. A. d. H.

Einer der anſtoßenden Säle iſt abermals mit Fa-
milienportraits angefüllt, die jedoch mehr Glanz
durch Holbein und Vandyk, als durch die dargeſtell-
ten Perſonen erhalten. Nach einiger Zeit überſtralt
in der Regel der Kunſtadel den angebornen,
comme de raison. Das Schloß enthält außerdem
noch mehrere Bilder von Bedeutung, unter denen
mir eine Grablegung von Albrecht Dürer, mit gro-
ßem Detail in Waſſerfarben ausgeführt, am auffal-
lendſten war. Ein Garten der Gräfin, auf den ſich
die Bibliothek-Thüren öffnen, iſt im altfranzöſiſchen
Geſchmack angelegt, und wird durch einen kleinen,
ſehr reichlich verzierten Tempel geſchloſſen, der eine
beſondere Merkwürdigkeit an ſich trägt. Er iſt näm-
lich vom Maler Holbein erbaut, darum aber um
nichts geſchmackvoller, ſondern im Gegentheil ein häß-
lich überladnes Monument. Deſto niedlicher iſt der
Garten, und es gereicht den engliſchen Frauen von
Rang zur Ehre, daß ſich die meiſten durch eine ganz
überlegne Kunſtfertigkeit in dieſer Hinſicht auszeich-
nen. Man würde ſich ſehr irren, wenn man hoffte,
daß irgend ein engliſcher Gärtner im Stande wäre,
Meiſterſtücke von Gartenausſchmückung, wie ich Dir
in meinen früheren Briefen viele geſchrieben *), an-
zulegen. Dieſe verdanken alle ihr Daſeyn nur dem
Kunſtſinn und der liebenswürdigen Häuslichkeit der
Beſitzerinnen.

*) Dieſe Briefe gehören den erſten Theilen an, die noch
nicht publizirt werden konnten. A. d. H.
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[299/0321] Einer der anſtoßenden Säle iſt abermals mit Fa- milienportraits angefüllt, die jedoch mehr Glanz durch Holbein und Vandyk, als durch die dargeſtell- ten Perſonen erhalten. Nach einiger Zeit überſtralt in der Regel der Kunſtadel den angebornen, comme de raison. Das Schloß enthält außerdem noch mehrere Bilder von Bedeutung, unter denen mir eine Grablegung von Albrecht Dürer, mit gro- ßem Detail in Waſſerfarben ausgeführt, am auffal- lendſten war. Ein Garten der Gräfin, auf den ſich die Bibliothek-Thüren öffnen, iſt im altfranzöſiſchen Geſchmack angelegt, und wird durch einen kleinen, ſehr reichlich verzierten Tempel geſchloſſen, der eine beſondere Merkwürdigkeit an ſich trägt. Er iſt näm- lich vom Maler Holbein erbaut, darum aber um nichts geſchmackvoller, ſondern im Gegentheil ein häß- lich überladnes Monument. Deſto niedlicher iſt der Garten, und es gereicht den engliſchen Frauen von Rang zur Ehre, daß ſich die meiſten durch eine ganz überlegne Kunſtfertigkeit in dieſer Hinſicht auszeich- nen. Man würde ſich ſehr irren, wenn man hoffte, daß irgend ein engliſcher Gärtner im Stande wäre, Meiſterſtücke von Gartenausſchmückung, wie ich Dir in meinen früheren Briefen viele geſchrieben *), an- zulegen. Dieſe verdanken alle ihr Daſeyn nur dem Kunſtſinn und der liebenswürdigen Häuslichkeit der Beſitzerinnen. *) Dieſe Briefe gehören den erſten Theilen an, die noch nicht publizirt werden konnten. A. d. H.

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe02_1830/321>, abgerufen am 25.11.2024.