Field blieb und stets mit zwei langen Schwertern, eins rechts, eins links, focht, mit denen er auch hier abgebildet ist.
Die Klöster sind ebenfalls sehr schön. Lange, kunst- reiche Gallerieen führen im Viereck, um den Capitel- saal, welchen letztern nur eine einzige Säule in der Mitte stützt, wie den Remter in Marienburg. Die Basreliefs, die in breiten Bändern den Saal umga- ben, scheinen von sehr guter Arbeit zu seyn, sind aber zu Cromwells Zeit halb zerstört worden. In der Mitte steht noch ein halb vermoderter Tisch von Ei- chenholz aus dem 13ten Jahrhundert, auf den, nach ziemlich glaubwürdigen Nachrichten, die Arbeiter am Kirchbau jeden Abend ausgezahlt worden sein sollen, und dies zwar damals mit einem Pfennig pro Tag. Die Besteigung des Thurms ist sehr beschwerlich. Die letzte Hälfte muß man, wie beim Stephansthurm in Wien, auf schmalen Leitern hinan klimmen. End- lich kommt man an eine kleine Dachthüre, dreißig Fuß unter dem Knopfe. Aus dieser Thüre steigt der Mann, welcher die Thurmfahne wöchentlich öhlt, auf eine so gefährliche Art heraus, daß es beinahe unbe- greiflich scheint, wie der siebzigjährige Greis, der die- sen Posten bekleidet, es auszuführen im Stande ist. Ueber dem Fenster hat, wie gesagt, die schmale Thurmspitze noch dreißig Fuß Höhe, wo nichts als eiserne Klammern außerhalb zum Hinaufklettern be- festigt sind. Der Alte muß nun rückwärts aus der kleinen Lucke steigen, sich, wegen des Regendaches,
Field blieb und ſtets mit zwei langen Schwertern, eins rechts, eins links, focht, mit denen er auch hier abgebildet iſt.
Die Klöſter ſind ebenfalls ſehr ſchön. Lange, kunſt- reiche Gallerieen führen im Viereck, um den Capitel- ſaal, welchen letztern nur eine einzige Säule in der Mitte ſtützt, wie den Remter in Marienburg. Die Basreliefs, die in breiten Bändern den Saal umga- ben, ſcheinen von ſehr guter Arbeit zu ſeyn, ſind aber zu Cromwells Zeit halb zerſtört worden. In der Mitte ſteht noch ein halb vermoderter Tiſch von Ei- chenholz aus dem 13ten Jahrhundert, auf den, nach ziemlich glaubwürdigen Nachrichten, die Arbeiter am Kirchbau jeden Abend ausgezahlt worden ſein ſollen, und dies zwar damals mit einem Pfennig pro Tag. Die Beſteigung des Thurms iſt ſehr beſchwerlich. Die letzte Hälfte muß man, wie beim Stephansthurm in Wien, auf ſchmalen Leitern hinan klimmen. End- lich kommt man an eine kleine Dachthüre, dreißig Fuß unter dem Knopfe. Aus dieſer Thüre ſteigt der Mann, welcher die Thurmfahne wöchentlich öhlt, auf eine ſo gefährliche Art heraus, daß es beinahe unbe- greiflich ſcheint, wie der ſiebzigjährige Greis, der die- ſen Poſten bekleidet, es auszuführen im Stande iſt. Ueber dem Fenſter hat, wie geſagt, die ſchmale Thurmſpitze noch dreißig Fuß Höhe, wo nichts als eiſerne Klammern außerhalb zum Hinaufklettern be- feſtigt ſind. Der Alte muß nun rückwärts aus der kleinen Lucke ſteigen, ſich, wegen des Regendaches,
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Field blieb und ſtets mit zwei langen Schwertern,
eins rechts, eins links, focht, mit denen er auch hier
abgebildet iſt.
Die Klöſter ſind ebenfalls ſehr ſchön. Lange, kunſt-
reiche Gallerieen führen im Viereck, um den Capitel-
ſaal, welchen letztern nur eine einzige Säule in der
Mitte ſtützt, wie den Remter in Marienburg. Die
Basreliefs, die in breiten Bändern den Saal umga-
ben, ſcheinen von ſehr guter Arbeit zu ſeyn, ſind
aber zu Cromwells Zeit halb zerſtört worden. In der
Mitte ſteht noch ein halb vermoderter Tiſch von Ei-
chenholz aus dem 13ten Jahrhundert, auf den, nach
ziemlich glaubwürdigen Nachrichten, die Arbeiter am
Kirchbau jeden Abend ausgezahlt worden ſein ſollen,
und dies zwar damals mit einem Pfennig pro Tag.
Die Beſteigung des Thurms iſt ſehr beſchwerlich.
Die letzte Hälfte muß man, wie beim Stephansthurm
in Wien, auf ſchmalen Leitern hinan klimmen. End-
lich kommt man an eine kleine Dachthüre, dreißig
Fuß unter dem Knopfe. Aus dieſer Thüre ſteigt der
Mann, welcher die Thurmfahne wöchentlich öhlt, auf
eine ſo gefährliche Art heraus, daß es beinahe unbe-
greiflich ſcheint, wie der ſiebzigjährige Greis, der die-
ſen Poſten bekleidet, es auszuführen im Stande iſt.
Ueber dem Fenſter hat, wie geſagt, die ſchmale
Thurmſpitze noch dreißig Fuß Höhe, wo nichts als
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feſtigt ſind. Der Alte muß nun rückwärts aus
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe02_1830/317>, abgerufen am 22.11.2024.
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