würde, als Dich wieder zu sehen, solltest Du unver- sichert schon einem so unermüdeten Korrespondenten zutrauen, doch vergißt Du ganz daß ...... ................... ................... ................... ................... .............. Wie oft habe ich Dir auch nicht schon gesagt, daß ich für die Welt nicht passe. Meine Mängel, wie meine Vorzüge, ja selbst die geistigere Natur, die Du an mir finden willst, sind nur so viel Steine des Anstoßes in mei- nem Wege. Geistig, etwas poetisch, gutmüthig und wahr -- macht in der Regel nur unbehülflich und verdrossen in der Alltagsgesellschaft. Gleichmäßig mit allen denen, wie ein englischer Schriftsteller sagt, deren Gefühle und Neigungen ihr Urtheil paraly- siren, finde auch ich nie eher als zu spät, wie ich mich mit Klugheit hätte benehmen sollen -- "eine kunstlose Disposition, fährt der Engländer fort, die übel dar- auf berechnet ist, mit der Arglist und dem kalten Egoismus der Welt in die Schranken zu treten." Ich kenne einen mir hundertfach überlegnen berühm- ten Mann, dem es in dieser Hinsicht doch beinahe eben so geht, und der fortwährend bedauert, aus einem Dichter ein Staatsmann geworden zu seyn. "Ich hätte mein Leben enden sollen, wie ich es an- gefangen, sagte er, unbekannt in der Welt umher- streifend, und mich ungestört an Gottes Herrlichkeit erfreuend -- oder von den Menschen fern, in meiner
würde, als Dich wieder zu ſehen, ſollteſt Du unver- ſichert ſchon einem ſo unermüdeten Korreſpondenten zutrauen, doch vergißt Du ganz daß ...... ................... ................... ................... ................... .............. Wie oft habe ich Dir auch nicht ſchon geſagt, daß ich für die Welt nicht paſſe. Meine Mängel, wie meine Vorzüge, ja ſelbſt die geiſtigere Natur, die Du an mir finden willſt, ſind nur ſo viel Steine des Anſtoßes in mei- nem Wege. Geiſtig, etwas poetiſch, gutmüthig und wahr — macht in der Regel nur unbehülflich und verdroſſen in der Alltagsgeſellſchaft. Gleichmäßig mit allen denen, wie ein engliſcher Schriftſteller ſagt, deren Gefühle und Neigungen ihr Urtheil paraly- ſiren, finde auch ich nie eher als zu ſpät, wie ich mich mit Klugheit hätte benehmen ſollen — „eine kunſtloſe Dispoſition, fährt der Engländer fort, die übel dar- auf berechnet iſt, mit der Argliſt und dem kalten Egoismus der Welt in die Schranken zu treten.“ Ich kenne einen mir hundertfach überlegnen berühm- ten Mann, dem es in dieſer Hinſicht doch beinahe eben ſo geht, und der fortwährend bedauert, aus einem Dichter ein Staatsmann geworden zu ſeyn. „Ich hätte mein Leben enden ſollen, wie ich es an- gefangen, ſagte er, unbekannt in der Welt umher- ſtreifend, und mich ungeſtört an Gottes Herrlichkeit erfreuend — oder von den Menſchen fern, in meiner
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würde, als Dich wieder zu ſehen, ſollteſt Du unver-
ſichert ſchon einem ſo unermüdeten Korreſpondenten
zutrauen, doch vergißt Du ganz daß ......
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.............. Wie oft habe
ich Dir auch nicht ſchon geſagt, daß ich für die Welt
nicht paſſe. Meine Mängel, wie meine Vorzüge, ja
ſelbſt die geiſtigere Natur, die Du an mir finden
willſt, ſind nur ſo viel Steine des Anſtoßes in mei-
nem Wege. Geiſtig, etwas poetiſch, gutmüthig und
wahr — macht in der Regel nur unbehülflich und
verdroſſen in der Alltagsgeſellſchaft. Gleichmäßig mit
allen denen, wie ein engliſcher Schriftſteller ſagt,
deren Gefühle und Neigungen ihr Urtheil paraly-
ſiren, finde auch ich nie eher als zu ſpät, wie ich mich
mit Klugheit hätte benehmen ſollen — „eine kunſtloſe
Dispoſition, fährt der Engländer fort, die übel dar-
auf berechnet iſt, mit der Argliſt und dem kalten
Egoismus der Welt in die Schranken zu treten.“
Ich kenne einen mir hundertfach überlegnen berühm-
ten Mann, dem es in dieſer Hinſicht doch beinahe
eben ſo geht, und der fortwährend bedauert, aus
einem Dichter ein Staatsmann geworden zu ſeyn.
„Ich hätte mein Leben enden ſollen, wie ich es an-
gefangen, ſagte er, unbekannt in der Welt umher-
ſtreifend, und mich ungeſtört an Gottes Herrlichkeit
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe02_1830/188>, abgerufen am 22.11.2024.
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