merke wohl auf was ich dir sage, denn ich kam heute zu deinem Heil, wenn du es zu nützen verstehst; aber nie siehst du mich auf dieser Welt wieder. -- Du kennst den Hügel über der Abtey, den gesegne- ten Fleck, wo der Splitter des heiligen Kreuzes bei der Abteyglocke süßem Klange herabfiel, und wo die gute Alte ihrem Sohn begegnete, als er von Jeru- salem zurückkam. Du kennst den uralten Tarus- Baum, der dort einsam steht, nahe am Wege, auf der Erhöhung von Erde und Steinen. Dort grabe 6 Fuß weit vom Baum, in der graden Linie des Abteythurms, und grabe 6 Fuß tief. Das Werk muß in der todten Stunde der Nacht vollbracht, und -- sey dessen wohl eingedenk! -- kein Wort dabei ge- sprochen werden, oder wehe denen, die es unter- nahmen!"
Hier schien ein lichter Blitz durch die Kirche zu zucken, und ein heisres Lachen an sein Ohr zu schla- gen; Johny fuhr auf wie aus einem Traume, aber tiefe Dunkelheit umfing ihn, und unüberwindliche Schlafsucht drückte ihm von neuem die Augen zu. Als er erwachte, war er nicht wenig erstaunt, sich auf seinem Strohlager bei Dick Cassidy, seinem Vet- ter, zu finden, ohne alle Erinnerung wie er zu Hause gekommen. Hatte er wirklich nur geträumt? war alles blos ein Gaukelspiel seiner erhitzten Phan- tasie? -- es mußte wohl so seyn, denn der Wahr- heit zu Ehren darf man nicht verbergen, daß Johny, ehe er seiner Lieblings-Ruine zuwandelte, bei einem
merke wohl auf was ich dir ſage, denn ich kam heute zu deinem Heil, wenn du es zu nützen verſtehſt; aber nie ſiehſt du mich auf dieſer Welt wieder. — Du kennſt den Hügel über der Abtey, den geſegne- ten Fleck, wo der Splitter des heiligen Kreuzes bei der Abteyglocke ſüßem Klange herabfiel, und wo die gute Alte ihrem Sohn begegnete, als er von Jeru- ſalem zurückkam. Du kennſt den uralten Tarus- Baum, der dort einſam ſteht, nahe am Wege, auf der Erhöhung von Erde und Steinen. Dort grabe 6 Fuß weit vom Baum, in der graden Linie des Abteythurms, und grabe 6 Fuß tief. Das Werk muß in der todten Stunde der Nacht vollbracht, und — ſey deſſen wohl eingedenk! — kein Wort dabei ge- ſprochen werden, oder wehe denen, die es unter- nahmen!“
Hier ſchien ein lichter Blitz durch die Kirche zu zucken, und ein heiſres Lachen an ſein Ohr zu ſchla- gen; Johny fuhr auf wie aus einem Traume, aber tiefe Dunkelheit umfing ihn, und unüberwindliche Schlafſucht drückte ihm von neuem die Augen zu. Als er erwachte, war er nicht wenig erſtaunt, ſich auf ſeinem Strohlager bei Dick Caſſidy, ſeinem Vet- ter, zu finden, ohne alle Erinnerung wie er zu Hauſe gekommen. Hatte er wirklich nur geträumt? war alles blos ein Gaukelſpiel ſeiner erhitzten Phan- taſie? — es mußte wohl ſo ſeyn, denn der Wahr- heit zu Ehren darf man nicht verbergen, daß Johny, ehe er ſeiner Lieblings-Ruine zuwandelte, bei einem
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merke wohl auf was ich dir ſage, denn ich kam heute
zu deinem Heil, wenn du es zu nützen verſtehſt;
aber nie ſiehſt du mich auf dieſer Welt wieder. —
Du kennſt den Hügel über der Abtey, den geſegne-
ten Fleck, wo der Splitter des heiligen Kreuzes bei
der Abteyglocke ſüßem Klange herabfiel, und wo die
gute Alte ihrem Sohn begegnete, als er von Jeru-
ſalem zurückkam. Du kennſt den uralten Tarus-
Baum, der dort einſam ſteht, nahe am Wege, auf
der Erhöhung von Erde und Steinen. Dort grabe
6 Fuß weit vom Baum, in der graden Linie des
Abteythurms, und grabe 6 Fuß tief. Das Werk muß
in der todten Stunde der Nacht vollbracht, und —
ſey deſſen wohl eingedenk! — kein Wort dabei ge-
ſprochen werden, oder wehe denen, die es unter-
nahmen!“
Hier ſchien ein lichter Blitz durch die Kirche zu
zucken, und ein heiſres Lachen an ſein Ohr zu ſchla-
gen; Johny fuhr auf wie aus einem Traume, aber
tiefe Dunkelheit umfing ihn, und unüberwindliche
Schlafſucht drückte ihm von neuem die Augen zu.
Als er erwachte, war er nicht wenig erſtaunt, ſich
auf ſeinem Strohlager bei Dick Caſſidy, ſeinem Vet-
ter, zu finden, ohne alle Erinnerung wie er zu Hauſe
gekommen. Hatte er wirklich nur geträumt? war
alles blos ein Gaukelſpiel ſeiner erhitzten Phan-
taſie? — es mußte wohl ſo ſeyn, denn der Wahr-
heit zu Ehren darf man nicht verbergen, daß Johny,
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe02_1830/150>, abgerufen am 22.11.2024.
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