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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 1. München, 1830.

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Fünf bis sechs hohe Terrassen von großem Umfang
steigen an den Bergen empor, und auf ihnen wim-
melt alles von Menschen, Maschinen, Prozessionen
von hundert, an einander gehängten, schnell auf Ei-
senbahnen hinrollenden Wagen, Lasten heraufziehen-
den Krahnen, Wasserleitungen, und so weiter. Ich
brauchte ziemlich lange, um das Ganze nur flüchtig
zu besehen. Um zu einem entfernteren Theile des
Werks zu gelangen, wo man eben die Felsen mit Pul-
ver sprengte, was ich zu sehen wünschte, mußte ich
mich auf einem der kleinen Eisenwagen, die zum Trans-
port des Schiefers dienen, durch eine pechschwarze,
nur vier Fuß hohe und vier hundert Schritt lange,
durch den Felsen gehauene Gallerie auf dem Leibe
liegend fahren lassen. Dies geschah vermittelst einer
Winde. Es ist eine höchst fatale Empfindung, sich
durch diese schmale Schlucht mit tausend unregelmä-
ßigen Zacken, welche man, am Eingange wenigstens,
deutlich sieht, bei ägyptischer Finsterniß mit großer
Schnelle durchreißen zu lassen, welches Fremde auch
gewöhnlich ablehnen. Man kann sich des Gedankens
nicht erwehren, daß wenn man, ohngeachtet der be-
ruhigenden Versicherung des Führers, der zuerst vor-
aus fährt, nun dennoch an irgend eine dieser Zacken
anstieße, man auch ohnfehlbar ohne Kopf auf der an-
dern Seite ankäme. Nach Passirung dieser Gallerie
mußte ich noch auf einem, nur zwei Fuß breiten
Wege ohne Geländer, am Abgrunde hinwandern, bis
ich durch die zweite niedrige Höhle endlich zu dem
gewünschten, in der That schaudervoll prächtigen Ort,

Fünf bis ſechs hohe Terraſſen von großem Umfang
ſteigen an den Bergen empor, und auf ihnen wim-
melt alles von Menſchen, Maſchinen, Prozeſſionen
von hundert, an einander gehängten, ſchnell auf Ei-
ſenbahnen hinrollenden Wagen, Laſten heraufziehen-
den Krahnen, Waſſerleitungen, und ſo weiter. Ich
brauchte ziemlich lange, um das Ganze nur flüchtig
zu beſehen. Um zu einem entfernteren Theile des
Werks zu gelangen, wo man eben die Felſen mit Pul-
ver ſprengte, was ich zu ſehen wünſchte, mußte ich
mich auf einem der kleinen Eiſenwagen, die zum Trans-
port des Schiefers dienen, durch eine pechſchwarze,
nur vier Fuß hohe und vier hundert Schritt lange,
durch den Felſen gehauene Gallerie auf dem Leibe
liegend fahren laſſen. Dies geſchah vermittelſt einer
Winde. Es iſt eine höchſt fatale Empfindung, ſich
durch dieſe ſchmale Schlucht mit tauſend unregelmä-
ßigen Zacken, welche man, am Eingange wenigſtens,
deutlich ſieht, bei ägyptiſcher Finſterniß mit großer
Schnelle durchreißen zu laſſen, welches Fremde auch
gewöhnlich ablehnen. Man kann ſich des Gedankens
nicht erwehren, daß wenn man, ohngeachtet der be-
ruhigenden Verſicherung des Führers, der zuerſt vor-
aus fährt, nun dennoch an irgend eine dieſer Zacken
anſtieße, man auch ohnfehlbar ohne Kopf auf der an-
dern Seite ankäme. Nach Paſſirung dieſer Gallerie
mußte ich noch auf einem, nur zwei Fuß breiten
Wege ohne Geländer, am Abgrunde hinwandern, bis
ich durch die zweite niedrige Höhle endlich zu dem
gewünſchten, in der That ſchaudervoll prächtigen Ort,

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[45/0069] Fünf bis ſechs hohe Terraſſen von großem Umfang ſteigen an den Bergen empor, und auf ihnen wim- melt alles von Menſchen, Maſchinen, Prozeſſionen von hundert, an einander gehängten, ſchnell auf Ei- ſenbahnen hinrollenden Wagen, Laſten heraufziehen- den Krahnen, Waſſerleitungen, und ſo weiter. Ich brauchte ziemlich lange, um das Ganze nur flüchtig zu beſehen. Um zu einem entfernteren Theile des Werks zu gelangen, wo man eben die Felſen mit Pul- ver ſprengte, was ich zu ſehen wünſchte, mußte ich mich auf einem der kleinen Eiſenwagen, die zum Trans- port des Schiefers dienen, durch eine pechſchwarze, nur vier Fuß hohe und vier hundert Schritt lange, durch den Felſen gehauene Gallerie auf dem Leibe liegend fahren laſſen. Dies geſchah vermittelſt einer Winde. Es iſt eine höchſt fatale Empfindung, ſich durch dieſe ſchmale Schlucht mit tauſend unregelmä- ßigen Zacken, welche man, am Eingange wenigſtens, deutlich ſieht, bei ägyptiſcher Finſterniß mit großer Schnelle durchreißen zu laſſen, welches Fremde auch gewöhnlich ablehnen. Man kann ſich des Gedankens nicht erwehren, daß wenn man, ohngeachtet der be- ruhigenden Verſicherung des Führers, der zuerſt vor- aus fährt, nun dennoch an irgend eine dieſer Zacken anſtieße, man auch ohnfehlbar ohne Kopf auf der an- dern Seite ankäme. Nach Paſſirung dieſer Gallerie mußte ich noch auf einem, nur zwei Fuß breiten Wege ohne Geländer, am Abgrunde hinwandern, bis ich durch die zweite niedrige Höhle endlich zu dem gewünſchten, in der That ſchaudervoll prächtigen Ort,

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 1. München, 1830, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe01_1830/69>, abgerufen am 24.11.2024.