Limmerick ist die dritte Stadt in Irland, und von einer Art, wie ich Städte liebe -- alt und ehrwür- dig, mit gothischen Kirchen, bemosten Schloßruinen geziert; mit dunkeln, engen Straßen, und kuriosen Häusern aus verschiedenen Zeitaltern; einem weiten Fluß, der sie der ganzen Länge nach durchströmt, und über den mehrere alterthümliche Brücken füh- ren; endlich wohl belebten Marktplätzen, und einer freundlichen Umgegend. Eine solche Stadt hat für mich etwas Aehnliches mit einem natürlichen Walde, dessen dunkle Schatten auch, bald hohe, bald nied- rige, vielfach gestaltete Baumgassen darbieten, und oft ein Laubdach, gleich einer gothischen Kirche, bil- den. Dagegen gleichen moderne regelmäßige Städte mehr einem verschnittenen französischen Garten. Jedenfalls sagen sie meinem romantischen Geschmacke weniger zu.
Drei und dreißigſter Brief.
Limmerick, den 22ſten Septbr. 1828.
Liebe Entfernte!
Limmerick iſt die dritte Stadt in Irland, und von einer Art, wie ich Städte liebe — alt und ehrwür- dig, mit gothiſchen Kirchen, bemosten Schloßruinen geziert; mit dunkeln, engen Straßen, und kurioſen Häuſern aus verſchiedenen Zeitaltern; einem weiten Fluß, der ſie der ganzen Länge nach durchſtrömt, und über den mehrere alterthümliche Brücken füh- ren; endlich wohl belebten Marktplätzen, und einer freundlichen Umgegend. Eine ſolche Stadt hat für mich etwas Aehnliches mit einem natürlichen Walde, deſſen dunkle Schatten auch, bald hohe, bald nied- rige, vielfach geſtaltete Baumgaſſen darbieten, und oft ein Laubdach, gleich einer gothiſchen Kirche, bil- den. Dagegen gleichen moderne regelmäßige Städte mehr einem verſchnittenen franzöſiſchen Garten. Jedenfalls ſagen ſie meinem romantiſchen Geſchmacke weniger zu.
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Drei und dreißigſter Brief.
Limmerick, den 22ſten Septbr. 1828.
Liebe Entfernte!
Limmerick iſt die dritte Stadt in Irland, und von
einer Art, wie ich Städte liebe — alt und ehrwür-
dig, mit gothiſchen Kirchen, bemosten Schloßruinen
geziert; mit dunkeln, engen Straßen, und kurioſen
Häuſern aus verſchiedenen Zeitaltern; einem weiten
Fluß, der ſie der ganzen Länge nach durchſtrömt,
und über den mehrere alterthümliche Brücken füh-
ren; endlich wohl belebten Marktplätzen, und einer
freundlichen Umgegend. Eine ſolche Stadt hat für
mich etwas Aehnliches mit einem natürlichen Walde,
deſſen dunkle Schatten auch, bald hohe, bald nied-
rige, vielfach geſtaltete Baumgaſſen darbieten, und
oft ein Laubdach, gleich einer gothiſchen Kirche, bil-
den. Dagegen gleichen moderne regelmäßige Städte
mehr einem verſchnittenen franzöſiſchen Garten.
Jedenfalls ſagen ſie meinem romantiſchen Geſchmacke
weniger zu.
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 1. München, 1830, S. [284]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe01_1830/308>, abgerufen am 22.12.2024.
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