hauptete, mir, ich weiß nicht mehr welche Kleinigkeit, gezeigt zu haben. Ich wies ihn unwillig ab, und sagte, meine Börse sei leer. O, rief er: A gentle- man's purse can never be empty! (eines Gentle- man's Börse kann nie leer seyn) -- keine üble Ant- wort -- denn unter der Form eines Compliments verbarg sie einen boshaften Doppelsinn; es hieß: Du siehst zu sehr wie ein Gentleman aus, um nicht Geld zu haben; Bist du aber so ungenereus keins zu geben, so bist du auch kein Gentleman mehr; hast du aber wirklich nichts, so bist du's noch weni- ger. Die Menge fühlte dies, und lachte, bis ich mich loskaufte.
Doch zurück zur Höhle, dem pigeonhole (Tauben- loch), einer seltsamen Naturerscheinung. Sie liegt mitten im Felde, in einer baumlosen, öden Flur, die, obgleich flach, mit einer eigen geformten Art Kalk- felsen bedeckt ist, zwischen denen die wenige Erde mühsam zu Wiesen- und Feldflächen benutzt wird. Diese Felsen sind so glatt, als wären sie polirt, und gleichen regelmäßig aufgekasteten, und halb bearbeite- ten Steinen, die man zu irgend einem colossalen Bau hier zusammen gebracht hätte. In diesem Stein- felde, ohngefähr eine Viertel Stunde vom See Cor- rib öffnet sich nun die Höhle, wie ein weiter dunkler Brunnen, in den dreißig bis vierzig rohe, in den Stein gehauene, Stufen zu dem Flusse hinabführen, der hier unterirdisch strömt, sich eine lange Zeit durch wunderlich gestaltete Felsengewölbe seinen Weg bahnt, dann nur ans Licht tritt, um eine Mühle zu
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hauptete, mir, ich weiß nicht mehr welche Kleinigkeit, gezeigt zu haben. Ich wies ihn unwillig ab, und ſagte, meine Börſe ſei leer. O, rief er: A gentle- man’s purse can never be empty! (eines Gentle- man’s Börſe kann nie leer ſeyn) — keine üble Ant- wort — denn unter der Form eines Compliments verbarg ſie einen boshaften Doppelſinn; es hieß: Du ſiehſt zu ſehr wie ein Gentleman aus, um nicht Geld zu haben; Biſt du aber ſo ungenereus keins zu geben, ſo biſt du auch kein Gentleman mehr; haſt du aber wirklich nichts, ſo biſt du’s noch weni- ger. Die Menge fühlte dies, und lachte, bis ich mich loskaufte.
Doch zurück zur Höhle, dem pigeonhole (Tauben- loch), einer ſeltſamen Naturerſcheinung. Sie liegt mitten im Felde, in einer baumloſen, öden Flur, die, obgleich flach, mit einer eigen geformten Art Kalk- felſen bedeckt iſt, zwiſchen denen die wenige Erde mühſam zu Wieſen- und Feldflächen benutzt wird. Dieſe Felſen ſind ſo glatt, als wären ſie polirt, und gleichen regelmäßig aufgekaſteten, und halb bearbeite- ten Steinen, die man zu irgend einem coloſſalen Bau hier zuſammen gebracht hätte. In dieſem Stein- felde, ohngefähr eine Viertel Stunde vom See Cor- rib öffnet ſich nun die Höhle, wie ein weiter dunkler Brunnen, in den dreißig bis vierzig rohe, in den Stein gehauene, Stufen zu dem Fluſſe hinabführen, der hier unterirdiſch ſtrömt, ſich eine lange Zeit durch wunderlich geſtaltete Felſengewölbe ſeinen Weg bahnt, dann nur ans Licht tritt, um eine Mühle zu
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hauptete, mir, ich weiß nicht mehr welche Kleinigkeit,
gezeigt zu haben. Ich wies ihn unwillig ab, und
ſagte, meine Börſe ſei leer. O, rief er: A gentle-
man’s purse can never be empty! (eines Gentle-
man’s Börſe kann nie leer ſeyn) — keine üble Ant-
wort — denn unter der Form eines Compliments
verbarg ſie einen boshaften Doppelſinn; es hieß: Du
ſiehſt zu ſehr wie ein Gentleman aus, um nicht
Geld zu haben; Biſt du aber ſo ungenereus keins
zu geben, ſo biſt du auch kein Gentleman mehr;
haſt du aber wirklich nichts, ſo biſt du’s noch weni-
ger. Die Menge fühlte dies, und lachte, bis ich mich
loskaufte.
Doch zurück zur Höhle, dem pigeonhole (Tauben-
loch), einer ſeltſamen Naturerſcheinung. Sie liegt
mitten im Felde, in einer baumloſen, öden Flur, die,
obgleich flach, mit einer eigen geformten Art Kalk-
felſen bedeckt iſt, zwiſchen denen die wenige Erde
mühſam zu Wieſen- und Feldflächen benutzt wird.
Dieſe Felſen ſind ſo glatt, als wären ſie polirt, und
gleichen regelmäßig aufgekaſteten, und halb bearbeite-
ten Steinen, die man zu irgend einem coloſſalen
Bau hier zuſammen gebracht hätte. In dieſem Stein-
felde, ohngefähr eine Viertel Stunde vom See Cor-
rib öffnet ſich nun die Höhle, wie ein weiter dunkler
Brunnen, in den dreißig bis vierzig rohe, in den
Stein gehauene, Stufen zu dem Fluſſe hinabführen,
der hier unterirdiſch ſtrömt, ſich eine lange Zeit
durch wunderlich geſtaltete Felſengewölbe ſeinen Weg
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 1. München, 1830, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe01_1830/267>, abgerufen am 22.11.2024.
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