wird das Erz mehreremal geschmolzen und zuletzt raffinirt, worauf es in Quadrat Stücken von 100 Pfund geformt, so verkauft, oder auf Mühlen zu Schiffs- platten verarbeitet wird. Bei dem Gießen, das ein hübsches Schauspiel gewährt, ereignet sich auch ein sonderbarer Umstand. Es fließt nämlich die ganze Masse in eine Sandform, welche in 8 -- 10 verschie- dene Compartiments, gleich einem für mehrere Thiere bestimmten Eßtroge, abgetheilt ist. Die Se- parationen erreichen nicht ganz die Höhe der Außen- wände, so daß das glühende Erz, welches nur auf dem einen Ende hereinströmt, sobald der Pfropf her- ausgeschlagen ist, das erste Compartiment füllen muß, ehe es in das zweite übertritt u. s. w. Das Sonderbare ist nun, daß alles wirkliche reine Kupfer, was im Ofen enthalten ist, in diesem ersten Com- partiment verbleibt, die andern Fächer aber allein mit Schlacke angefüllt werden, welche nur zum Straßenbau gebraucht werden kann. Der Grund des Phänomens ist folgender: Das Erz hat Eisen bei sich, welches sich im magnetischen Zustande befin- det. Dieses hält das Kupfer zusammen, und zwingt es zuerst auszufließen. Da man nun aus Erfah- rung ziemlich genau weiß, wie viel reines Kupfer die in einem Ofen geschobne Masse enthalten müsse, so ist die Größe des ersten Compartiments darauf eingerichtet, es grade fassen zu können. Der Inspek- tor, ein gescheuter Mann, der aber halb welsch, halb englisch sprach, sagte mir, daß er diese Gußart erst erfunden, welche viele Mühe erspare, weßhalb er
wird das Erz mehreremal geſchmolzen und zuletzt raffinirt, worauf es in Quadrat Stücken von 100 Pfund geformt, ſo verkauft, oder auf Mühlen zu Schiffs- platten verarbeitet wird. Bei dem Gießen, das ein hübſches Schauſpiel gewährt, ereignet ſich auch ein ſonderbarer Umſtand. Es fließt nämlich die ganze Maſſe in eine Sandform, welche in 8 — 10 verſchie- dene Compartiments, gleich einem für mehrere Thiere beſtimmten Eßtroge, abgetheilt iſt. Die Se- parationen erreichen nicht ganz die Höhe der Außen- wände, ſo daß das glühende Erz, welches nur auf dem einen Ende hereinſtrömt, ſobald der Pfropf her- ausgeſchlagen iſt, das erſte Compartiment füllen muß, ehe es in das zweite übertritt u. ſ. w. Das Sonderbare iſt nun, daß alles wirkliche reine Kupfer, was im Ofen enthalten iſt, in dieſem erſten Com- partiment verbleibt, die andern Fächer aber allein mit Schlacke angefüllt werden, welche nur zum Straßenbau gebraucht werden kann. Der Grund des Phänomens iſt folgender: Das Erz hat Eiſen bei ſich, welches ſich im magnetiſchen Zuſtande befin- det. Dieſes hält das Kupfer zuſammen, und zwingt es zuerſt auszufließen. Da man nun aus Erfah- rung ziemlich genau weiß, wie viel reines Kupfer die in einem Ofen geſchobne Maſſe enthalten müſſe, ſo iſt die Größe des erſten Compartiments darauf eingerichtet, es grade faſſen zu können. Der Inſpek- tor, ein geſcheuter Mann, der aber halb welſch, halb engliſch ſprach, ſagte mir, daß er dieſe Gußart erſt erfunden, welche viele Mühe erſpare, weßhalb er
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wird das Erz mehreremal geſchmolzen und zuletzt
raffinirt, worauf es in Quadrat Stücken von 100 Pfund
geformt, ſo verkauft, oder auf Mühlen zu Schiffs-
platten verarbeitet wird. Bei dem Gießen, das ein
hübſches Schauſpiel gewährt, ereignet ſich auch ein
ſonderbarer Umſtand. Es fließt nämlich die ganze
Maſſe in eine Sandform, welche in 8 — 10 verſchie-
dene Compartiments, gleich einem für mehrere
Thiere beſtimmten Eßtroge, abgetheilt iſt. Die Se-
parationen erreichen nicht ganz die Höhe der Außen-
wände, ſo daß das glühende Erz, welches nur auf
dem einen Ende hereinſtrömt, ſobald der Pfropf her-
ausgeſchlagen iſt, das erſte Compartiment füllen
muß, ehe es in das zweite übertritt u. ſ. w. Das
Sonderbare iſt nun, daß alles wirkliche reine Kupfer,
was im Ofen enthalten iſt, in dieſem erſten Com-
partiment verbleibt, die andern Fächer aber allein
mit Schlacke angefüllt werden, welche nur zum
Straßenbau gebraucht werden kann. Der Grund
des Phänomens iſt folgender: Das Erz hat Eiſen
bei ſich, welches ſich im magnetiſchen Zuſtande befin-
det. Dieſes hält das Kupfer zuſammen, und zwingt
es zuerſt auszufließen. Da man nun aus Erfah-
rung ziemlich genau weiß, wie viel reines Kupfer
die in einem Ofen geſchobne Maſſe enthalten müſſe,
ſo iſt die Größe des erſten Compartiments darauf
eingerichtet, es grade faſſen zu können. Der Inſpek-
tor, ein geſcheuter Mann, der aber halb welſch, halb
engliſch ſprach, ſagte mir, daß er dieſe Gußart erſt
erfunden, welche viele Mühe erſpare, weßhalb er
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 1. München, 1830, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe01_1830/174>, abgerufen am 25.11.2024.
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