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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 1. München, 1830.

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Sieben und zwanzigster Brief.

Chere et bonne.

Eine kleine Unannehmlichkeit dieser sonst so reich
begabten Landschaft sind die Wirkungen der Ebbe
und Fluth, welche erstere einen bedeutenden Theil
des Tages hindurch eine große Strecke des Menai,
wie der hiesige Meerarm genannt wird, austrocknet,
und nur schlammigen Sand zurück läßt. Wahrschein-
lich sind diesem Umstande auch die über alle Vorstel-
lung hartnäckigen Fliegenschwärme zuzuschreiben, die
zu Tausenden, gleich Bienen schwärmend und auf
Raub ausgehend, Menschen und Vieh attaquiren,
und ihr Opfer nicht leicht wieder loslassen. Man
reitet vergebens, was das Pferd laufen kann. Der
Schwarm, in einen Klumpen geballt, wie ein mace-
donischer Phalanx, fliegt mit, und zerstreut sich über
seine Beute, sobald man wieder anhält, nur dem
Todtschlagen weichend. Ja selbst in ein Haus hin-
einzutreten, hilft nicht immer. Denn ich habe es auf
Spaziergängen einigemal erlebt, daß diese Fliegen,
wenn sie einen einmal angenommen haben, geduldig


Sieben und zwanzigſter Brief.

Chere et bonne.

Eine kleine Unannehmlichkeit dieſer ſonſt ſo reich
begabten Landſchaft ſind die Wirkungen der Ebbe
und Fluth, welche erſtere einen bedeutenden Theil
des Tages hindurch eine große Strecke des Menai,
wie der hieſige Meerarm genannt wird, austrocknet,
und nur ſchlammigen Sand zurück läßt. Wahrſchein-
lich ſind dieſem Umſtande auch die über alle Vorſtel-
lung hartnäckigen Fliegenſchwärme zuzuſchreiben, die
zu Tauſenden, gleich Bienen ſchwärmend und auf
Raub ausgehend, Menſchen und Vieh attaquiren,
und ihr Opfer nicht leicht wieder loslaſſen. Man
reitet vergebens, was das Pferd laufen kann. Der
Schwarm, in einen Klumpen geballt, wie ein mace-
doniſcher Phalanx, fliegt mit, und zerſtreut ſich über
ſeine Beute, ſobald man wieder anhält, nur dem
Todtſchlagen weichend. Ja ſelbſt in ein Haus hin-
einzutreten, hilft nicht immer. Denn ich habe es auf
Spaziergängen einigemal erlebt, daß dieſe Fliegen,
wenn ſie einen einmal angenommen haben, geduldig

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[[95]/0119] Sieben und zwanzigſter Brief. Bangor, den 23ſten Juli 1828. Chere et bonne. Eine kleine Unannehmlichkeit dieſer ſonſt ſo reich begabten Landſchaft ſind die Wirkungen der Ebbe und Fluth, welche erſtere einen bedeutenden Theil des Tages hindurch eine große Strecke des Menai, wie der hieſige Meerarm genannt wird, austrocknet, und nur ſchlammigen Sand zurück läßt. Wahrſchein- lich ſind dieſem Umſtande auch die über alle Vorſtel- lung hartnäckigen Fliegenſchwärme zuzuſchreiben, die zu Tauſenden, gleich Bienen ſchwärmend und auf Raub ausgehend, Menſchen und Vieh attaquiren, und ihr Opfer nicht leicht wieder loslaſſen. Man reitet vergebens, was das Pferd laufen kann. Der Schwarm, in einen Klumpen geballt, wie ein mace- doniſcher Phalanx, fliegt mit, und zerſtreut ſich über ſeine Beute, ſobald man wieder anhält, nur dem Todtſchlagen weichend. Ja ſelbſt in ein Haus hin- einzutreten, hilft nicht immer. Denn ich habe es auf Spaziergängen einigemal erlebt, daß dieſe Fliegen, wenn ſie einen einmal angenommen haben, geduldig

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 1. München, 1830, S. [95]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe01_1830/119>, abgerufen am 22.12.2024.