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Preuß, Hugo: Franz Lieber, ein Bürger zweier Welten. Berlin, 1886.

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er hat diesen Beruf auch segensreich und wirksam ausgeübt, freilich nicht im lauten Getümmel des praktischen Lebens, sondern im stillen Schaffen wissenschaftlichen Denkens. In seiner Natur war zu viel vom deutschen Gelehrten, als daß er praktisch in die nur allzu praktische amerikanische Tagespolitik hätte eingreifen können; und nach Deutschland, wo er unter den neuen Verhältnissen hätte politisch wirken können, kehrte er nicht zurück; da er zur Zeit, als der nationale Aufschwung sich vollzog, bereits ein Greis war und seit mehr als 40 Jahren in Amerika eingelebt. Denn er gehörte nicht zu der glücklicheren Generation von Schurz und Kapp; er war einer jener "grauen Deutschen."

Der Name Franz Lieber hat in der Litteratur der Staatswissenschaft einen guten Klang; er wird von der Wissenschaft als ein tiefer und origineller Denker über Staat und staatliches Leben geehrt. Aber über den Kreis seiner Fachgenossen hinaus ist er bei uns in Deutschland nur noch wenig gekannt, und doch verdient er, daß sein Andenken nicht nur in den Annalen der Wissenschaft, sondern im Gedächtniß seines Volkes erhalten bleibe. Nicht freiwillig hat er sein Vaterland verlassen, ihn trieb jene verblendete, engherzige Polizeipolitik, unter der Deutschland Jahrzehnte lang so schwer litt, in's Exil. Dort aber, in der neuen Welt, deren Bürger er wurde, hat er gewirkt zur hohen Ehre des deutschen Namens durch sein reines, edles Leben, wie durch die geistvolle Pflege, des wissenschaftlichen Gedankens. In Zeiten, da Deutschland noch keine Macht war unter den Nationen, da es auf den meisten Gebieten praktischer Bethätigung hinter andern Völkern zurückstand, war doch die Pflege der Wissenschaft der ureigenste Ruhm des deutschen Namens; das kostbarste Geschenk, welches Deutschland den Völkern des Erdkreises darbot. Und als ein Sendbote deutscher Wissenschaftlichkeit hat Franz Lieber in Amerika gewirkt, die

er hat diesen Beruf auch segensreich und wirksam ausgeübt, freilich nicht im lauten Getümmel des praktischen Lebens, sondern im stillen Schaffen wissenschaftlichen Denkens. In seiner Natur war zu viel vom deutschen Gelehrten, als daß er praktisch in die nur allzu praktische amerikanische Tagespolitik hätte eingreifen können; und nach Deutschland, wo er unter den neuen Verhältnissen hätte politisch wirken können, kehrte er nicht zurück; da er zur Zeit, als der nationale Aufschwung sich vollzog, bereits ein Greis war und seit mehr als 40 Jahren in Amerika eingelebt. Denn er gehörte nicht zu der glücklicheren Generation von Schurz und Kapp; er war einer jener „grauen Deutschen.“

Der Name Franz Lieber hat in der Litteratur der Staatswissenschaft einen guten Klang; er wird von der Wissenschaft als ein tiefer und origineller Denker über Staat und staatliches Leben geehrt. Aber über den Kreis seiner Fachgenossen hinaus ist er bei uns in Deutschland nur noch wenig gekannt, und doch verdient er, daß sein Andenken nicht nur in den Annalen der Wissenschaft, sondern im Gedächtniß seines Volkes erhalten bleibe. Nicht freiwillig hat er sein Vaterland verlassen, ihn trieb jene verblendete, engherzige Polizeipolitik, unter der Deutschland Jahrzehnte lang so schwer litt, in’s Exil. Dort aber, in der neuen Welt, deren Bürger er wurde, hat er gewirkt zur hohen Ehre des deutschen Namens durch sein reines, edles Leben, wie durch die geistvolle Pflege, des wissenschaftlichen Gedankens. In Zeiten, da Deutschland noch keine Macht war unter den Nationen, da es auf den meisten Gebieten praktischer Bethätigung hinter andern Völkern zurückstand, war doch die Pflege der Wissenschaft der ureigenste Ruhm des deutschen Namens; das kostbarste Geschenk, welches Deutschland den Völkern des Erdkreises darbot. Und als ein Sendbote deutscher Wissenschaftlichkeit hat Franz Lieber in Amerika gewirkt, die

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[7/0007] er hat diesen Beruf auch segensreich und wirksam ausgeübt, freilich nicht im lauten Getümmel des praktischen Lebens, sondern im stillen Schaffen wissenschaftlichen Denkens. In seiner Natur war zu viel vom deutschen Gelehrten, als daß er praktisch in die nur allzu praktische amerikanische Tagespolitik hätte eingreifen können; und nach Deutschland, wo er unter den neuen Verhältnissen hätte politisch wirken können, kehrte er nicht zurück; da er zur Zeit, als der nationale Aufschwung sich vollzog, bereits ein Greis war und seit mehr als 40 Jahren in Amerika eingelebt. Denn er gehörte nicht zu der glücklicheren Generation von Schurz und Kapp; er war einer jener „grauen Deutschen.“ Der Name Franz Lieber hat in der Litteratur der Staatswissenschaft einen guten Klang; er wird von der Wissenschaft als ein tiefer und origineller Denker über Staat und staatliches Leben geehrt. Aber über den Kreis seiner Fachgenossen hinaus ist er bei uns in Deutschland nur noch wenig gekannt, und doch verdient er, daß sein Andenken nicht nur in den Annalen der Wissenschaft, sondern im Gedächtniß seines Volkes erhalten bleibe. Nicht freiwillig hat er sein Vaterland verlassen, ihn trieb jene verblendete, engherzige Polizeipolitik, unter der Deutschland Jahrzehnte lang so schwer litt, in’s Exil. Dort aber, in der neuen Welt, deren Bürger er wurde, hat er gewirkt zur hohen Ehre des deutschen Namens durch sein reines, edles Leben, wie durch die geistvolle Pflege, des wissenschaftlichen Gedankens. In Zeiten, da Deutschland noch keine Macht war unter den Nationen, da es auf den meisten Gebieten praktischer Bethätigung hinter andern Völkern zurückstand, war doch die Pflege der Wissenschaft der ureigenste Ruhm des deutschen Namens; das kostbarste Geschenk, welches Deutschland den Völkern des Erdkreises darbot. Und als ein Sendbote deutscher Wissenschaftlichkeit hat Franz Lieber in Amerika gewirkt, die

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Zitationshilfe: Preuß, Hugo: Franz Lieber, ein Bürger zweier Welten. Berlin, 1886, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/preuss_franz_1886/7>, abgerufen am 24.11.2024.