Preuß, Hugo: Franz Lieber, ein Bürger zweier Welten. Berlin, 1886.auch gegen jene verkehrten Freiheitsphantastereien der Socialisten und Communisten, und stets hat er nachdrücklichst betont, daß das Freiheitsideal dieser Leute sich vom unsinnigsten Despotismus, sich von der Sklaverei nur durch den Namen unterscheidet. Sehr beherzigenswerth für die große Menge der politischen Quietisten auch in unseren Tagen sind die folgenden Worte Lieber's: "Es ist ein schwerer Irrthum, zu meinen, daß unbeschränkte Herrschaft eines weisen und edlen Willkürherrschers die beste Regierung sei. In ihren Folgen ist sie selbst schlimmer als unbeschränkte Herrschaft eines Wüthrichs. Dieser mag zum Nachdenken und Widerstand führen, die Weisheit und der Glanz dagegen der unbeschränkten Herrschaft eines großen Willkürherrschers blendet das Volk und macht es eines besseren bürgerlichen Zustandes unfähig ... Die Zeiträume, welche auf große und glänzende unbeschränkte Herrscher folgten, waren stets unheilvoll." Mit dieser Schrift hat Lieber dem Freiheitsdrange auch des deutschen Volkes ein neues Ziel gewiesen. Ein tieferes Verständniß dieses Zieles, dieser neuen Bahn freiheitlicher Entwicklung durch seine gewaltigen, grundlegenden Werke herbeigeführt, und so die Mission Lieber's glänzend fortgesetzt zu haben, ist das unsterbliche Verdienst Rudolf Gneist's. Durch diese Schriften und sein ganzes Wirken erwarb Lieber seinem Namen einen guten Klang im Lande, und seiner Person viele bewundernde Freunde in beiden Welten. Aber alle Arbeit und aller Erfolg vermochte in seiner Brust nicht die Stimme der Sehnsucht zu ersticken, die ihn drängte, noch einmal Europa, die Heimath wiederzusehen. Diese Sehnsucht ward verstärkt durch die Unbehaglichkeit seines dermaligen Wohnsitzes, durch das drückende Gefühl der Einsamkeit inmitten fremder, ihn nicht verstehender Naturen. Schon im Jahre 1837 schrieb er auch gegen jene verkehrten Freiheitsphantastereien der Socialisten und Communisten, und stets hat er nachdrücklichst betont, daß das Freiheitsideal dieser Leute sich vom unsinnigsten Despotismus, sich von der Sklaverei nur durch den Namen unterscheidet. Sehr beherzigenswerth für die große Menge der politischen Quietisten auch in unseren Tagen sind die folgenden Worte Lieber’s: „Es ist ein schwerer Irrthum, zu meinen, daß unbeschränkte Herrschaft eines weisen und edlen Willkürherrschers die beste Regierung sei. In ihren Folgen ist sie selbst schlimmer als unbeschränkte Herrschaft eines Wüthrichs. Dieser mag zum Nachdenken und Widerstand führen, die Weisheit und der Glanz dagegen der unbeschränkten Herrschaft eines großen Willkürherrschers blendet das Volk und macht es eines besseren bürgerlichen Zustandes unfähig … Die Zeiträume, welche auf große und glänzende unbeschränkte Herrscher folgten, waren stets unheilvoll.“ Mit dieser Schrift hat Lieber dem Freiheitsdrange auch des deutschen Volkes ein neues Ziel gewiesen. Ein tieferes Verständniß dieses Zieles, dieser neuen Bahn freiheitlicher Entwicklung durch seine gewaltigen, grundlegenden Werke herbeigeführt, und so die Mission Lieber’s glänzend fortgesetzt zu haben, ist das unsterbliche Verdienst Rudolf Gneist’s. Durch diese Schriften und sein ganzes Wirken erwarb Lieber seinem Namen einen guten Klang im Lande, und seiner Person viele bewundernde Freunde in beiden Welten. Aber alle Arbeit und aller Erfolg vermochte in seiner Brust nicht die Stimme der Sehnsucht zu ersticken, die ihn drängte, noch einmal Europa, die Heimath wiederzusehen. Diese Sehnsucht ward verstärkt durch die Unbehaglichkeit seines dermaligen Wohnsitzes, durch das drückende Gefühl der Einsamkeit inmitten fremder, ihn nicht verstehender Naturen. Schon im Jahre 1837 schrieb er <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0032" n="32"/> auch gegen jene verkehrten Freiheitsphantastereien der Socialisten und Communisten, und stets hat er nachdrücklichst betont, daß das Freiheitsideal dieser Leute sich vom unsinnigsten Despotismus, sich von der Sklaverei nur durch den Namen unterscheidet. Sehr beherzigenswerth für die große Menge der politischen Quietisten auch in unseren Tagen sind die folgenden Worte <hi rendition="#g">Lieber’s</hi>: „Es ist ein schwerer Irrthum, zu meinen, daß unbeschränkte Herrschaft eines weisen und edlen Willkürherrschers die beste Regierung sei. 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auch gegen jene verkehrten Freiheitsphantastereien der Socialisten und Communisten, und stets hat er nachdrücklichst betont, daß das Freiheitsideal dieser Leute sich vom unsinnigsten Despotismus, sich von der Sklaverei nur durch den Namen unterscheidet. Sehr beherzigenswerth für die große Menge der politischen Quietisten auch in unseren Tagen sind die folgenden Worte Lieber’s: „Es ist ein schwerer Irrthum, zu meinen, daß unbeschränkte Herrschaft eines weisen und edlen Willkürherrschers die beste Regierung sei. In ihren Folgen ist sie selbst schlimmer als unbeschränkte Herrschaft eines Wüthrichs. Dieser mag zum Nachdenken und Widerstand führen, die Weisheit und der Glanz dagegen der unbeschränkten Herrschaft eines großen Willkürherrschers blendet das Volk und macht es eines besseren bürgerlichen Zustandes unfähig … Die Zeiträume, welche auf große und glänzende unbeschränkte Herrscher folgten, waren stets unheilvoll.“
Mit dieser Schrift hat Lieber dem Freiheitsdrange auch des deutschen Volkes ein neues Ziel gewiesen. Ein tieferes Verständniß dieses Zieles, dieser neuen Bahn freiheitlicher Entwicklung durch seine gewaltigen, grundlegenden Werke herbeigeführt, und so die Mission Lieber’s glänzend fortgesetzt zu haben, ist das unsterbliche Verdienst Rudolf Gneist’s.
Durch diese Schriften und sein ganzes Wirken erwarb Lieber seinem Namen einen guten Klang im Lande, und seiner Person viele bewundernde Freunde in beiden Welten. Aber alle Arbeit und aller Erfolg vermochte in seiner Brust nicht die Stimme der Sehnsucht zu ersticken, die ihn drängte, noch einmal Europa, die Heimath wiederzusehen. Diese Sehnsucht ward verstärkt durch die Unbehaglichkeit seines dermaligen Wohnsitzes, durch das drückende Gefühl der Einsamkeit inmitten fremder, ihn nicht verstehender Naturen. Schon im Jahre 1837 schrieb er
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