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von Preuschen, Hermione: Yoshiwara. Vom Freudenhaus des Lebens. Berlin, 1920.

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Liebesdienst einstellte und sich mit einer weniger vorzüglichen Hausdame begnügte. So hatte sie Indra verständigt, daß sie morgen, am sechsundzwanzigsten Februar, eines der Feenkleidchen anziehen und zum Freudendienst hinuntergehen müsse, die strengeren Hausdamenpflichten einer anderen Hilfe überlassend. Ein alter "Dragoner" war dafür schon eingerückt, eine Ausrangierte, wie Madame sagte.

Sie hatte Indra ein kirschfarbenes, tiefdekolletiertes Seidenfähnchen ausgesucht, das ihre herrlichen Formen mehr zeigte als verhüllte. Dann sollte sie ihr lockiges Haar in seiner dunklen Fülle frei fließen lassen, über der Stirn lag ein Similibrillant. Madame selber hatte sie angezogen und frisiert. Nun führte sie sie hinunter, und anfangs erkannte niemand unter der neuen Schönheit, von Madame geschminkt und zurechtgemacht, die keusche "Hausdame". Da trat plötzlich, wie ein Deus ex Machina, Boris in den Empfangssaal, von allen mit Jubel begrüßt. Indra aber wäre ihm in der Freude ihres Herzens fast um den Hals gefallen.

Liebesdienst einstellte und sich mit einer weniger vorzüglichen Hausdame begnügte. So hatte sie Indra verständigt, daß sie morgen, am sechsundzwanzigsten Februar, eines der Feenkleidchen anziehen und zum Freudendienst hinuntergehen müsse, die strengeren Hausdamenpflichten einer anderen Hilfe überlassend. Ein alter „Dragoner“ war dafür schon eingerückt, eine Ausrangierte, wie Madame sagte.

Sie hatte Indra ein kirschfarbenes, tiefdekolletiertes Seidenfähnchen ausgesucht, das ihre herrlichen Formen mehr zeigte als verhüllte. Dann sollte sie ihr lockiges Haar in seiner dunklen Fülle frei fließen lassen, über der Stirn lag ein Similibrillant. Madame selber hatte sie angezogen und frisiert. Nun führte sie sie hinunter, und anfangs erkannte niemand unter der neuen Schönheit, von Madame geschminkt und zurechtgemacht, die keusche „Hausdame“. Da trat plötzlich, wie ein Deus ex Machina, Boris in den Empfangssaal, von allen mit Jubel begrüßt. Indra aber wäre ihm in der Freude ihres Herzens fast um den Hals gefallen.

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[90/0089] Liebesdienst einstellte und sich mit einer weniger vorzüglichen Hausdame begnügte. So hatte sie Indra verständigt, daß sie morgen, am sechsundzwanzigsten Februar, eines der Feenkleidchen anziehen und zum Freudendienst hinuntergehen müsse, die strengeren Hausdamenpflichten einer anderen Hilfe überlassend. Ein alter „Dragoner“ war dafür schon eingerückt, eine Ausrangierte, wie Madame sagte. Sie hatte Indra ein kirschfarbenes, tiefdekolletiertes Seidenfähnchen ausgesucht, das ihre herrlichen Formen mehr zeigte als verhüllte. Dann sollte sie ihr lockiges Haar in seiner dunklen Fülle frei fließen lassen, über der Stirn lag ein Similibrillant. Madame selber hatte sie angezogen und frisiert. Nun führte sie sie hinunter, und anfangs erkannte niemand unter der neuen Schönheit, von Madame geschminkt und zurechtgemacht, die keusche „Hausdame“. Da trat plötzlich, wie ein Deus ex Machina, Boris in den Empfangssaal, von allen mit Jubel begrüßt. Indra aber wäre ihm in der Freude ihres Herzens fast um den Hals gefallen.

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Zitationshilfe: von Preuschen, Hermione: Yoshiwara. Vom Freudenhaus des Lebens. Berlin, 1920, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/preuschen_yoshiwara_1920/89>, abgerufen am 24.11.2024.