von Preuschen, Hermione: Yoshiwara. Vom Freudenhaus des Lebens. Berlin, 1920.einmal einen Austausch für sie mit einer Japanerin, aus Number nine in Yokohama, vorgeschlagen. Sie hatte ja doch genug deutsche Mädchen, und in Margot eine vollkommene Repräsentantin der Nation. So eine kleine Geisha, die den Männern wie eine kleine Maus über den Rücken spaziert, wäre doch wirklich eine Bereicherung der "pension" Vais. -- Sie wollte sich's überlegen, wenn Boris wiederkäme; vielleicht behielt sie auch dann alle beide, er solle die kleine Maus nur bringen. Das Geschäft ging ganz gut in letzter Zeit! Es hatte entschieden einen vornehmeren Anstrich bekommen seit Indras Hausdamenschaft. Unwillkürlich waren sämtliche Preise gestiegen. Für Indra waren schon beträchtliche Angebote bei Madame eingelaufen, ihr selbst wagte man sie gar nicht ins Gesicht zu sagen, wenn sie einen so abweisend ansah. Madame wollte sie nicht zwingen. Noch nicht. Sie war eine Menschenkennerin und wollte das Früchtchen erst vollreif werden lassen. Margot war in ihrem Zenith. Wenn sie mit gebeugtem Köpfchen, ihrem Madonnenscheitel und einmal einen Austausch für sie mit einer Japanerin, aus Number nine in Yokohama, vorgeschlagen. Sie hatte ja doch genug deutsche Mädchen, und in Margot eine vollkommene Repräsentantin der Nation. So eine kleine Geisha, die den Männern wie eine kleine Maus über den Rücken spaziert, wäre doch wirklich eine Bereicherung der „pension“ Vais. — Sie wollte sich’s überlegen, wenn Boris wiederkäme; vielleicht behielt sie auch dann alle beide, er solle die kleine Maus nur bringen. Das Geschäft ging ganz gut in letzter Zeit! Es hatte entschieden einen vornehmeren Anstrich bekommen seit Indras Hausdamenschaft. Unwillkürlich waren sämtliche Preise gestiegen. Für Indra waren schon beträchtliche Angebote bei Madame eingelaufen, ihr selbst wagte man sie gar nicht ins Gesicht zu sagen, wenn sie einen so abweisend ansah. Madame wollte sie nicht zwingen. Noch nicht. Sie war eine Menschenkennerin und wollte das Früchtchen erst vollreif werden lassen. Margot war in ihrem Zenith. Wenn sie mit gebeugtem Köpfchen, ihrem Madonnenscheitel und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0077" n="78"/> einmal einen Austausch für sie mit einer Japanerin, aus Number nine in Yokohama, vorgeschlagen. Sie hatte ja doch genug deutsche Mädchen, und in Margot eine vollkommene Repräsentantin der Nation. So eine kleine Geisha, die den Männern wie eine kleine Maus über den Rücken spaziert, wäre doch wirklich eine Bereicherung der „<hi rendition="#aq">pension</hi>“ Vais. — Sie wollte sich’s überlegen, wenn Boris wiederkäme; vielleicht behielt sie auch dann alle beide, er solle die kleine Maus nur bringen.</p> <p>Das Geschäft ging ganz gut in letzter Zeit! Es hatte entschieden einen vornehmeren Anstrich bekommen seit Indras Hausdamenschaft. Unwillkürlich waren sämtliche Preise gestiegen. Für Indra waren schon beträchtliche Angebote bei Madame eingelaufen, ihr selbst wagte man sie gar nicht ins Gesicht zu sagen, wenn sie einen so abweisend ansah. Madame wollte sie nicht zwingen. Noch nicht. Sie war eine Menschenkennerin und wollte das Früchtchen erst vollreif werden lassen. Margot war in ihrem Zenith. Wenn sie mit gebeugtem Köpfchen, ihrem Madonnenscheitel und </p> </div> </body> </text> </TEI> [78/0077]
einmal einen Austausch für sie mit einer Japanerin, aus Number nine in Yokohama, vorgeschlagen. Sie hatte ja doch genug deutsche Mädchen, und in Margot eine vollkommene Repräsentantin der Nation. So eine kleine Geisha, die den Männern wie eine kleine Maus über den Rücken spaziert, wäre doch wirklich eine Bereicherung der „pension“ Vais. — Sie wollte sich’s überlegen, wenn Boris wiederkäme; vielleicht behielt sie auch dann alle beide, er solle die kleine Maus nur bringen.
Das Geschäft ging ganz gut in letzter Zeit! Es hatte entschieden einen vornehmeren Anstrich bekommen seit Indras Hausdamenschaft. Unwillkürlich waren sämtliche Preise gestiegen. Für Indra waren schon beträchtliche Angebote bei Madame eingelaufen, ihr selbst wagte man sie gar nicht ins Gesicht zu sagen, wenn sie einen so abweisend ansah. Madame wollte sie nicht zwingen. Noch nicht. Sie war eine Menschenkennerin und wollte das Früchtchen erst vollreif werden lassen. Margot war in ihrem Zenith. Wenn sie mit gebeugtem Köpfchen, ihrem Madonnenscheitel und
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