von Preuschen, Hermione: Yoshiwara. Vom Freudenhaus des Lebens. Berlin, 1920.Wenn ihr diese die schönen Kleider aufzwänge und sie hinunterstieße zwischen die anderen "Pensionsfräulein", zu gefälligen Diensten für jeden, der zahlte? -- Sie mußte fliehen, sie mußte sterben! Aber wie? Zum ersten hatte sie kein Geld, und zum zweiten -- sie war noch so jung, sie war noch niemals glücklich gewesen, das Leben hatte noch so viel tausend Möglichkeiten für sie. Gegen Morgen erst fiel sie in einen schweren Schlaf. -- Madame Vais rief von der Tür her: "Brostoczicz will das Vögerl abholen zur Bergpartie. Ein lustig's Leben hat's hier und keine Pflichten -- bis jetzt!" "Ich komme in einer halben Stunde", antwortete Indra und stand bald darauf Brostoczicz gegenüber. Sie sahen alle beide übernächtig aus, mit tiefen Ringen unter den Augen. Draußen warteten schon die Rickshawmänner, die sie zum botanischen Garten fuhren. Von dort ging's im Tragkorb noch zwei Stunden den steilen Weg durch den Urwald hinauf. -- Oben war ein überwältigender Blick auf Wenn ihr diese die schönen Kleider aufzwänge und sie hinunterstieße zwischen die anderen „Pensionsfräulein“, zu gefälligen Diensten für jeden, der zahlte? — Sie mußte fliehen, sie mußte sterben! Aber wie? Zum ersten hatte sie kein Geld, und zum zweiten — sie war noch so jung, sie war noch niemals glücklich gewesen, das Leben hatte noch so viel tausend Möglichkeiten für sie. Gegen Morgen erst fiel sie in einen schweren Schlaf. — Madame Vais rief von der Tür her: „Brostoczicz will das Vögerl abholen zur Bergpartie. Ein lustig’s Leben hat’s hier und keine Pflichten — bis jetzt!“ „Ich komme in einer halben Stunde“, antwortete Indra und stand bald darauf Brostoczicz gegenüber. Sie sahen alle beide übernächtig aus, mit tiefen Ringen unter den Augen. Draußen warteten schon die Rickshawmänner, die sie zum botanischen Garten fuhren. Von dort ging’s im Tragkorb noch zwei Stunden den steilen Weg durch den Urwald hinauf. — Oben war ein überwältigender Blick auf <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0068" n="69"/> <p>Wenn ihr diese die schönen Kleider aufzwänge und sie hinunterstieße zwischen die anderen „Pensionsfräulein“, zu gefälligen Diensten für jeden, der zahlte? — Sie mußte fliehen, sie mußte sterben! Aber wie? Zum ersten hatte sie kein Geld, und zum zweiten — sie war noch so jung, sie war noch niemals glücklich gewesen, das Leben hatte noch so viel tausend Möglichkeiten für sie.</p> <p>Gegen Morgen erst fiel sie in einen schweren Schlaf. — Madame Vais rief von der Tür her: „Brostoczicz will das Vögerl abholen zur Bergpartie. Ein lustig’s Leben hat’s hier und keine Pflichten — bis jetzt!“</p> <p>„Ich komme in einer halben Stunde“, antwortete Indra und stand bald darauf Brostoczicz gegenüber. Sie sahen alle beide übernächtig aus, mit tiefen Ringen unter den Augen.</p> <p>Draußen warteten schon die Rickshawmänner, die sie zum botanischen Garten fuhren.</p> <p>Von dort ging’s im Tragkorb noch zwei Stunden den steilen Weg durch den Urwald hinauf. — Oben war ein überwältigender Blick auf </p> </div> </body> </text> </TEI> [69/0068]
Wenn ihr diese die schönen Kleider aufzwänge und sie hinunterstieße zwischen die anderen „Pensionsfräulein“, zu gefälligen Diensten für jeden, der zahlte? — Sie mußte fliehen, sie mußte sterben! Aber wie? Zum ersten hatte sie kein Geld, und zum zweiten — sie war noch so jung, sie war noch niemals glücklich gewesen, das Leben hatte noch so viel tausend Möglichkeiten für sie.
Gegen Morgen erst fiel sie in einen schweren Schlaf. — Madame Vais rief von der Tür her: „Brostoczicz will das Vögerl abholen zur Bergpartie. Ein lustig’s Leben hat’s hier und keine Pflichten — bis jetzt!“
„Ich komme in einer halben Stunde“, antwortete Indra und stand bald darauf Brostoczicz gegenüber. Sie sahen alle beide übernächtig aus, mit tiefen Ringen unter den Augen.
Draußen warteten schon die Rickshawmänner, die sie zum botanischen Garten fuhren.
Von dort ging’s im Tragkorb noch zwei Stunden den steilen Weg durch den Urwald hinauf. — Oben war ein überwältigender Blick auf
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